Das qualvolle Sterben des angeschossenen Peter Fechter im Todesstreifen der Berliner Mauer und die Weigerung der Grenzpolizisten, ihm zu helfen, geschahen vor den Augen der Weltöffentlichkeit und schadeten dem Ansehen der DDR mehr als die Errichtung der Sperranlagen am 13. August 1961. Die Fotos von Wolfgang Bera und der Film von Herbert Ernst über das Sterben des siebzehnjährigen Maurergesellen offenbarten den unmenschlichen Charakter des SED-Regimes. Durch die weltweite Verbreitung der filmischen Sequenz wurde sein Tod zum Symbol für Unfreiheit und Unterdrückung. Inspiriert von der Brutalität dieser Diktatur entstanden zahlreiche Zeitungsberichte und Essays. Peter Fechter wurde zur Leitfigur des Protests und Widerstands. Bis zum Fall der Berliner Mauer demonstrierten Gegner des SED-Regimes an den Abschnitten dieser Grenze und erinnerten an die Opfer des Unrechtsstaats, die durch Schusswaffengebrauch, Bodenminen und Selbstschussanlagen getötet oder verletzt wurden. Sein Tod wirft bis heute einen Schatten auf die Geschichte der DDR und deren Verklärung als sozialistisches Staatsgebilde. Mit diesem Buch wird die Kameraarbeit von Herbert Ernst vorgestellt, die eine wichtige Perspektive auf die Zeit des Kalten Kriegs bietet. Ohne seine Aufnahmen hätte der Westen viele Beweise gefehlt, um die unmenschlichen Maßnahmen des sozialistischen Mustersstaats zu dokumentieren und anzuprangern.
Ralf Gru nder Livres


Kunst verwandelte die Berliner Mauer in die längste Leinwand und Galerie der Welt. Von 1961 bis 1983 dominierten Sprüche in verschiedenen Sprachen, bis 1981 die Revolution der „Kunst an der Mauer“ begann. Künstler nutzten das triste Grau für Fotoreportagen, Filme, Installationen und großformatige Bilder, die das DDR-Regime und seine Grenzpolitik international ins Licht rückten. Jährlich strömten Hunderttausende Touristen nach West-Berlin, um die Kunstwerke an der Trennlinie zwischen Ost und West zu erleben. Dabei entdeckten sie die Werke von Künstlern wie Yadegar Asisi, Franco Bartoletti, Keith Haring und vielen anderen, deren Kunst mit dem Fall der Mauer verloren ging. Ralf Gründers aufwändig gestaltetes Buch setzt diesen Künstlern ein Denkmal und lässt die damalige Zeit, die Akteure und ihre Kunst lebendig werden. Es bietet anschauliche Einblicke in die Kunstszene an der Mauer, unterstützt durch Fotografien von namhaften Fotografen wie Helmut Newton und Thierry Noir. Das Buch dokumentiert nicht nur die kreative Rebellion, sondern bewahrt auch das Erbe einer einzigartigen Ära der Kunstgeschichte.