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Georg Tscholl

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    Die Poésie bewegter Bilder: Georges Bataille
    • Georges Bataille hat keine Theorie des Films oder des Kinos verfasst. Seine Schriften aber tragen durch und durch filmische Züge, wenn man diese zu lesen weiß. Georg Tscholl folgt diesen Zugmomenten von Batailles Schreiben so beharrlich wie behutsam, um dessen eigentümliche Funktionsweise auf neuartige Weise entziffern zu können: Das Ergebnis ist ein Essay, der das Filmische als Motor und Desiderat von Batailles Erkenntnisarbeit erfahrbar macht. Der Essay teilt mit Batailles Schreibweise einen paradoxen Ausgangspunkt: Die philosophische Sprache reicht nicht aus, um ihre Einsichten in die fl üchtige Realität zu formulieren. Sie selbst ist vielmehr das Problem, insofern sie die »Gegenstände« ihres Interesses ebenso sehr freilegt, wie sie diese verdeckt. »Es bedarf«, so die Folgerung, »eines anderen Sagens«, »das zu sprechen vermag von dem Ungeraden«, das sich in die »gerade gezogenen Zeilen« der Philosophie nicht einzufügen vermag. Eine Schrift zu entwickeln, die den Mangel des eigenen Sprechens bewusst zu denken gibt, ist ein Strukturmoment der Bataille’schen Linienführung, ihrer Poésie. Und auch Tscholls Essay stellt sich dieser Herausforderung, indem er einen Parcours durch die Schriften Batailles formuliert, der tiefe Einblicke in deren Bewegungsmuster ermöglicht, ohne sie ihrer eigentümlichen Kraft zu berauben.

      Die Poésie bewegter Bilder: Georges Bataille
    • Geld ist nur ein Versprechen, magisch vielleicht und bezaubernd wie Poesie, aber genauso unzuverlässig, ohne Gewähr und sowieso ein antimimetisches Medium. In dem spielen auch die Texte Heinrich von Kleists. Sie stossen sich zu, illustrieren nicht und bilden prinzipiell keine – schon gar nicht seine – Erfahrungen ab. Die Kleist-Forschung interessierte sich zwar für Kleists politische Position im Umfeld der preussischen Reformen, vernachlässigte aber seine Beziehung zum Königsberger Professor für Finanz- und Staatswirtschaft, dem einflussreichen Anhänger Adam Smith’scher Ideen, Christian Jacob Kraus (1753–1807). Inzwischen ist Kleist einer seiner bekanntesten Schüler. Einem Verhältnis, dem in erster Linie ästhetisch und besonders anhand ausgesuchter Briefe und journalistischer Texte, des Michael Kohlhaas sowie des „Variant“ zum Zerbrochnen Krug Rechnung getragen wird. So kann die Arbeit der Kleist’schen Schrift, die Un- bzw. Möglichkeiten ihres Geschäfts, das sie radikal – bis hin zu einer modernen, auch buchstäblich liberalen Poetologie – betrieb, gelesen werden. Schliesslich werden Kleist-Texte überhaupt erst auf einem „unsichtbaren Theater“ (Goethe) zu sehen sein, einem Theater, das dann nichts anderes tut als Theater zu sein.

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