Die letzten 25 Jahre brachten in Europa Grenzverschiebungen (durch die EU-Erweiterung), Entgrenzungen (durch eine verstärkte Mobilität und Migration im Zuge der Globalisierung) und zuletzt wieder Bemühungen um Grenzziehungen und Abgrenzungen zwischen Europa und „Nicht-Europa„. Unter „Grenzen im Denken Europas“ sind erstens philosophische Auslegungen der Grenze zu verstehen, etwa ob und wie Denker aus dem mittel- und (süd-)osteuropäischen Raum zu dem Fragenkomplex der Grenze beigetragen haben, oder zweitens kulturelle Deutungen der Grenze: Wo endet im Grunde genommen Europa, wie ist es um die mentale Geografie Europas bestellt und wie werden die Verhältnisse im Dreieck von West-Europa (geläufig als Europa bezeichnet), Mitteleuropa und (Süd-)Osteuropa reflektiert? Drittens lässt die Frage nach Europa als Telos einer politischen Konstruktion eine womöglich kritische Auseinandersetzung mit den Prozessen der Vereinigung Europas zu. Alle genannten Reflexionsebenen - die ontologische, kulturphilosophische und politisch-pragmatische - sind letztlich miteinander verschränkt, wenn wir nach den Grenzen im Denken Europas fragen. Die aus Mittel- und (Süd-)Osteuropa stammenden Beiträge stellen sich diesen Fragen und lassen bei aller Unterschiedlichkeit so manche interessante Gemeinsamkeiten erkennen.
Mădălina Diaconu Livres






Aesthetics revisited
- 143pages
- 6 heures de lecture
The volume represents a selection of the articles which were presented at a colloquium on new research topics in aesthetics at the Austrian Library in Pilsen in September 2010. Their authors, Czech and Austrian scholars, address various topics, ranging from the institutional history of aesthetics to the relationship between philosophical aesthetics and psychology, and from the philosophy of literature to the aesthetics of fine arts, dramatic arts, and architecture.
The papers collected in the present volume discuss the sensory dimension of cityscapes, with focus on touch and smell. Both have been traditionally considered „lower senses“ and thus unworthy of being cultivated, object of social prohibitions and target of suppressing strategies in modern architecture and city planning. The volume brings together approaches coming from anthropology, aesthetics, theory of architecture, art and design research, psychophysiology, ethology, analytic chemistry, etc.
Ideengeschichte Rumäniens
- 346pages
- 13 heures de lecture
Blick ins BuchDie erste fachübergreifende Ideengeschichte Rumäniens vermittelt anhand von Denkströmungen, Persönlichkeiten und Kulturpublizistik ein besseres Verständnis auch aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen. Madalina Diaconu behandelt für den Zeitraum seit dem Beginn der Moderne bis in die Gegenwart die anhaltende Kontroverse zwischen prowestlicher Modernisierung und Traditionalismus, die Mythen der rumänischen Geschichte, Orthodoxie und Nationalismus, die Kulturpolitik während des Kommunismus, die Selbstsuche nach 1989 und dem EU-Beitritt von 2007. Auch andere in Rumänien lebende Ethnien sind berücksichtigt. Klar geschrieben, informativ und basierend auf Quellen aus erster Hand ist der Band unverzichtbar für alle, die an Rumänien im europäischen Kontext interessiert sind.
Blickumkehr verbindet die Theorie der Relation und Andersheit im Spätwerk Heideggers mit der Ästhetik. Die allgemeine Krise der gegenwärtigen Ästhetik gründet in der metaphysischen Subjekt-Objekt-Beziehung. Im Spätdenken Heideggers konturiert sich aber eine nicht-mehr-gegenständliche Relation; ihre formale Struktur wird im ersten Teil untersucht. Daraus ergibt sich: selbst wenn Heidegger keine abgeschlossene Theorie der Relation eigens ausgearbeitet hat, ist sein Spätdenken ein vorbildlich relationales, das das Andere in seiner Andersheit seinläßt. Der zweite Teil versucht dann anhand dieser neuen Art von Relation eine indirekte Anwendung Heideggers auf die Ästhetik und die (moderne) Kunst, exemplifiziert an Paul Cézanne und Eduardo Chillida.
Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken – die Sinne erschließen uns die Welt. Sie vermitteln Erkenntnis und schaffen Lust. Leiblichkeit ist ihre Grundlage, wird aber von jeder Kultur anders gedeutet. Die Entwicklung der Naturwissenschaften und die Erweiterung der Wahrnehmungsforschung auf frühere Epochen, nichtwestliche Kulturen und auf die nichtvisuellen Sinne verlangen eine neue philosophische Auslegung. Die moderne Technik und die Neuen Medien haben die Rolle des Körpers verändert. Wie werden also die Sinne gedacht? Was geschieht bei der Wahrnehmung? Und worin liegt der Sinn der Sinne?
Sinnesraum Stadt
- 261pages
- 10 heures de lecture
Eine Stadt hat Flair, wenn alle Sinne angesprochen werden - und nicht nur das Stadtbild mediatisiert wird. Denn der Sinnesraum Stadt wird synästhetisch erlebt. Flaneure lassen sich durch Stadtviertel treiben, spüren ihren Rhythmen nach und atmen ihren Geruch. Die Sinne vermitteln mehr als ein interesseloses Wohlgefühl; sie geben Auskunft über Sozialpraktiken, schaffen leibliche Bezüge zu Orten und Mitmenschen und tragen zur Identitätsbildung bei. Das Buch erkundet diese polyvalenten Sinneslandschaften der Stadt und entdeckt die urbanen Atmosphären neu.
Sensorisches Labor Wien
- 668pages
- 24 heures de lecture
Wie entsteht die Atmosphäre einer Stadt? Der Forschungsband betont die synästhetische Dimension der Stadt und bestimmt erstmals die Identität Wiens systematisch und auf einer breiten interdisziplinären Basis aus haptischer und olfaktorischer Perspektive. Dafür wurden Parks, Kaffeehäuser, öffentliche Verkehrsmittel, Museen, Spielplätze und Antiquitätenläden auf ihre Materialbeschaffenheit und Luftqualität hin untersucht. Chemische Chromatogramme, psychologische Tests, botanische Klassifikationen und Designer-Workshops schaffen die Grundlage für eine Philosophie der urbanen Wahrnehmung.
Es ist vor allem die ambivalente Gattung des Reiseberichts, in der sich die auf den Anderen projizierten Vorurteile und erfahrungsgemäßen Urteile, das Selbstbild und das Bild des Anderen, Fiktion und Reportage vermischen. Dieser kulturwissenschaftlichen Interurbanistik Bukarest - Wien eignet der Vorteil, von beiden Seiten in beide Richtungen lesbar zu sein, in diesem Sinne von beiden Rändern Europas her, ohne dass einer der Pole der Beziehung als Zentrum genommen würde. Im heutigen Tourismus geht es hingegen bloß noch um die Identifikation der (vorgeblichen) Wirklichkeit mit dem längst zuvor schon virtuell gewonnenen Bild: Das Vorurteil ist global geworden. Eine kulturhistorische Touristik zwischen Bukarest und Wien kann damit nichts anderes sein als eine paradoxe Intention.