Die Publikation veranschaulicht karolingische Kulturgeschichte anhand von Schrift und Schriftprasentation in den Handschriften. Illustriert wird der Wandel von der vorkarolingischen Vielfalt bis zum Spatstil des ausgehenden 9. Jh. Die Sammlung versteht sich ausserdem als Lehrwerk zurFruhgeschichte der karolingischen Minuskel, die Modell des modernen Schreibens, Druckens und elektronischen Publizierens in Blockbuchstaben ist. Erstmals findet die Handschriftentitelseite als Forschungsgegenstand Beachtung. Diese gilt als Erfindung des Buchdrucks, was anhand alterer Traditionen und der Prasenz in den Lorscher Manuskripten widerlegt wird. Schliesslich werden Aspekte der Textanthropologie behandelt, indem gezeigt wird, wie sich der Mensch in den Schrifttragern zu erkennen gibt, wie Ausbildungshintergrund und Textarbeit Spuren hinterlassen haben und Individualitat von Geschriebenem offenbaren. So ergibt sich ein imposantes Panorama aus der Blutezeit mittelalterlicher Schriftkultur. Aktuelle Forschungsansatze und Forschungsergebnisse werden in leicht rezipierbarer Form prasentiert. Lehrwerk zu einem zentralen Gegenstand der Schriftgeschichte
Tino Licht Livres



Halbunziale
Schriftkultur im Zeitalter der ersten lateinischen Minuskel (III.–IX. Jahrhundert)
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Die Halbunziale ist die erste lateinische Minuskelschrift, die bei der Herstellung des handgeschriebenen Buches Verwendung gefunden hat. Ihre Geschichte begleitet jene Epoche des III. – IX. Jahrhunderts, die wir als Übergangs- und Umbruchszeit zwischen Antike und Mittelalter wahrnehmen. Es existieren zwei getrennte Ausführungen der Halbunziale, eine ältere östliche und spärlich dokumentierte, eine jüngere westliche und gut sichtbare. Die Studie widmet sich der Schriftgeschichte beider Formen, wobei der Schwerpunkt auf der besser dokumentierten westlichen Form liegt. Sie ist als Referenzwerk zur Halbunziale konzipiert. Über das rein Paläographische hinaus ist angestrebt, anhand der Entwicklung und Tradition einer maßgebenden Schrift Literatur-, Überlieferungs- und Kulturgeschichte zu illustrieren. Der Band wendet sich also nicht nur an Paläographen und Philologen, sondern an alle an der Kultur der Übergangszeit Interessierten. Tino Licht ist Mittellatein-Philologe und Leiter der Abteilung für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität Heidelberg. Interessengebiete: Mittellatein, Mediävistik, Paläographie
Sigebert von Gembloux gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts. Besonders bekannt sind seine Universalgeschichte (Chronica) und die libelli de lite, während seine weniger bekannten Werke aus St. Vinzenz zu Metz und St. Peter zu Gembloux oft in Vergessenheit geraten sind. Diese Werke, größtenteils biographischer Natur, umfassen 13 hagiographische Arbeiten, eine Bischofsvita und zwei biographische Reihen, die die Grundlage dieser bio-bibliographischen Studie bilden. Jedes Werk wird mit Informationen zu erhaltenen Handschriften, Datierungs- und Lokalisierungsvorschlägen sowie einer Bewertung der Überlieferung behandelt. Textkritische Forschungen, Werkdatierungen und Entstehungsumstände werden erörtert, während kritische Editionen, sofern vorhanden, auf ihre Qualität geprüft werden. Zudem werden Vorschläge zur Textverbesserung unterbreitet. Eine inhaltliche Zusammenfassung, die Analyse der Quellen und des intertextuellen Hintergrunds ergänzen die Betrachtungen. Sigeberts Kenntnisse in Literatur und Literaturgeschichte fließen in die Analyse ein, wobei auch stilistische Veränderungen der Zeit in seinen biographischen Werken reflektiert werden. Insgesamt bietet die Studie einen umfassenden Einblick in den lothringischen Kulturraum des 11. Jahrhunderts, in dem Sigebert als herausragender Autor hervorsticht.