Occupy, Commons and other social experiments show: New collectivities are invented and tested. Gesa Ziemer enriches this debate through the insight that in the process, the reinterpretation of old forms of joint action can play an essential role. By looking at complicities in art, science and economy, ongoing collectivization is exposed. Complicity means the committing of an act together, so the definition of criminal law. But for a long time now the concept has also been targeted at legal collective actions - mainly in innovative environments. Individuals act jointly in an intensely affective way - albeit only temporarily, bindingly in common - but still individually, inventively - and at the same time in a goal-oriented manner.
Gesa Ziemer Livres



Occupy, Commons oder andere soziale Experimente zeigen: Neue Kollektivitäten werden allenthalben erfunden und erprobt. Gesa Ziemer bereichert diese Debatte um die Einsicht, dass dabei die Umdeutung alter Formen gemeinschaftlichen Handelns eine wesentliche Rolle spielen kann. Der Blick auf Komplizenschaften in Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft legt eine solche Form aktueller Kollektivierung frei. Komplizenschaft heißt Mittäterschaft: Man hat eine Idee, schmiedet einen Plan und setzt diesen gemeinsam um. So definiert es das Strafrecht. Der Begriff zielt aber längst nicht nur auf illegale kollektive Handlungen ab, sondern auch auf legale - vor allem in innovativen Umgebungen. Gemeinschaftlich handeln Individuen dabei hochgradig affektiv - jedoch nur temporär, verbindlich gemeinsam - aber doch individuell, erfinderisch - und gleichzeitig zielorientiert. In einer beigelegten DVD präsentieren Personen aus den Bereichen Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft ihre Vorstellungen und Praktiken von Komplizenschaft.
Verletzbare Orte
Entwurf einer praktischen Ästhetik
Wie kann man das Verhältnis von Kunst und Philosophie heute denken? Gesa Ziemer verfolgt eine Spur durch die jüngere Geschichte der Ästhetik und zeigt, dass sich eine Auffassung herauskristallisiert hat, die nicht über, sondern mit Kunst reflektiert. Die Pointe im ›Mit‹ liegt darin, dass diese Art der Ästhetik dazu aufruft, nicht nur vor-, sondern vielfältig darstellerisch tätig zu sein. Im Anschluss an Gilles Deleuze und Hans Blumenberg zeigt die Autorin, wie das Moment der Darstellung nicht nur in der Kunst, sondern auch im philosophischen Text selbst bestimmend wird. Durch einen experimentellen Umgang mit den Begriffen und anderen Schreibweisen rücken beide Autoren ihre Philosophie in die Nähe der Kunst, ohne vollständig in dieser aufzugehen. Durch solche Verfahren stellt sich ein »verletzbares«, aber zugleich äußerst produktives Verhältnis zwischen Kunst und Philosophie ein. Gesa Ziemer bleibt jedoch nicht bei der Analyse historischer Texte stehen, sondern fügt dem Buch einen eigenen Film an. In »augen blicke N« reflektieren Performancekünstler die ästhetische Figur des verletzbaren Körpers und lassen die Bühne zum Ort der Verletzbarkeit par excellence werden. In ihrem Entwurf einer praktischen Ästhetik verknüpft Gesa Ziemer Sprache und Bild und plädiert dafür, dass sinnliche Phänomene auch sinnliche Reflexionsformate brauchen.