Im Rahmen der Ausgrabungen des Ägyptologischen Seminars der Universität Basel im Tal der Könige wurden über tausend Ostraka und Artefakte entdeckt, die von den Arbeitern der Königsgräber zurückgelassen wurden. Diese Funde erforderten eine Kontextualisierung im Rahmen der Deir el-Medine-Forschung, die in letzter Zeit von einer breiten internationalen Gemeinschaft intensiviert wurde. Dies zeigt sich in zahlreichen Publikationen, wiederaufgenommenen Grabungen und öffentlich zugänglichen Datenbanken. Die Forschung umfasst verschiedene wissenschaftliche Fragestellungen, einschließlich anthropologischer, soziologischer und Gender-Ansätze. Die Beiträge der verschiedenen Autoren behandeln Themen wie die Werkstätten von Bildhauern, die Aktivitäten der Nekropolis-Bewohner während der XX. und XXI. Dynastie, sowie die Funktion und Lokalisierung des „ïtm n pÿ ïr“ von Deir el-Medine. Weitere Themen sind die informelle Produktion von Bestattungskunst, die Rolle von Hütten, private Korrespondenz von Arbeitern, literarische Spiegelungen privater Angelegenheiten, sowie die Aktivität von Schreibern und die Löhne von sogenannten Sklavinnen. Auch die Abwesenheit von Arbeitern und neue Erkenntnisse über bekannte Ostraka werden behandelt. Abschließend wird eine detaillierte Perspektive auf Deir el-Medina angestrebt.
Andreas Dorn Livres




Kisten und Schreine im Festzug
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Im Südosten der Insel Elephantine liegen die Reste eines großen staatlichen Gebäudes aus der 6. Dynastie. Bei Grabungen des DAI Kairo wurden in der Nordwestecke des als Haus 2 bekannten Gebäudes Kisten, Schreine, Statuenrohlinge, Zylinder und Opfertische aus Kalzit-Alabaster sowie Siegelverschlussfragmente entdeckt, die in zwei Phasen entsorgt wurden. Andreas Dorn konnte die wiederholte Verwendung der portablen Schreine bei Prozessionsfesten zu Ehren verstorbener Privatpersonen nachweisen. Diese Nutzung gilt auch für die Holzkisten mit durchbrochenen Seiten und abnehmbaren Deckeln. Besonders bemerkenswert ist eine beschriftete Kiste mit dem Namen Heqaibs, die auf beiden Längsseiten mit einer Scheintür dekoriert ist. Die Existenz dieser extrasepulchralen Scheintür wird durch lokale Faktoren erklärt. Die Siegelverschlussfragmente reichen vom Ende des Alten Reiches bis zum Ende der 1. Zwischenzeit. Doppelsiegelungen zeigen das Nebeneinander von Knopfsiegeln und Skaraboiden, was den fließenden Übergang in der Nutzung dieser Objekte bestätigt. Erico Peintners Bericht über umfangreiche Restaurationsmaßnahmen an den fragilen Holzobjekten enthält Beobachtungen zu Werktechniken und Werkstätten. Die Auswertung und Interpretation der Funde wird durch einen umfangreichen Katalog und Indizes ergänzt.
Im Tal der Könige finden sich nicht nur Spuren der dort Begrabenen, sondern auch derjenigen, die deren Begräbnis ermöglichten: die Arbeiter, Handwerker und Künstler, die die Gräber ausgehauen und dekoriert haben. Zwischen 1998 und 2005 wurden durch das Ägyptologische Seminar der Universität Basel die größte Ansammlung von Arbeiterhütten im Tal der Könige ausgegraben. Von über 60 nachgewiesenen Hütten aus der Mitte der 20. Dynastie wiesen 25 noch intakte Befunde auf, deren Auswertung im Zentrum der Arbeit steht. Diese Befunde werden durch mehrere hundert Objekte ergänzt, die in umgelagertem Schutt in der Nähe der Hütten gefunden wurden. Über 800 Text- und Bildostraka vermitteln Einblicke in den Alltag der Arbeiter, die die reich dekorierten Königsgräber erstellten. Bildostraka belegen die Ausbildung von Zeichnern, Übungsbriefe die von Schreibern, während administrative Texte die Versorgung der Arbeiter mit Lebensmitteln und Werkzeugen dokumentieren. Zahlreiche religiöse Texte zeigen die Hinwendung zu verehrten Gottheiten. Zudem lassen sich lokale Verehrungsformen nachweisen, die den eigenständigen Umgang der Arbeiter mit religiösen Phänomenen erkennen lassen. Die mikrogeschichtliche Auswertung zeigt, wie ein Vater mit ein bis zwei Söhnen in einer Hütte lebte, deren Maße ca. 2 x 2,5 m betrugen. Jeder besaß ein bis zwei Teller, und es wurden Vorratsgefäße für Wasser und Getreide genutzt. Gekocht wurde über offenen Feuern, und der