Am 1. Januar 1994 durchbrachen maskierte Guerilleras und Guerilleros der EZLN in Chiapas (Südmexiko) das Schweigen der rassistischen mexikanischen Dominanzgesellschaft und erschütterten zugleich den globalen kapitalistischen 'Etappensieg' von 1989. Die Selbstorganisation der marginalisierten Indígena- und Landbevölkerung leitete in Mexiko das Ende der längsten Einparteiendiktatur der Welt ein, doch nicht nur in Lateinamerika inspirierte das 'Ya Basta!' (dt.: Es reicht!) der Zapatistas die Menschen, sich fernab von Klientel- und Parteipolitik selbstbewusst und selbstbestimmt als Subjekte gegen Ausbeutungs- und Unterdrückungsmechanismen zu erheben. Neben ihrer basisorientierten Politik und dem Aufbau autonomer Gemeinden schaffte es die EZLN, allen Marginalisierten und Engagierten, die noch immer gegen eine Herrschaft der Eliten und Konzerne kämpfen, einen undogmatisch-linken Motivationsschub zu geben, um sich weltweit ohne eine avantgardistische Polit-Wahrheit gleichberechtigt in einer 'Internationalen der Hoffnung' zu vernetzen.
Luz Kerkeling Livres



Das kritische Denken angesichts der kapitalistischen Hydra
Beiträge von EZLN-Aktivist*innen zu Theorie und Praxis der zapatistischen Bewegung
In diesem Band diskutieren Aktivist*innen der Zapatistischen Befreiungsarmee EZLN Theorie und Praxis ihrer emanzipatorischen Rebellion in Chiapas, Mexiko. Aus persönlicher Perspektive analysieren die Beiträge kapitalistische Ausbeutung, rassistische Diskriminierung, patriarchale Unterdrückung und Naturzerstörung. Die Aktivist*innen schildern, wie sie ihre undogmatisch-linken Projekte in Bildung, Gesundheit, Rechtsprechung, Produktion, Kooperativen, Agrarökologie, Medien sowie in der mexikoweiten und globalen Vernetzung und Organisierung vorantreiben. Der Band bietet aktuelle, authentische Analysen und Zeugnisse aus erster Hand von Akteur*innen einer der bedeutendsten linken Widerstandsbewegungen weltweit. Die Autor*innen betonen die Wichtigkeit, dass ihre Worte als Einheit gedacht sind, wobei jeder Teil wie ein Puzzlestück zum Gesamtbild beiträgt. Sie fordern eine kritische, nicht wertende Analyse und die Verbindung von Theorie und Praxis. Um nach außen zu blicken, sei es notwendig, auch nach innen zu schauen. Die Ergebnisse dieser Reflexionen werden entscheidend sein für die Frage: „Was kommt jetzt?“
¡Resistencia!
Südmexiko: Umweltzerstörung, Marginalisierung und indigener Widerstand
Das Buch untersucht die Auswirkungen neoliberaler und militaristischer Politiken auf indigene Widerstandsbewegungen in Chiapas, Oaxaca und Guerrero. Der Autor beleuchtet die sozialen Konsequenzen der herrschenden Politik für diese Bewegungen und stellt die Interessen verschiedener Akteure dar, darunter Regierungsstellen, lokale Machthaber, Militärs, paramilitärische Gruppen, Unternehmen sowie indigene und regierungskritische Organisationen. Im Mittelpunkt stehen die Kritik an wirtschaftlichen und politischen Projekten sowie die alternativen Vorschläge und Zielvorstellungen der indigenen Organisationen, die gegen mexikanische Eliten und das globale kapitalistische System kämpfen. Die Autonomieprozesse der indigenen Bewegungen bieten inspirierende Ansätze für eine radikaldemokratische und solidarische Neugestaltung gesellschaftlicher Verhältnisse, die über Mexiko hinaus von globaler Bedeutung sind. Neben der Zapatistischen Befreiungsarmee EZLN kommen Aktivisten anderer indigener Organisationen, die im Nationalen Indigenen Kongress CNI und im Netzwerk La Sexta aktiv sind, zu Wort. Diese Mobilisierung strebt eine linke Verfassung „von unten für unten“ an. Die Analysen sind in eine soziologische Reflexion über die Chancen und Grenzen emanzipatorischer indigener Bewegungen eingebettet.