Die Künstlerin und Soziologin Amalia Barboza gewährt Einblicke in ihre Arbeitsweise zur Erforschung der Ästhetik des Alltags, wo die Grenzen zwischen Kunst und Alltäglichem verschwimmen. Ihre Expeditionen zeigen, dass Ästhetik eine zentrale Rolle im Alltag spielt, indem sie soziale Ordnungen stabilisiert und neue Welten imaginiert. Barboza kombiniert transkribierte Interviews, teilnehmende Beobachtung, Bilddokumentationen und Videoaufnahmen, um einen innovativen Ansatz in der Kultur- und Sozialwissenschaft zu entwickeln. Ein Beispiel ist der Bewohner einer Dachwohnung, der eine Lichterkette hinter einem Tuch drapiert, um einen „Sternen-Himmel“ zu schaffen. Ein Bankangestellter erzählt von seinen auffälligen Anzügen, während ein Theatermitarbeiter zugibt, keinen Bezug zur Kunst zu haben, abgesehen von einem einmaligen Bodypainting-Erlebnis. Barbozas Methode erinnert an Claude Lévi-Strauss‘ Bricolage-Ansatz, indem sie Grenzen verschiebt und Materialien kombiniert, um neue Perspektiven zu eröffnen. Ihre Arbeiten entstehen als nuancierte Collagen, die interessante Einblicke in die Alltagsästhetik der heutigen Gesellschaft bieten. Volker Meja beschreibt Barbozas Ansatz als ein hervorragendes Beispiel für imaginatives Denken im Grenzbereich von Kunst und Kulturwissenschaft.
Amalia Barboza Livres






In einer Stadt wie Frankfurt am Main muss man nicht mehr verreisen, um ein fernes Land zu erkunden. Brasilien findet man hinter vielen Türen, denn die verlassene Heimat wird von Migrant_innen unterschiedlich aufbewahrt und täglich in verschiedenen Medien aktualisiert: in Büchern, Tänzen, Musik und Bildern, aber auch in Gerüchen und Kulinarischem. Könnte man also ein fernes Land in seiner Vielfalt und Prozesshaftigkeit verstehen, wenn man es in der »Migration« bereist? Amalia Barboza sucht nach einem relationalen und performativen Ansatz, um die Wege zu verfolgen, die sich in der Migration und in der Forschung kreuzen. Dabei wird ersichtlich, dass eine Nation ein lebendiges Konstrukt ist, welches immer wieder neu aus verschiedenen Perspektiven imaginiert und konstruiert wird.
Cultural Clash oder Willkommenskultur? »Räume des Ankommens« versammelt Perspektiven der Flucht in einer flüchtigen Gesellschaft und gewährt Einblicke in die Geschichte und Gegenwart von Flüchtlings- und Ankommensräumen. In Essays und Interviews werden soziale, künstlerische, philosophische, städtebauliche und architektonische Aspekte von Flucht, Migration und Asyl verhandelt - und nicht zuletzt die Frage, inwieweit neue Räume des Ankommens in unserer Gesellschaft möglich sind.
Deutsch-jüdische Wissenschaftsschicksale
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Inwiefern sind Erkenntniskraft und Stil der Sozialwissenschaft gebunden an die Herkunftskultur und die Lebensbedingungen ihrer Autoren? In der Erörterung dieser Frage vereinigt diese Anthologie Einzelstudien über Biographie und Werk bekannter und unbekannterer deutschsprachiger Sozialtheoretiker, die ihre Wurzeln im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts (1900-1933) haben - einer der fruchtbarsten Phasen dieser Tradition, die jedoch gewaltsam beendet wurde. Die Mehrzahl der sozialtheoretischen Emigranten musste wegen ihrer jüdischen Herkunft das Land verlassen, wie auch immer sie sich bislang zu dieser verhalten hatten. Doch in welcher Weise haben solche Identitätskonstruktionen das Denken dieser Sozialtheoretiker beeinflusst?
Amalia Barboza zeigt, dass Karl Mannheims soziologische Methode der Stilanalyse aus einer AuseinanderSetzung mit der zeitgenössischen Kunstgeschichte entstanden ist. Charakteristisch für die Stilanalyse als Methode ist, dass die soziale Bedeutung von Kunstwerken, Bildern oder kulturellen Phänomenen durch eine Analyse ihrer formalen Eigenschaften erfasst wird. Im ersten Teil der Arbeit werden die zentralen methodologischen Ansätze der kunstgeschichtlichen Stilanalyse herausgearbeitet und ihre Übernahme in Mannheims Schriften nachgezeichnet. Der zweite Teil des Buches demonstriert, wie Mannheim die Stilanalyse auf den Bereich des Denkens anwendet.