In den letzten Jahren haben die schon mehrfach totgesagten US-Gewerkschaften durch spektakuläre Aktionen wie den Streik bei UPS und die Beteiligung an den Protestdemonstrationen von Seattle eine internationale Gegenöffentlichkeit auf sich aufmerksam gemacht. Hinter diesen zumindest für amerikanische Verhältnisse eher ungewöhnlichen Signalen steht der Versuch, mit einer stärkeren Konflikt- und Basisorientierung jenen Zustand politischer Lähmung zu überwinden, in den sich Dachverband und viele Einzelgewerkschaften durch die neoliberale Offensive von Unternehmer- und Regierungslager spätestens seit Amtsantritt der Reagan-Administration drängen ließen. Nachdem schon 1995 ein Kandidat der innergewerkschaftlichen Reformkräfte an die Spitze des AFL-CIO gewählt wurde, ist es an der Zeit, eine Art Zwischenbilanz der Erneuerungsbewegung zu ziehen. Im Mittelpunkt dieser Überblicksdarstellung steht dabei das Spannungsverhältnis zwischen dem enormen Ausmaß des Umstruktierungsbedarfes und der Begrenztheit der für einen Bruch mit dem traditionellen business unionism mobilisierbaren Kräftereserven.
Malte Meyer Livres



Lieber tot als rot
Gewerkschaften und Militär in Deutschland seit 1914
Deutsche Gewerkschaften: Teil der Friedensbewegung oder „Organe des imperialistischen Staates“, wie radikale Linke schon während des Ersten Weltkriegs meinten? Der Frage nach dem Verhältnis von Gewerkschaften und Militär geht das Buch anhand wichtiger historischer Stationen auf den Grund. Außerdem untersucht es die gewerkschaftliche Alltagspraxis in Rüstungskonzernen wie Repressionsapparaten und beschäftigt sich mit Gewerkschaftsstatements zur Remilitarisierung deutscher Außenpolitik seit 1990.