Mattias Iser Livres

Während die Forschungsliteratur zur Kritischen Theorie ganze Bibliotheken füllt, ist mit Franz L. Neumann gerade jener Denker weitgehend vernachlässigt worden, der als Jurist und Politologe dem Zusammenhang von Ökonomie, Recht und Demokratie nachging. In diesem Band versuchen u. a. Raul Hilberg, Axel Honneth, Claus Offe und Ulrich K. Preuß, diese Forschungslücke zu schließen: Welche Einsichten hält das Werk dieses Mitbegründers der deutschen Politikwissenschaft heute noch bereit? Nicht nur beeinflusste Neumanns Analyse des Nationalsozialismus die Nürnberger Prozesse sowie die gesamte spätere Holocaustforschung. Auch seine Rechtstheorie nimmt mit der Betonung der freiheits- und anerkennungssichernden Funktion der Herrschaft des Gesetzes bereits die „liberale Wende“ der Kritischen Theorie bei Jürgen Habermas vorweg. Gleichwohl bewahrt sich Neumann ein Gespür für die unaufhebbare Spannung von Recht und Macht; eine Spannung, die eine Kritische Theorie der Politik reflektieren muss, will sie Gefährdungen der Freiheit in der modernen Gesellschaft erkennen können – sei es angesichts von Bürokratisierung, ökonomischer Globalisierung oder zunehmender Fremdenfeindlichkeit.

Der Zusammenhang von Empörung und Fortschritt steht im Zentrum der kritischen Theorien von Jürgen Habermas und Axel Honneth. Beide eint das Projekt, universelle moralische Erwartungen aufzudecken, um eine umfassende Kritik der Gesellschaft zu begründen. Aber zeigt Empörung stets moralisches Unrecht an? Und lassen sich hieraus Kriterien moralischen Fortschritts gewinnen? Mattias Iser arbeitet die Vorund Nachteile der neueren Kritischen Theorie gegenüber konkurrierenden Ansätzen heraus. Zudem legt er den ersten umfassenden Vergleich der Theorien von Habermas und Honneth vor sowie eine Vermittlung ihrer Paradigmen – Verständigung und Anerkennung.