Die Veränderungen im Zuge der Krise in Europa, wie die Zunahme von sozialen Auseinandersetzungen, haben auf dramatische Weise vor Augen geführt, wie weitreichend der Einfluss der Europäischen Union mittlerweile ist. Aber nicht erst seit der Krise gibt es politische Auseinandersetzung um die Verfasstheit Europas. Ausgehend von materialistischer Staatstheorie zeigt Jens Wissel, welche sozialen Kräfte hinter dem Integrationsprozess stehen und wie gesellschaftliche Kämpfe auf den Aufbau der EU gewirkt haben. Es ist ein multiskalares europäisches Apparate-Ensemble entstanden, in welchem die nationalen wie die genuin europäischen Staatsapparate zu einem heterogenen und konflikthaften Gebilde verwoben sind. Das europäische Apparate-Ensemble wird durch ein, nach wie vor, labiles und umkämpftes neues Staatsprojekt strukturiert. Die Transformation hin zu einem postfordistischen Staatsapparate-Ensemble vollzieht sich nicht nur in den großen Vertragsveränderungen sondern vor allem in administrativen Mikropraktiken, die Kompetenzen verschieben und dehnen. Untersucht werden diese Prozesse anhand von drei Fallstudien. 1. Zur Entstehung von transnationalen sozialen Rechten in der Unionsbürgerschafts-Richtlinie. 2. Der Schaffung einer europäischen Blue Card zur Anwerbung von Hochqualifizierten. 3. Dem Ausbau der Grenzschutzagentur (FRONTEX).
Jens Wissel Livres



Staatstheorie vor neuen Herausforderungen
- 167pages
- 6 heures de lecture
Noch vor kurzem erschien der Nationalstaat in den internationalen staatstheoretischen Debatten bestenfalls als ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten. Neuerdings ist jedoch sein erstaunliches Comeback in den sozialwissenschaftlichen Debatten zu beobachten. Insbesondere im deutschsprachigen Raum gibt es wieder vermehrt staatstheoretisch angeleitete Forschungsprojekte. Die Beiträge in dem vorgestellten Band fragen nach der Transformation des Staates als Herrschaftsverhältnis und danach, wie Staatskritik heute möglich ist, wie sich die Geschlechterverhältnisse durch den Staat hindurch reproduzieren, wie sich der Staat im Prozess der Globalisierung räumlich restrukturiert, wie der neue Nationalismus beschaffen ist und welche Bedeutung die Debatten der transnationalen Migrationsforschung für eine Theorie des Staates im Postfordismus haben.
Die Transnationalisierung von Herrschaftsverhältnissen
- 229pages
- 9 heures de lecture
Seit der Krise des Fordismus haben alle gesellschaftlichen Bereiche grundlegende Veränderungen durchlaufen. In dem vorliegenden Buch wird unter Rückgriff auf die staats- und klassentheoretischen Grundlagen von Nicos Poulantzas eine spezielle Perspektive auf diese Umbrüche entwickelt. Diese Perspektive ermöglicht es, die Mehrdimensionalität der Transnationalisierungsprozesse zu offenbaren und die Bedeutung von Macht- und Herrschaftsbeziehungen zu betonen. „Wissel bietet eine hervorragende Zusammenfassung der zentralen Argumente von Poulantzas über Klassen im zeitgenössischen Kapitalismus, die Natur und die Grenzen des kapitalistischen Staates. All dies ist prägnant, gut argumentiert und durchdacht evaluiert. Besonders gut entwickelt war die Diskussion über die innere Bourgeoisie als Schlüsselbegriff, der in den Bedingungen des Atlantischen Fordismus der 1960er und 1970er Jahre verwurzelt ist und seine potenzielle Relevanz für die 1990er und 2000er Jahre. (…) Als Spezialist für das Werk von Poulantzas war ich von der Klarheit der Argumentation und der Anzahl interessanter neuer kritischer Anmerkungen überrascht.“ (Bob Jessop) Nach der theoretischen Entwicklung werden die Veränderungen der Transnationalisierungsprozesse durch eine Analyse der WTO und ihres institutionellen Umfelds konkretisiert. Der vertretenen These zufolge ist eine transnationale imperiale Netzwerkstruktur entstanden, in der sich verschiedene Regime und Regulat