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Franz Josef Arlinghaus

    Verfassungsgeschichte aus internationaler und diachroner Perspektive
    Legitimationsstrategien in schwieriger Zeit
    Inklusion - Exklusion
    Zwischen Notiz und Bilanz
    Rang oder Ranking?
    Praxis der Gerichtsbarkeit in europäischen Städten des Spätmittelalters
    • Das mittelalterliche Prozeßrecht zählt zu den klassischen Gegenständen rechtshistorischer Forschung. Der hier vorgelegt Band erweitert das traditionelle Betrachtungsspektrum erheblich, indem er vorrangig die prozessuale Praxis berücksichtigt. Am Beispiel ausgewählter europäischer Städte konzentrieren sich die vorliegenden Beiträge auf die bislang weitgehend unbeachtete streitige Rechtsprechung im kommunalen Kontext; sie thematisieren Probleme der Überlieferung, den Prozeß der Institutionalisierung, die Konkurrenz und Kooperation von Gerichten, die Kommunikation vor Gericht sowie die Mechanismen zur Herstellung von Akzeptanz. Der interdisziplinär angelegte Band gibt wichtige Denkanstöße, um Recht und Rechtsprechung als Bestandteil einer integrierenden Kulturwissenschaft zu verstehen.

      Praxis der Gerichtsbarkeit in europäischen Städten des Spätmittelalters
    • Rang oder Ranking?

      Dynamiken und Grenzen des Vergleichs in der Vormoderne

      Ob bei Länderrankings oder bei Internetportalen zur Buchung einer Flugreise: Das Vergleichen kann in der Gegenwart als allgegenwärtiges Phänomen betrachtet werden. Die Ständegesellschaft des Mittelalters und der Frühen Neuzeit scheint, da Rangstufen für sie kennzeichnend sind, ebenfalls geradezu auf Vergleichen abonniert gewesen zu sein. Allerdings, und das zeigen die Beiträge des vorliegenden Bandes deutlich, bedarf es einer konsequenten Historisierung des Vergleichens. Denn durch den anderen Gesellschaftsaufbau gab es nicht die Lizenz, (fast) alles mit allem vergleichen zu können. Zudem nahm der Vergleich selbst oft andere Formen an als heute. So stellten gerade in der Ranggesellschaft Rankings eine Seltenheit dar. Die Beiträge behandeln unterschiedliche Felder der vormodernen Gesellschaft. Der Vergleich verschiedener Kulturen in der Frühen Neuzeit (Persien, Russland) sind ebenso Thema wie Rangeinstufungen im spätmittelalterlichen Hochadel. Kann so auch kein - gar nicht zu erreichender - enzyklopädischer Überblick geboten werden, so werden doch zentrale Bereiche des gesellschaftlichen Lebens der Vormoderne in den Blick genommen.

      Rang oder Ranking?
    • Im 14. Jahrhundert wurden in Italien Buchhaltungsmethoden entwickelt, die auch heute noch die Basis des modernen Rechnungswesens bilden. Der Antrieb für diese Entwicklung wird in der Regel in einer ‘kapitalistischen’ Geisteshaltung gesehen, wie sie sich im Italien der Frührenaissance ausformte. Dagegen begreift diese Arbeit die Buchführung als eine Form der Informationsverarbeitung, die im kulturellen Kontext mittelalterlichen Schriftgebrauchs immer komplexere Strukturen ausbildete. Die Analyse der Bücher einer 1367 gegründeten Handelsgesellschaft macht deutlich, daß aufgrund der relativen Starrheit schriftlicher Datenspeicherung eine den Vorgaben des Mediums ‘Schrift’ folgende Bearbeitung der Notizen unumgänglich war. Die diesem Prozeß innewohnende Eigendynamik ist als das entscheidende Element bei der Herausbildung elaborierter Buchführungstechniken zu betrachten. Zugleich können bestimmte kaufmännische Denkweisen als Folge dieses Umgangs mit ‘Schrift’ interpretiert werden. With an English abstract. Con un riassunto italiano.

      Zwischen Notiz und Bilanz
    • Das Gerichtswesen der spätmittelalterlichen Stadt erscheint in vieler Hinsicht rätselhaft: Trotz reger Bautätigkeit tagten die Gerichte zumeist im Freien; wenngleich die Kommunen schon früh eine elaborierte Schriftlichkeit nutzten, fand das Prozessgeschehen meist mündlich statt, und obwohl der Rat nicht selten promovierte Juristen als Schreiber in Dienst nahm, urteilten an seinen Gerichten ausschließlich Laien. Das Buch unternimmt den Versuch, diese und andere Phänomene zu plausibilisieren, indem es sie auf die Leitunterscheidung von Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit zurückführt. Als empirische Grundlage dient das umfangreiche Quellenmaterial der Stadt Köln, dass zur Zeit der Abfassung der Studie noch verfügbar war.

      Inklusion - Exklusion
    • Legitimationsstrategien in schwieriger Zeit

      Die Sentenzen der Mailänder Kommunalgerichte im 12. und 13. Jahrhundert

      Durch Kaiser Barbarossa erobert, anschließend trotzdem weitgehend autonome Kommune, schließlich durch innere Parteiungen äußerst Die lombardische Metropole Mailand durchlief im 12. und 13. Jahrhundert eine Zeit dramatischer Veränderungen. Das Buch fragt nach den Folgen dieser Umbrüche für die Legitimationsstrategien der Gerichte dieser Stadt.In der Verknüpfung aus datenbankgestützter, quantitativer Analyse und qualitativer Quelleninterpretation werden vier unterschiedliche Phasen und Formen der Legitimationsstiftung identifiziert. Aufgrund des zunehmenden Fehlens unangefochtener externer Legitimationsquellen (Kaiser, Kommune), so die These, stellen die Gerichte Legitimation mehr und mehr selbst her, indem sie die Abarbeitung des Konflikts auf verschiedene, erst während des Verfahrens etablierte Gremien (iurisperiti, iudici delegati,) verteilten. Um als legitimitätsstiftend fungieren zu können, mussten diese Gremien jedoch als weitgehend unabhängig voneinander auftreten. Neben der Partizipation der Parteien an den Beauftragungen spielten die Schrift sowie die Figur des Notars dabei eine entscheidende Rolle. Denn trotz gegebener administrativer und räumlicher Nähe gelang es, gestützt auf Schrift und Notar die Autonomie der einzelnen Gremien zu evozieren.

      Legitimationsstrategien in schwieriger Zeit
    • Eine Verfassung nimmt die Organisation des Gemeinwesens vor, ordnet institutionell die Sphäre des Politischen und regelt somit die Ausübung von Herrschaft. Gekennzeichnet durch fundamentale Prinzipien fungieren Verfassungen also als zentrale Elemente politischer Kultur. Ausgehend von dieser rechtshistorischen Annahme versucht der Band einen Bogen vom 20. Jahrhundert bis in die Antike zurückzuschlagen. Dabei wird, neuere historisch-kulturwissenschaftliche Ansätze aufnehmend, der Verfassungsbegriff nicht allein auf schriftliche Dokumente der Moderne bezogen, sondern auch auf die in Mittelalter und Früher Neuzeit konstitutiven symbolischen und rituellen Handlungs- und Kommunikationsformen ausgeweitet. Das thematische Spektrum reicht dabei über den europäischen Bereich hinaus. Somit wird deutlich, dass symbolisch-rituelle Repräsentationen politisch-sozialer Ordnungen, auch im außereuropäischen Bereich, ihre Wirksamkeit keineswegs verloren haben.

      Verfassungsgeschichte aus internationaler und diachroner Perspektive