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Veit Sprenger

    Despoten auf der Bühne
    Wie sie im Vergnügungspark ihre Toten bestatten
    Nadelfilz
    • „Arbeit für Honks hier klingeln“, steht da so auf der Wand geschrie- ben. Also, warum klingeln Sie nicht einfach? Kommen Sie, folgen Sie diesem Hinweis. So leicht werden Sie nie wieder an Kohle kommen. Da ist ziemlich sicher, Sie Honk!

      Nadelfilz
    • Prolog des Poeten Die Biografie meines Schreibens ließe sich auf die Frage zuspitzen, wann ich welches Mobiltelefon hatte. Anfangs waren diese Telefone so gebaut, dass sich beispielsweise die Buchstaben A, D, G und J mit nur einem Tastendruck schreiben ließen. Für die Buchstaben B, E, H und K musste man schon zweimal drücken. Den größten Einsatz erforderten mit dreimaligem Drücken Buchstaben wie C, F, I, L, O, R und U. Das Wort FLUOR in Texten zu verwenden, war damals Ausdauersport. Etwas später gab es den Nokia Communicator, ein schweres Gerät zum Aufklappen, das für jeden Buchstaben eine eigene, winzige Wackeltaste besaß und die Innentasche ausbeulte, als trüge man einen Goldbarren oder eine Pistole bei sich. Dank dieses Geräts wurden auch die Texte, die ich schrieb, allmählich schwerer, denn schreiben konnte und kann ich noch heute am besten im Gehen. Die Erfindung des Smartphones hat dann mein Schreiben-Gehen so weit vereinfacht, dass literarisches Arbeiten im öffentlichen Raum möglich wurde, was allerdings nicht ungefährlich war, weil sich der Autoverkehr an Leute, die, ohne links und rechts zu schauen, tippend auf der Straße herumliefen, erst noch gewöhnen musste. Meine beiden Daumen haben mich durch alle diese Zeiten begleitet. Ohne sie hätte ich wahrscheinlich keine einzige Geschichte aufgeschrieben. Ihnen ist dieses Buch gewidmet.

      Wie sie im Vergnügungspark ihre Toten bestatten
    • Despoten auf der Bühne

      Die Inszenierung von Macht und ihre Abstürze

      Die Bühnendespoten sind die Feinde des medialen Gutmenschentums. Sie sind die bösen Männer und Frauen des Entertainment, die in ihren Bühnenshows am ausfransenden Rand einer spektakulären Gesellschaft ein Spiel um Macht und Dominanz inszenieren und mit Formen körperlicher und verbaler Gewalt ein Publikum in ihren Bann ziehen. Als Show-Vorsteher sind sie zwielichtige Gestalten, die ihre theatralischen Gebilde gegen den Ansturm des Realen behaupten müssen. Ihre lustvollen Darstellungen von Macht und Ohnmacht beinhalten immer auch die Möglichkeit des eigenen katastrophalen Scheiterns. Die historische Entwicklung dieser Figuren reicht von Randphänomenen der Populärkultur, wie Schaustellern, Wunderdoktoren und Wild-West-Hasardeuren, über Minstrel, Freak Show, Circus Side Show, Black Comedy und politischen Stand-up, bis hin zu einem erweiterten Show-Begriff in Sport, Musik, Wirtschaft und Politik. »The judge is high as a Georgia pine! Everybody is going to jail today! And to show you I don't mean nobody no good this morning I'm giving myself six months. And if I'm gonna do six months, district attorney, you can imagine what you're gonna do.« Pigmeat Markham

      Despoten auf der Bühne