'Sie sprechen aber gut deutsch', sagt man zu ihnen. 'Woher kommen Sie denn?' fragt man sie. Und tröstet sie schließlich mit den Worten: 'So schwarz sind Sie ja gar nicht.' Alltäglicher Rassismus, dem sie ausgesetzt sind: Die afro-deutschen Frauen, die hier zu Wort kommen, fühlen sich oft fremd in ihrem eigenen Land. Sie sind hier geboren und aufgewachsen, als Kind schwarzer Väter und weißer Mütter. Sie wurden als 'Mischlinge' bezeichnet oder als 'Besatzungskinder', heute nennt man sie oft 'Farbige'. Sie sind Deutsche und werden doch wie Fremde behandelt, ausgegrenzt, 'bestenfalls' als exotisch angesehen. Mit ihrem Buch versuchen die Autorinnen, sich auf die Suche nach ihrer Geschichte zu begeben, gesellschaftliche Zusammenhänge von Rassismus offenzulegen und auf ihre besondere Situation aufmerksam zu machen. Eine Situation, die sich derzeit, im Zeichen zunehmend rassistischer Übergriffe und des Ausländerhasses, verschärft hat.
Katharina Oguntoye Livres




Sisters and Souls
Inspirationen von May Ayim
Erst im Zuge der aufsteigenden Frauenbewegung der 1980er Jahre entstand in Deutschland die Schwarze Bewegung, in der die ghanaisch-deutsche Dichterin May Ayim eine tragende Rolle spielte. Für ihr Schreiben bekam sie internationale Anerkennung und durch ihre Mitherausgeberschaft des Standardwerkes Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte (1986) schuf sie gemeinsam mit anderen Frauen ein Identitätsangebot, das den Nachfolgegenerationen als Quelle der Kraft und Kreativität dient. Zum 20. Todestag von May Ayim präsentieren Schwarze Autorinnen verschiedener Generationen in Sisters and Souls auf bewegende Art und Weise, wie sie politisch und persönlich von May Ayim inspiriert worden sind. Ihre verschiedenen Lebensgeschichte und Schaffenswerke spiegeln eine Kontinuität Schwarzer Geschichte(n) in Deutschland wieder, die bereits vor den 80ern begann(en). Die „herstories“ bieten einen Rückblick auf die zweite Welle der Schwarzen Bewegung, einen Einblick in die alltägliche Gegenwart von Schwarzen Menschen und einen Ausblick darauf, wie sie ihre Zukunft in Deutschland des 21. Jahrhunderts sehen. In afrodeutscher Tradition wird in dem Raum dazwischen das Gesprochene zum Geschriebenen, das Geschriebene zum Lebendigen und das Lebendige mittels ausgewählter Adinkra-Symbole versinnbildlicht und mit bislang unveröffentlichten Texten von May Ayim gekrönt.
Schwarze Wurzeln
Afro-deutsche Familiengeschichten von 1884 bis 1950
Katharina Onguntoye beleuchtet die Lebenssituation von Afrikaner*innen und Afro-Deutschen in Deutschland von 1884 bis 1950. Bisher war der Blick auf Schwarze Menschen in Deutschland bestimmt von der Sicht der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Gefragt wurde danach, wie Schwarze Menschen in dieser Gesellschaft wahrgenommen bzw. ausgegrenzt werden und dabei wurden ihre Geschichte und ihr Leben lediglich als exotisches Beiwerk oder marginale Einzelfälle dargestellt."Schwarze Wurzeln" stellt dem erstmals einen Überblick über die Situation der Afrikaner*innen und Afro-Deutschen für die gesamte Periode der neueren deutschen Geschichte bis nach dem Zweiten Weltkrieg entgege. Der Schwerpunkt liegt auf den Lebenswirklichkeiten und der Perspektive der schwarzen Menschen in Deutschland.