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Jana Günther

    Die politische Inszenierung der Suffragetten in Großbritannien
    Fragile Solidaritäten
    • Fragile Solidaritäten

      Klasse und Geschlecht in der britischen und deutschen Frauenbewegung

      Die Frauenbewegung als eine soziale Bewegung gilt als die Agentin der Frauenemanzipation und als Symbol des Freiheitskampfes von Frauen schlechthin. Der gleichberechtigte Zugang zu Erwerbsarbeit und Bildung, basale Staatsbürger_innenrechte wie das Stimmrecht, Recht auf den eigenen Körper und körperliche Unversehrtheit, aber auch die formale Gleichstellung in der Gesetzgebung generell waren und sind wichtige Themen, die damals und bis heute noch von Frauenbewegungen erkämpft wurden und werden. Dabei nutzten die Akteur_innen der Frauenbewegung immer auch neue Formen der Mobilisierung und des Protestes, um ihre Anliegen öffentlichkeitswirksam auf die politische Agenda zu bringen. Ein historisches und von Protestaktiven bis heute imaginiertes Bild einer Einheitlichkeit in sozialen Bewegungen wird innerhalb der Bewegungsforschung durch das Theorem der kollektiven Identität gestützt. Diese Idee impliziert denn auch, dass sich Protest aus relativ homogenen Ideen und politischen Spektren bildet. Zweifelsohne ist die demonstrative Darstellung von Einheitlichkeit und Einigkeit ein wichtiger Prozess der Mobilisierung und in konkreten Aktionsformen ein stilistisches Mittel der Protestinszenierung. Eine eingehendere empirische Analyse der frühen Frauenbewegung zeigt jedoch die Grenzen der Idee kollektiver Identitäten auf. Vielmehr war (und ist) die Frauenbewegung selbst eine Produzentin und Trägerin sozialer Kämpfe. Das bedeutet, dass Konflikte und Brüche ein bedeutender Teil der Frauenbewegungsgeschichte darstellen, welche sich in konkreten Diskriminierungen und Ausschlüssen, hegemonialen Geschlechtervorstellungen und auch Legitimationen der Klassenspaltung, als auch neuen Formen solidarischen Handelns, neuen Koalitionen, Protestformen und neuer Zielausrichtungen ausdrücken. Auf der Folie einer intersektionalen Lesart von Geschlechter- und Klassenrelationen, führt „Fragile Solidaritäten“ durch die Geschichte und Diskurse der deutschen und britischen ‚ersten‘ Frauenbewegung und bietet damit einen umfassenden Einblick in das relational vermachtete Feld feministischer Bewegungsströmungen.

      Fragile Solidaritäten
    • „Deeds not Words“ ist der wohl bekannteste Slogan der Suffragettenorganisation Women's Social and Political Union (WSPU) gewesen und steht exemplarisch für die innovative und später äußerst militante Kampagne zur Erringung des Frauenstimmrechts im viktorianisch geprägten britischen Königreich. Der Common Sense in der deutschen Bewegungs- und Frauenforschung blendet radikale symbolische Protestformen in der Geschichte der Frauenbewegung weit-gehend aus. Mit ihrer Arbeit beginnt die Sozialwissenschaftlerin Jana Günther nun eine Diskussion um geschlechtercodierte Zuschreibungen innerhalb des politikwissenschaftlichen Spannungsfeldes der sozialen Bewegungen und der Herstellung politischer Öffentlichkeit. Die Autorin beschäftigt sich eingehend und ideenreich mit den historischen und politischen Gründen der Suffragettenbewegung, welche durch ihre öffentlichkeits-wirksame und militante Frauenwahlrechtskampagne Anfang des 20. Jahrhunderts zwar weltweit bekannt, aber von der deutschen Frauenforschung bis jetzt kaum rezipiert wurde. Die spezifischen Widerstandsformen, Symbolik und Militanz der Frauenwahlrechtsbewegung arbeitet Günther ebenso hervor wie den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Organisationsform und Öffentlichkeitswirksamkeit. Ihre sozialhistorische Untersuchung fundiert sie darüber hinaus mit Theorien zur symbolischen Politik und zum Strukturwandel der Öffentlichkeit im Kontext feministischer Ideengeschichte jener Epoche.

      Die politische Inszenierung der Suffragetten in Großbritannien