Sets itself the Herculean task of comparing and reconciling the modern and Platonic concepts of rationality.
Arbogast Schmitt Livres






Die Wege der (europäischen) Philosophie in die Moderne
Über eine nötige Korrektur des Wissenstransfers in den Philosophiegeschichten
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In den Philosophiegeschichten lässt man die Moderne entstehen aus einer von Kant vollendeten Wende von einer Ausrichtung auf die Dinge zu einer Reflexion des Denkens auf sich selbst. Die vermeintliche Einzigartigkeit dieser Wende verstellt den Blick darauf, dass es auch vor der von Kant kritisierten Metaphysik seiner Zeit analytische Untersuchungen des Denkens gab. Bereits in der Antike entwickelte man aus diesen Analysen gegensätzliche Begriffe von Denken. Das führte dazu, dass es Phasen gab, in denen es fast keinen weiteren Transfer der Vorgänger-Positionen gab oder dass deren Lehren nur in einer Umdeutung durch die neue Lehre weiter tradiert wurden. Geht man den Gründen für diese Antithesen nach, stößt man auf Positionen, für die die Arbeit des Denkens erst einsetzt, wenn ihm Gegenstände 'gegeben' sind, während andere jede Fähigkeit, etwas für sich zu unterscheiden und dadurch erst Gegenstände zu haben, als Denken begreifen. Platon und Aristoteles und ihre Traditionen sind Vertreter der einen, die hellenistischen Schulen Vertreter der anderen Position. Es ist deren Begriff von Denken, auf den die Moderne zurückgreift. Das Buch versucht, die von beiden Seiten ausgeblendeten Bereiche aufzuhellen und eine nicht nur historische Anerkennung, sondern eine sachliche Auseinandersetzung möglich zu machen.
Gibt es ein Wissen von Gott?
Plädoyer für einen rationalen Gottesbegriff
Bei dem für seine rationale Begründung des Wissens viel gerühmten Aristoteles findet man die Aussage, die Erkenntnis Gottes sei die sicherste Erkenntnis und die Grundlage aller Rationalität. Mit dieser Einsicht hat er die besten Köpfe der griechisch-römischen Spätantike und des arabischlateinischen Mittelalters überzeugt. Seit dem Nominalismus des späten Mittelalters herrscht die Überzeugung vor, dass es von Gott kein Wissen geben könne. Die ‚Vernunft‘ des Glaubens findet man in unmittelbaren Erfahrungen der Unendlichkeit und Ganzheit des Seins. Da diese Vernunft die Grenzen des Wissens überschreitet, gilt der Glaube an Gott vielen als irrational. Die vorliegende Untersuchung verfolgt die Geschichte dieser einander fremden Rationalitätskonzepte. Dabei zeigt sich: Sie sind in unterschiedlichen Phasen diskursführend, bauen aber von der Sache her aufeinander auf und könnten trotz scheinbarer Gegensätze voneinander lernen (auch wir von Aristoteles).
Der Einzelne und die Gemeinschaft in der Dichtung Homers und in der Staatstheorie bei Platon
Zur Ableitung der Staatstheorie aus der Psychologie
Platons Staatstheorie wird schon seit der Renaissance wegen ihres angeblich spekulativen und nicht empirischen Charakters kritisiert. Grundlage dieses Urteils ist die Annahme, Platon habe an eine Welt von Ideen jenseits aller Erfahrung geglaubt und aus ihr seine Staatskonstruktion abgeleitet. Die vorliegende Untersuchung versucht dagegen zu zeigen, dass das Urteil, Platon habe eine ideale Staatsverfassung auf erfahrungsfremde Prinzipien gegründet, Resultat einer perspektivisch verzerrten Politeia-Lektüre ist.
Niemand will in die Welt seiner Vorstellungen eingeschlossen sein. Jeder möchte erkennen, was ist: Was und wie sind die Dinge wirklich, die uns umgeben und mit denen wir alltäglich leben? Doch man kann die Dinge nicht einfach in der Weise untersuchen, in der sie sich uns zeigen. Nicht erst Immanuel Kant, sondern bereits Aristoteles war durch die Vorarbeiten von Platon und Parmenides zu dem Schluss gekommen, dass man hierfür auch die Vermögen des Wahrnehmens und des Denkens, mit denen wir solche Untersuchungen vornehmen, zum Gegenstand einer Überprüfung machen muss. Arbogast Schmitt zeichnet in drei einzigartigen Bänden über die Entstehung der Ontologie der Antike die Denkwege von deren Begründern – Parmenides, Platon und Aristoteles – nach. Dafür begibt er sich auf die Spur der grundsätzlichen Frage nach dem Denken. Eine Pflichtlektüre für alle, die sich dafür interessieren, was Denken überhaupt ist und in welcher Weise es in Beziehung zu dem steht, was wir Welt nennen.
Die Verfahrensweisen der Literatur stehen durch ihre Konkretheit in einem Gegensatz zu Formen einer Reduktion auf begrifflich Allgemeines. Auch das Verstehen von Literatur scheint auf vorreflexive Erfahrungen, auf Anschauung, Gefühl, Erlebnis angewiesen zu sein. Vor allem seit Baumgartens ‚Ästhetik‘ wird dieser Gegensatz oft als Antinomie ausgelegt. Mehrere Beiträge dieses Bandes untersuchen die Entwicklungsgeschichte dieser Antinomie, teils von ihrer Neuformulierung bei Baumgarten bis in die Gegenwart, teils in einem Rückblick auf die klassische und hellenistisch-römische Antike und deren hohen Einfluss auf das Kunstverständnis bis zur Aufklärung. Diese historischen Analysen werden ergänzt durch systematische Untersuchungen möglicher Konzepte einer für die Literatur relevanten Rationalität und durch Interpretation einzelner Werke, wie in ihnen durchgeführte Rationalität konkret nachweisbar ist.
Die Moderne und die Antike
Gründe und Folgen des größten Kulturbruchs in der Geschichte Europas
Die europäische Geistesgeschichte ist durch viele ‚Wenden‘ geprägt. Der Bruch der Renaissance mit dem ‚finsteren‘ Mittelalter gibt aber bis heute die meisten Kriterien vor, durch die sich die Moderne von ihrer Vergangenheit und von allen nicht modernen Kulturen abgrenzt. Die ‚neue‘ Zeit will Wissen nicht mehr aus den Büchern der Antike lernen oder sich durch die Theologie vorschreiben lassen, sondern sucht es durch die Erforschung der Dinge selbst. Der vorliegende Band versammelt eine Reihe von Studien, die sich mit dem Vorurteilscharakter dieses Neuheitsbewusstseins auseinandersetzen. Sie zeigen: Es gibt auch vor und außerhalb der Moderne Vernunft und Empirie. Vor allem mit zwei Aspekten beschäftigen sich die Studien dieses Bandes: Welche Vernunft und mit ihr welches Wissen um die freie Selbstbestimmung des Menschen gibt es in der überwundenen ‚Antike‘? und: Welche Art empirischer Forschung hat man damals betrieben? Mit mehr Verständnis füreinander gewinnt man auch einen eigenen Erkenntnisfortschritt durch die Beschäftigung mit dem Fremden und noch ‚Unterentwickelten‘.
Freiheit und Lust
Über eine wenig beachtete Erklärung der Willensfreiheit
Die Frage nach dem freien Willen ist komplex und wird in der modernen Reflexion oft als schwer erklärbar angesehen. Viele vertreten die Ansicht, dass alles kausal determiniert ist, einschließlich des Willens. Selbst die Vorstellung, dass Zufall die Kausalordnung unterbrechen könnte, reicht nicht aus, um Willensfreiheit zu begründen. Es bleibt unklar, wie (Natur-)Notwendigkeit und (subjektive) Freiheit koexistieren können. Ein gemeinsames Merkmal der verschiedenen Theorien ist die Auffassung, dass der Wille als reines Entscheidungsvermögen verstanden wird. Er kann nur frei sein, wenn er gegen das erkannte Richtige, also gegen die Vernunft, entscheidet. Doch auch Entscheidungen gegen die Vernunft haben Gründe. Selbst eine Entscheidung, ein weiteres Glas Wein zu trinken, ist nicht rein, sondern basiert auf der Kenntnis der Weinqualitäten und der Vorstellung zukünftiger Genussmomente. Aristoteles hat gezeigt, dass jeder Wille aus mehreren geistigen Akten besteht: Erkennen, Empfinden von Lust und Unlust sowie die Vorstellung in die Zukunft. Ein Wille kann aus Wahrnehmung, Meinungen über Lüste oder vernünftigen Erkenntnissen entstehen. Sich gegen die Vernunft zu entscheiden bedeutet nicht, irrational zu wollen, sondern einen unvernünftigen Willen zu haben. Diese Analyse legt nahe, dass nicht jeder Wille frei ist, sondern nur der, der das will, was einem wirklich gut tut. Daher gibt es eine zur Freiheit führende Erziehung des Willens
»Gnothi sauton« – Erkenne dich selbst! Das Streben nach Erkenntnis und Selbsterkenntnis, das nach antiker Auffassung der Gott selbst in dieser Aufforderung dem Menschen ans Herz legt, bildet ein zentrales Moment von Arbogast Schmitts jahrzehntelanger Beschäftigung mit antiker Literatur und Philosophie, die zugleich immer auch eine kritische Auseinandersetzung mit modernen Konzepten und Positionen darstellt. Die vorliegende Festschrift vereint zwölf neue Beiträge zur antiken Philosophie, Literatur und Literaturtheorie, in denen Schüler, Freunde und Weggefährten Arbogast Schmitts dieses Erkenntnisstreben beantworten und fortsetzen. Mit Beiträgen von: Wolfgang Bernard, Stefan Büttner, Sabine Föllinger, Hans Ulrich Gumbrecht, Andreas Kablitz, Michael Krewet, Joachim Latacz, Thomas Leinkauf, Christian Pietsch, Ernst-Richard Schwinge, Rainer Thiel und Gregor Vogt-Spira.