Intuition und Wissenschaft
Interdisziplinäre Perspektiven
Wissenschaft erfordert laut Theologe Heinrich Schmidinger rationale Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit als Minimalqualifikationen. Dies bindet sie an Methoden, die über subjektives Überzeugtsein hinausgehen und deren Glaubwürdigkeit in der Verallgemeinerbarkeit liegt. Intuition, als persönlicher und irrationaler Erkenntnismodus, erfüllt diese wissenschaftlichen Kriterien nicht. Dennoch findet sich in den Geistes- und Naturwissenschaften häufig intuitives Erkennen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen – von Wissenschafts- und Ideengeschichte über Philosophie, Rechts-, Musik- und Literaturwissenschaft bis hin zu Medizin und Naturwissenschaft – untersuchen in diesem Band das komplexe Verhältnis zwischen Intuition und Wissenschaft. Im Fokus der Beiträge stehen drei zentrale Fragestellungen: 1) Welche Rolle spielt Intuition in der Entwicklung einzelner Wissenschaften und welche Erkenntnisse lassen sich aus wissenschaftshistorischer und epistemologischer Perspektive gewinnen? 2) Wie positionieren sich verschiedene Wissensfelder und Disziplinen zur Intuition? Welche Definitionen bieten sie an und gibt es eine „angewandte Intuition“ in den Wissenschaften? 3) Kann Intuition als Bindeglied zwischen wissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen Erkenntnisformen fungieren?
