In den vergangenen Jahren ist ein Aufschwung sozialwissenschaftlicher Zeitforschung zu beobachten. Dabei geht es einerseits um Zeit als Medium politischer Entscheidungen, andererseits um politische Strategien der Verzeitlichung. In Demokratien wirkt Zeit durch institutionalisierte Verfahrensrhythmen und Amtszeiten als Ressource, aber auch als Grenze von Macht. Anhand der europäischen Haushalts- oder der lokalen Klimapolitik wird der Einfluss von Periodisierungen und Befristungen auf das Regieren in Mehrebenensystemen deutlich. Zudem verweisen aktuelle Forschungen auf Konflikte zwischen den politischen Eigenzeiten und den sozioökonomischen Anforderungen an die Zeitorganisation demokratischen Regierens. In einer beschleunigten Welt gerät Politik unter Akzelerations- und Anpassungsdruck. Die Folgen sind umstritten. Der Sonderband bringt die verschiedenen Debattenstränge erstmals in einen Dialog und präsentiert neue Ansätze und Erkenntnisse zum Zusammenhang von Zeit und Politik. Mit Beiträgen von: Klaus H. Goetz, Hubert Heinelt, Ina Kerner, Wolfram Lamping, Henning Laux, Wolfgang Merkel, Claus Offe, Kari Palonen, Jürgen Portschy, Hartmut Rosa, Friedbert W. Rüb, Andreas Schäfer, Holger Straßheim, Katrin Toens, Tom Ulbricht und Nikolaos Zahariadis.
Holger Straßheim Ordre des livres



- 2015
- 2011
Netzwerke gelten in der Literatur als kooperativ und vertrauensbasiert. Demgegenüber weist die Studie theoretisch wie empirisch nach, dass Konflikte, Misstrauen und Machtkämpfe keine Ausnahme sind. In solchen Netzwerkpolitiken liegt vielmehr ein zentraler Governance-Mechanismus. Verglichen werden Netzwerke des Wissensaustauschs zwischen öffentlichen Verwaltungen. Anhand dieser bisher wenig erforschten Arrangements lassen sich grundlegende Wissens-Macht-Relationen, Mikropolitiken und Kompetenzeffekte auf unterschiedlichen Ebenen sichtbar machen. Aufbauend auf einem eigens entwickelten wissens- und systemtheoretischen Ansatz kann gezeigt werden, dass es sich bei Netzwerken um in sich widersprüchliche Formen grenzüberschreitender Bedeutungsbeziehungen handelt. Gerade aus ihrer Konflikthaftigkeit heraus gewinnen sie an Koordinierungs- und Legitimationspotential. Die Governanceforschung sollte diese antagonistische Dimension berücksichtigen, will sie nicht die Reichweite von Netzwerkpolitik unterschätzen. Der Autor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Lehrbereich „Politische Soziologie und Sozialpolitik“ des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Humboldt-Universität zu Berlin.
- 2006
Städtenetzwerke haben seit einigen Jahren Konjunktur. »Gut vernetzt« zu sein gilt als Ausweis für Professionalität und Innovationsfähigkeit. Inzwischen deutet sich jedoch eine Abkühlung der Netzwerkeuphorie an. Überhöhten Erwartungen stehen vielfältige Beobachtungen von Netzwerkversagen gegenüber. Dementsprechend virulent ist die Frage nach dem Nutzen und den Grenzen der Netzwerkarbeit: In welchem Zusammenhang stehen Gestalt und Dynamik von Netzwerken zu erwünschten (und unerwünschten) Effekten? Ziel dieses Bandes ist es, Lern- und Kompetenzentwicklungseffekte, aber auch Probleme der Zusammenarbeit und des Wissensaustauschs in Städtenetzwerken zu identifizieren. Mit Hilfe einer vergleichenden Mehrebenenanalyse dreier unterschiedlich ausgerichteter Netzwerke sowie dreier Teilnehmer-Städte wird gezeigt, dass sich der Erfolg aus dem gelungenen Zusammenspiel von Netzwerkdynamiken und lokaler Governance speist. Insbesondere durch ein prozesssensibles Netzwerkmanagement und eine zielgerichtete Einbeziehung relevanter kommunaler Akteure kann es gelingen, unvermeidliche Netzwerkkrisen in Kreativität umzuwandeln und zugleich die lokale Problemlösungskompetenz zu steigern.