Der Modernisierungs- und Liberalisierungsprozess der Kirchen in den 1960er Jahren hatte einschneidende Auswirkungen auf das Leben der Ehefrauen protestantischer Pfarrer. Dieses Buch untersucht am Beispiel der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers die nicht-institutionelle Seite des pastoralen Amtes von der Reformation bis zum Ende des 20. Jahrhunderts und offenbart die tragischen Folgen eines tiefgreifenden Wandels: des Wechsels von religiös begründeten Wissensformen zu einer sozialtechnischen Denkweise. Kurz vor seinem Tod kommentierte der Philosoph und Theologe Ivan Illich diese Studie mit den Worten, die Autorin habe durch diese Forschungen „die Pfarrfrau zu einer Art Schlüssel gemacht, durch den sich sonst verborgene, verdrängte oder tabuisierte Aspekte nicht primär der Kirchen-, sondern der Sozialgeschichte erschliessen.“ (Ivan Illich)
Doris Riemann Livres


Wo die Lebenden den Toten begegnen ...
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Verstorbene, noch nicht bestattete Menschen stehen an einer Schwelle zwischen der Welt der Lebenden und der jenseitigen Welt der Toten, sie sind gleichzeitig anwesend und abwesend. Hinterbliebene nehmen in überlieferten Ritualen Abschied, doch seit der Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich der Umgang mit den Verstorbenen tiefgreifend gewandelt. Immer weniger Menschen können den Abschied hautnah erleben, da die Verstorbenen zunehmend aus dem Blick und den Sinnen geraten. Diese Studie untersucht, wie es in den letzten fünfzig Jahren dazu kam, dass die leibhaftige Erfahrung des Abschieds immer seltener wird. Der Tod wird nicht mehr als Teil des menschlichen Schicksals wahrgenommen, sondern als „Skandal“ einer modernen Lebensweise. Aus mikrohistorischer Sicht widmet sich die Arbeit dem zeitgeschichtlichen Wandel im Umgang mit Verstorbenen. Interviews mit einer langjährigen Bestatterin in Winsen/Aller und Gespräche mit Dorfbewohnern bilden das Gewebe der Studie. Ihre Erzählungen zeigen den Übergang von einer persönlichen Sorge um die Verstorbenen zu einem institutionalisierten und professionalisierten Umgang mit den Toten.