Das Feld der Märkte ist weit: Arbeitsmärkte, Heiratsmärkte oder Kapitalmärkte fallen ebenso darunter wie Flohmärkte, Viehmärkte oder Bazare. Der Markt kann ein konkreter Ort sein oder eine Metapher für Institutionen und Mechanismen, die Formen des Austausches regeln. Eine breitere Auseinandersetzung mit geschlechtsspezifischen Zugängen zu diversen Märkten, mit geschlechtsbestimmten Praktiken auf und Beschränkungen in diesen ist in den Geschichtswissenschaften erst in einigen Teilgebieten erfolgt. Den Märkten ein Themenheft der 'L’Homme' zu widmen, scheint gleichermaßen reizvoll wie herausfordernd. Spannend ist ein Zusammendenken von Geschlecht und Markt vor allem aus einer Perspektive, die Märkte als soziale Beziehungen begreift, die von Netzwerken, Vermittlung und Interessen getragen sind, und nicht als deren Destabilisierung. Da die analysierten Märkte im mediterranen Raum situiert sind, wird mit diesem Heft zugleich ein Beitrag zu den Mediterranean Studies geleistet.
Margareth Lanzinger Livres






Eine Löwin im Kampf gegen Napoleon?
Die Konstruktion der Heldin Katharina Lanz
Die facettenreiche Geschichte von Katharina Lanz, einer umstrittenen Heldin, die 1797 entscheidend zum Sieg der Tiroler gegen Napoleon beitrug. Das Buch untersucht die Konstruktion ihrer Symbolfigur, die über Jahrzehnte als Mädchen von Spinges bekannt war, und beleuchtet religiöse, nationale und geschlechtsspezifische Bedeutungen.
Verwaltete Verwandtschaft
Eheverbote, kirchliche und staatliche Dispenspraxis im 18. und 19. Jahrhundert
- 410pages
- 15 heures de lecture
Verwandtschaft strukturiert soziale Beziehungen. Besonders markant im ausgehenden 18. Jahrhundert war der beobachtbare Anstieg von Heiraten in nahen Verwandtschaftsgraden: zwischen Cousin und Cousine, Schwager und Schwägerin. Solchen Verbindungen standen nach kanonischem Recht jedoch Eheverbote entgegen, zu deren Aufhebung es einer päpstlichen Dispens bedurfte. Zudem griff der Staat nun in diese bis dahin kirchliche Domäne ein. Auf die wechselnden Dispenspolitiken reagierten Behörden, bischöfliche Konsistorien und Brautpaare auf vielfältige Weise. Die Studie untersucht die Dispenspraxis in den vier Diözesen Brixen, Chur, Salzburg und Trient. Sie verknüpft die aufwändigen kirchlichen und staatlichen Verfahrenswege mit Logiken der häuslichen Organisation.
Die Finanzkrise, wachsende soziale Ungleichheit, prekäre Arbeitsverhältnisse und steigende Migrantenzahlen haben ›die Ökonomie‹ gegenwärtig in den Vordergrund gesellschaftspolitischer Debatten gerückt. Die Beiträge gehen von einem breiten Begriff des Ökonomischen aus und fragen nach der Interaktion von Geschlecht und anderen Differenzkategorien in Zusammenhang mit materieller Kultur, Krediten, Schulden und Vermögensarrangements. Ökonomisches Handeln von Frauen und Männern zeigt sich dabei aufs Engste mit sozialen Beziehungen und Logiken verknüpft, und zwar bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. Zugleich wird sichtbar, wie kulturelle Phänomene auf Wirtschaftssektoren, auf die Geschlechterordnungen und die regulierenden Obrigkeiten gewirkt haben. Die Beiträge zeigen das Potenzial einer Verflechtungsgeschichte, die zu einem umfassenderen Verständnis ökonomischer Prozesse beiträgt.
Ungleichheit an der Grenze
- 221pages
- 8 heures de lecture
Aushandeln von Ehe
- 530pages
- 19 heures de lecture
Die Ehe war in der Geschichte der Neuzeit ein zentrales Ordnungsmodell und zugleich eine Institution von großer ökonomischer Relevanz. Geld und Güter flossen aus diesem Anlass zwischen den Generationen, zwischen Braut und Bräutigam oder wurden in Aussicht gestellt. Vermögenstransfers waren in der Forschung bislang hauptsächlich unter den Aspekten des Erbrechts und der Erbpraxis Thema. Doch stellte das Ehegüterrecht eine mindestens ebenso wichtige Grundlage dar. Denn das Verfügen über das eingebrachte und während der Ehe erwirtschaftete Vermögen sowie die Ansprüche von Witwen und Witwern variierten beträchtlich, nicht zuletzt je nachdem, ob Gütertrennung oder Gütergemeinschaft vorherrschte. Entsprechend unterschiedlich gestalteten sich die Inhalte von Heiratsverträgen. Vier Detailstudien analysieren das darin dokumentierte Aushandeln von Ehe in vergleichender Perspektive. Die Ergebnisse werden einleitend und abschließend in den Kontext europäischer Rechtsräume gestellt.
Latest research shows that contrary to assumptions the meaning of kinship that was believed to have declined since the middle ages and replaced by institutions is still of utmost importance: for social networks, in difficult and new situations, flow of material resources as well as for the achievement of social and political positions. Kinship also becomes increasingly important on the marriage market. This phenomena that became predominant in the late 18th century points towards a conceptual loss in meaning of kinship – in the sense of being freed of taboos - and an increase in meaning with regard to ‘usage’. This could be of existential meaning but can also cause conflict, dependence and obligations.