Täglich meinen wir, uns bewusst zu entscheiden: für den Kauf eines Sofas, eine Joggingrunde oder ein Lächeln. Dabei haben manche Wissenschaftler den sog. freien Willen schon längst auf die rote Liste vom Aussterben bedrohter Illusionen gesetzt. Was verstehen Forscher und Philosophen unter der „Willensfreiheit“? Lässt sich seine Existenz oder Nicht-Existenz im Laborexperiment beweisen? Steuern unbewusste Prozesse im Gehirn unser Verhalten? Der Autor fasst Annahmen und Forschungsergebnisse der Neurowissenschaft verständlich zusammen und erklärt die verschiedenen Positionen der Philosophie. Was folgt aus den Erkenntnissen für das menschliche Zusammenleben, Rechtsprechung etc.? Eine ebenso amüsante wie fundierte Einführung in das schwindelerregende Nachdenken darüber, ob und was wir effektiv wollen können.
Marco Stier Livres



Verantwortung und Strafe ohne Freiheit
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Im Zuge der vor einigen Jahren wieder entbrannten Diskussion um die Willensfreiheit wird oft befürchtet, Verantwortung wäre unmöglich, wenn es keinen freien Willen gäbe. Dabei bleibt in der Regel jedoch ungeklärt, was es eigentlich bedeutet, verantwortlich zu sein. Hier versucht das Buch mit einer Analyse der Konzepte individueller Verantwortung Abhilfe zu schaffen. Es stellt sich heraus, dass nicht die Zuschreibung von Verantwortung, wohl aber die Zurechnung von Schuld von der Unmöglichkeit eines im anspruchsvollen Sinne freien Willens betroffen ist. Mit der Begründbarkeit von Schuld fällt auch die Möglichkeit, Strafe zu rechtfertigen. Weil sich aber jede Gesellschaft vor Normverletzungen schützen muss, wird eine Theorie der Verantwortungsintervention entwickelt, die dem Charakter nach konsequenzialistisch und im Detail aus der Notwehr abgeleitet ist. Auf dem Weg zu dieser Lösung bietet das Buch sowohl eine ausführliche Untersuchung des Verantwortungsbegriffs als auch einen Überblick über die wichtigsten Theorien der Strafrechtfertigung sowie die der Willensfreiheit. Überdies zeigt sich einmal mehr, dass die Erkenntnisse der Hirnforschung dem, was in der Philosophie seit Jahrhunderten gegen die Willensfreiheit vorgebracht wird, nichts wesentlich Neues hinzufügt.
Ethische Probleme in der Neuromedizin
Identität und Autonomie in Forschung, Diagnostik und Therapie
Die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung haben die Möglichkeiten, auf Geist und Gehirn des Menschen zuzugreifen, beträchtlich erweitert. Das wirft ethische Fragen auf, die bislang kaum in Zusammenhang betrachtet wurden. Marco Stier ist ihnen auf den Grund gegangen. Er behandelt unter anderem die Frage nach der »Identität der Person« und die neuroethischen Aspekte der Psychiatrie. Bald wird auch, wie sein Blick in die Zukunft zeigt, eine noch stärkere Verknüpfung von Gehirn und Computer möglich. Das rührt an die persönliche »Identität«: Es fragt sich, ab wann ein Mensch zur Maschine wird und wie ethisch verantwortliche Grenzen gesetzt werden können.