Analysen zum wechselnden Verständnis von Gemeinschaft und Gesellschaft in tausend Jahren polnischer Geschichte. Polen, mit seiner über tausendjährigen Geschichte, zeigt erhebliche Variationen in Territorium, Herrschaft und Bevölkerungsstruktur. Gesellschaftliche Entwicklungen können nicht allein durch nationale Geschichtsschreibung erfasst werden. Die Autorinnen und Autoren legen den Fokus auf kleinere politische, soziale oder kulturelle Einheiten und rücken die staatliche Perspektive in den Hintergrund. Im Mittelpunkt stehen Fragen zu den sich verändernden Vorstellungen von Gemeinschaft und Gesellschaft: Welche Kriterien bestimmten die Zugehörigkeit zur politischen und kulturellen Elite? Welche alternativen oder konkurrierenden Gemeinschaftsmodelle existierten? Wie beeinflusste Migration die Gesellschaft? Wie organisierten sich politisch marginalisierte Gruppen? Welche Rolle spielten politische Systemwechsel auf lokaler Ebene? Der Band untersucht, wie sich die Wahrnehmungen von Gemeinschaft und Gesellschaft im Laufe der Jahrhunderte wandelten. Wurden ethnische Grenzen klar definiert? Gab es multiple Loyalitäten in der politischen Kultur? Inwiefern beeinflussten Krieg und Migration den sozialen Wandel? Diese Fragen bieten einen tiefen Einblick in die komplexe soziale Struktur Polens und dessen historische Entwicklungen.
Yvonne Kleinmann Livres





Kommunikation durch symbolische Akte
Religiöse Heterogenität und politische Herrschaft in Polen-Litauen
- 305pages
- 11 heures de lecture
Im frühneuzeitlichen Polen-Litauen war die religiöse Heterogenität der Bevölkerung eine historische Gegebenheit, mit der sich die Träger politischer Herrschaft auf allen Handlungsebenen auseinandersetzen mussten. Auch wenn der Katholizismus offiziell als dominante und staatstragende Konfession galt, wurde seine Bedeutung relativiert durch das Beharrungsvermögen anderer Konfessions- und Religionsgemeinschaften – etwa der Protestanten, Griechisch-Orthodoxen, Unierten und Juden. Deren Einfluss zeigte sich in der staatlichen, ebenso wie in der regionalen und lokalen politischen Praxis. Die Autorinnen und Autoren dieses Buches konzentrieren sich auf vier kulturgeschichtlich geprägte Themenfelder: Zunächst reflektieren sie unterschiedliche methodische Zugänge zum Forschungsgegenstand. Daran anknüpfend untersuchen sie in einem breiten Spektrum von Fallstudien die spezifische Herausforderung politischer Herrschaft durch religiöse Heterogenität. Sie verfolgen, wie Grenzen zwischen den Religionsgemeinschaften gezogen und ebenso überschritten wurden. Vor allem aber widmen sie sich den symbolischen Akten und Ritualen, durch die einzelne Gruppen ihren Anspruch auf Macht, bisweilen auch lediglich auf Unversehrtheit öffentlich kommunizierten und so zu verwirklichen suchten.
Die Betrachtung Polens in Sprache, Geschichte, Kultur und Gesellschaft wird dynamisch und kontrovers angeregt. Aleksander Brückner (1856-1939), ein polyglotter Gelehrter aus Galizien, ignorierte disziplinäre Grenzen und hinterließ ein vielfältiges Werk in Sprach- und Literaturwissenschaft, Kulturgeschichte und Ethnologie. Sein wissenschaftliches Denken entwickelte sich in verschiedenen europäischen Bildungszentren, insbesondere in Lemberg, Wien, Leipzig und Berlin. Die Beiträge untersuchen Brückners facettenreiche Person sowie das Konzept der Polonität aus historischen, linguistischen, literaturwissenschaftlichen und ethnologischen Perspektiven. Dabei wird analysiert, wie Brückner im mehrsprachigen Umfeld agierte und polnische Geschichte, Sprache und Kultur erforschte. Zentrale Thesen Brückners werden kritisch hinterfragt und neue Forschungsfragen formuliert. Zudem wird Brückners sprachwissenschaftliche Forschung betrachtet und neue Methoden zur Erforschung von Polonität präsentiert. Der letzte Teil des Buches thematisiert, wie Polonität in Geschichte und Gegenwart als Selbst- oder Fremdzuschreibung genutzt wird und welche alternativen Konzepte damit konkurrieren. Die Reihe widmet sich der interdisziplinären Erforschung polnischer Staatlichkeit und ihrer kulturellen, sprachlichen und sozialen Dynamik, betrachtet Polen als eine Region, die sich situativ neu konfiguriert und verschiedene Sprachen und Kulturen umfasst, und integr
Neue Orte - neue Menschen
- 459pages
- 17 heures de lecture
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden St. Petersburg und Moskau zu neuen Städten der jüdischen Siedlungsgeschichte. Die Studie betrachtet die Geschichte der Petersburger und Moskauer Juden als langfristigen Prozess geographischer und kultureller Mobilität. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Modifizierung und Bewahrung herkömmlicher Gemeindestrukturen und Wertvorstellungen. Yvonne Kleinmann untersucht jüdische Sozialstrukturen, Organisationsformen und religiöse Artikulationen im Kontext der Rechtsstellung von Juden auf zentralrussischem Territorium. Sie beschreibt die beiden multiethnischen Großstädte als Orte ökonomischer Konkurrenz und interethnischen Konflikts. Zugleich zeigt sie ihre Möglichkeiten auf, kulturelle Räume jenseits ethnisch-religiöser Zugehörigkeit zu schaffen.