Institution Archiv gestern, heute und morgen. Was macht Archive so wichtig? Als politisches und kulturelles Gedächtnis initiieren und beherbergen sie zum einen Forschung, zum anderen führen sie den öffentlichen Dialog. Die Idee des Archivs und die Institution, Theorie und Praxis, Begriff und Metapher des Archivs werden im Handbuch ausführlich erfasst die heutigen Funktionen öffentlicher Archive in Deutschland und Westeuropa im globalen Kontext betrachtet. Interessant: der Vergleich mit privaten Praktiken des Sammelns und Erschließens.
Marcel Lepper Livres






Quelle und Prinzip
Rhetorische Grundlagen, poetische Konzepte, philologische Metaphorik, 1700-2000
- 320pages
- 12 heures de lecture
Die Untersuchung beleuchtet die Entwicklung des Begriffs "Quelle" in den Philologien und hinterfragt dessen Etablierung im 19. Jahrhundert. Es wird analysiert, wie romantische und postromantische Diskurse alternative Auffassungen von Quellen beeinflussen und welche Probleme sich aus der Quellenmetapher ergeben. Die Arbeit thematisiert die Gefahr der Verflachung in der wissenschaftlichen Diskussion und hinterfragt, inwiefern das Verständnis von Quellen als unerschöpflich sowohl als Versprechen als auch als Bedrohung wahrgenommen werden kann. Zudem wird das Konzept des Ressourcenverständnisses als Gegenszenario betrachtet.
Der Begriff der Disziplin ist sowohl für die Theorie und Begriffsbildung der Wissenschaftshistoriographie als auch für die Wissenschaftsgeschichte der Germanistik im Kontext der Fächer der Philosophischen Fakultät von großer Bedeutung. Eine Klärung des Begriffs erscheint heute umso notwendiger, da er im Kontext der Diskurse um Inter- und Transdisziplinarität von der OECD-Konferenz des Jahres 1970 bis heute eine sehr stürmische Karriere durchlaufen hat, ohne dass eine Definition erreicht worden wäre. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes untersuchen die Disziplinentstehung und Disziplinenkonfiguration der Germanistik in ausgewählten chronologischen Längsschnitten. Ziel ist eine vertiefte Einsicht in charakteristische Typen disziplinübergreifender Kooperation der Philologien und anderer Fächer der Philosophischen Fakultät. Damit leistet der Band nicht nur einen Beitrag zur Definition von Disziplin, sondern auch zu den aktuellen Debatten über die Rekonfiguration von Disziplinidentitäten und Grenzüberschreitungen in den Kulturwissenschaften.
In turbulenten politischen Zeiten, in einer ästhetischen Orientierungskrise schreibt Goethe schwierige Lyrik. Der West-östliche Divan ist oft unter dem Gesichtspunkt einer Versöhnung östlicher und westlicher Ideen und Formen gedeutet worden. Dabei kann das Gedicht »Lied und Gebilde« aus dem ersten Divan-Buch als poetologischer Schlüssel dienen. Anhand von zwölf Versen erzählt Marcel Lepper Dichtungs- und Philologiegeschichte, überprüft klassische und aktuelle Deutungen und unterzieht sie, wo notwendig, einer Revision. Ausgehend von Goethes bislang wenig beachteter Nennung des Flusses Euphrat in diesem Gedicht beginnt eine philologische, politische und ästhetische Erkundungsreise in den Vorderen Orient.
Philologie zur Einführung
- 180pages
- 7 heures de lecture
Philologie ist ein Hochwertbegriff. Er verspricht handwerkliche Sorgfalt und profunde Kenntnis untergegangener Sprachen. Was aber macht die philologische Tätigkeit aus, aus welchen Traditionen kommt sie, welche Fragen beantwortet sie? Will die Philologie strukturelle Erkenntnisse über sprachliche Phänomene gewinnen – oder beschränkt sie sich auf die kunstvolle Pflege von Texten? Und wie positionieren sich europäische Philologen zu außereuropäischen Formen der Gelehrsamkeit? Gehört die Philologie ins Museum der Praktiken des 19. Jahrhunderts? Welches radikale Potenzial birgt die Aufklärungsphilologie, wie erfindet die Philologie ihre Rolle im digitalen Zeitalter neu? Diese Einführung gibt einen umfassenden Überblick und diskutiert Ansprüche und Verfahren sowie Krisen und Konjunkturen der philologischen Disziplin.
Entdeckung der frühen Neuzeit
- 226pages
- 8 heures de lecture
Das Bild der frühen Neuzeit in deutschen Literaturgeschichten der Gegenwart folgt bestimmten Konturen. Die Geschichte dieser Konturen zu erkunden, ist das Ziel dieses Bandes. Die hier versammelten Beiträge gehen der Frage nach, wie die 'Übergangsepoche' der frühen Neuzeit in sich wandelnden fachhistorischen Konstellationen der Germanistik literatur- und sprachgeschichtlich integriert wurde. Die Thematisierung dieser Frage ermöglicht Aufschlüsse über den wissenschaftsinternen wie -externen Wandel von Forschungsinteressen, Sichtweisen und Wertungen. Die Beiträge des Bandes markieren verschiedene Ebenen wissenschaftshistorischen Fragens: den Wandel der Darstellung in Literaturgeschichten, die Geschichte der Forschung zu frühneuzeitlichen Autoren, die Entwicklung der Forschungsaktivitäten von Frühneuzeitgermanisten, die Begriffsgeschichte einschlägiger Konzepte sowie zentrale sprachgeschichtliche Aspekte.
Frühneuzeitliche Pathetik befremdet und fasziniert zugleich. Aby Warburgs Begriff der ‘Pathosformel’ hält rhetorikgeschichtliches Potential für die Beschreibung der großen Geste der Leiddarstellung bereit. Die frühneuzeitliche Totenklage, die Liebesklage, Kriegsklage, Höllenklage und Dichterklage operieren mit zitathaften Wendungen. Das «Lamento» suggeriert Bewegung, beglaubigt Aussagen und hält sie im Gedächtnis abrufbar. Wenn die Leidensformel Handlungsfähigkeit herstellt, so hintertreibt sie jede Vereindeutigung. Unbrauchbar wird sie, sobald der historische Blick sie trifft.
Unter dem Begriff «Poststrukturalismus» wird ein breites Spektrum von Theorieansätzen zusammengefasst, welches sich seit den 1960er Jahren in den Literatur- und Kulturwissenschaften formiert – zuerst in Frankreich, in der Folgezeit dann in den Vereinigten Staaten, schließlich auch in der Bundesrepublik. Die Errungenschaften dieses Innovationsschubs in Theoriebildung und Methodologie bleiben unhintergehbar. In den zurückliegenden vier Jahrzehnten ist dazu intensive Differenzierungs- und Exegesearbeit geleistet worden. Dass Wissenschaft «auf den Schultern von Riesen» betrieben wird, gilt in besonderer Weise für die Theoriebildung in den Literatur- und Kulturwissenschaften. Die innovative Dynamik poststrukturalistischer Theoriebildung gerinnt indes immer mehr zur stereotypen Geste. Die Frage nach alternativen Denkwegen erscheint deshalb umso virulenter. Dieser Tagungsband versucht, Bedingungen der Möglichkeit theoretischer Innovation «jenseits des Poststrukturalismus» interdisziplinär zu sondieren.