Das Sekundärwerk zu Elfriede Jelineks Œuvre ist engagiert und umfassend; dennoch mangelt es auch Jahre nach dem Nobelpreis immer noch an schlüssigen Interpretationsansätzen. Eine systematische Engführung mit zeithistorischen Theorien zu innerösterreichischen Gedächtnisdiskursen fehlte bislang zur Gänze. Im Rahmen dieser Studie bietet Sylvia Paulischin-Hovdar daher eine neue Herangehensweise mit zeitgeschichtlicher Perspektivierung an. Sie unterzieht das Skandalstück „Burgtheater“, den Gespensterroman „Die Kinder der Toten“ und den Bühnenmonolog „Das Lebewohl“ einer exemplarischen Interpretation. Die Ergebnisse sprechen für die Effizienz der vorgeschlagenen Methode, welche die historischen Dimensionen literarischer Texte auslotet, aber auch die Textualität von Geschichte hinterfragt.
Sylvia Paulischin Hovdar Livres



Grenzen: Flucht und Widerstand
Literarische Antworten auf ein politisches Thema
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Im Angesicht der großen Fluchtbewegungen der letzten halben Dekade wird der Begriff Grenze im allgemeinen Sprachgebrauch vielfach einseitig und tendenziös verwendet. Wie differenziert und vielseitig sich eine Grenze darstellen kann, zeigt der vorliegende Sammelband mit Texten ehemaliger Franz Werfel-Stipendiaten, die mithilfe ihrer literarischen Analysen über den Tellerand hinaus in die große weite Welt, in Zwischenwelten und in innere Welten blicken und über diese treffend zu berichten wissen.
Frauen spielen im Zusammenhang mit Nationalsozialismus und Krieg im öffentlichen Bewusstsein immer noch eine kaum wahrgenommene Rolle. Die Filmschauspielerin und Produzentin Leni Riefenstahl, die Hitler-Sekretärin Traudl Junge und die Wehrmachtshelferin Ilse Schmidt - drei Frauen, die ihre Erinnerungen an die NS-Zeit in autobiographischen Texten festgehalten haben - bewerten ihre Mitverantwortung für das Funktionieren des Regimes selbst auf höchst unterschiedliche Weise. Mithilfe philologischer Verfahren macht Sylvia Hovdar in der vorliegenden Forschungsarbeit die Tiefenstrukturen der genannten Texte kenntlich. Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen dabei erinnerungs- sowie frauengeschichtliche Fragestellungen. Mit den Ergebnissen aus der Textanalyse möchte die Autorin, selbst in beiden Disziplinen beheimatet, das Potential poetologischer Verfahren für das geschichtswissenschaftliche Arbeiten nachweisen.