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Frank Bernstein

    1 février 1964
    Konflikt und Migration
    Wiederanfang und Ernüchterung in der Nachkriegszeit
    Ludi publici
    Vergessen als politische Option
    • Vergessen als politische Option

      Zur Einhegung interner Konflikte in der Antike

      Interne Konflikte bewaltigten Griechen und Romer - anders als wir - nicht durch "Aufarbeitung", sondern durch Verdrangung: Politisch verordnetes kollektives Vergessen war eine Option, die Aussohnung und inneren Frieden stiften sollte und konnte. Amnestien etwa waren eine praemptive Massnahme, um ein Wiederaufleben von Konflikten zu verhuten, Kommunikationsabbruche zielten auf Pravention. Dieser analytische Essay versammelt prinzipielle Uberlegungen zum kollektiven Vergessen sowie dessen Formen und stellt es in den grosseren Kontext besonderer mentaler Dispositionen. Die Antike brauchte das Vergessen. Seine Optionalitat steht im engsten Zusammenhang mit der Konfliktunfahigkeit der politischen Kulturen in Hellas und Rom. Alles mundet daher in die These, dass das kollektive Vergessen in den so eigenen antiken Friedensvorstellungen seine letzte Begrundung findet. Im Vergessensgebot begegnet uns der tiefste Ausdruck der Totalitat von Konsens und Dissens im politischen Empfinden, Denken und Handeln der Griechen und Romer, kannten sie doch nicht den Kompromiss. Interne Konflikte konnten nicht beigelegt, allenfalls eingehegt werden - durch das Vergessen.

      Vergessen als politische Option
    • Erstmals werden Entstehung und Entwicklung der Circus- und Theaterspiele des römischen Staates von der Frühzeit bis auf Caesar behandelt. Warum wurden immer wieder neue ludi publici eingerichtet? In welcher Art und wozu wurden bestehende ausgestaltet? Durch die Verbindung einer politischen Sichtweise mit einem religionsgeschichtlichen Ansatz gelangt Bernstein zu neuen Erkenntnissen. Als Bestandteil der öffentlichen Kultordnung sollten die Spiele stets den Beistand bestimmter Götter garantieren. So konnten die Könige, das Patriziat, vor allem die Nobilität, schließlich die großen Einzelpersönlichkeiten auf recht unterschiedliche Weise die Spiele zu einem Instrument ihrer Politik machen.

      Ludi publici
    • Zur Erinnerung an einen Historiker, der die Geschichte erlitten hat - so sehr, dass er die Historie als Problem des Aushaltens für den Historiker empfand. In Leben und Œuvre des Althistorikers Hermann Strasburger (1909-1985) spiegeln sich Deutsche Geschichte und Wissenschaftsgeschichte in besonders eindringlicher Weise. 1931 in Frankfurt am Main promoviert, wurde Strasburger 1936 als sogenanntem Vierteljuden die Habilitation versagt. Gleichwohl in die Wehrmacht eingezogen, kehrte er schwerverwundet aus dem Krieg zurück. 1946 konnte er sich in Heidelberg habilitieren, seine alte Alma Mater bot ihm bald darauf eine Diätendozentur. 1955 erhielt er dort den Lehrstuhl für Alte Geschichte. Als Opfer der Geschichte war sein Blick für die Perspektive des Zeitgenossen geschärft. Sogenannte Große Männer konnte er - im Unterschied zu manchem Kollegen der Nachkriegszeit - nicht mehr erkennen. Caesar etwa war ihm kein Staatsmann. Anlässlich des 100. Geburtstages von Hermann Strasburger veranstaltete das Historische Seminar der Goethe-Universität Frankfurt am Main eine vielbeachtete Gedenkfeier, deren Beiträge hier vorgelegt werden. Im Zentrum steht die bewegende Rede von Strasburgers Frankfurter Schüler Christian Meier. Beigelegt sind Aktenstücke aus dem Universitätsarchiv, die Schlaglichter auf das akademische Leben in der Nachkriegszeit werfen.

      Wiederanfang und Ernüchterung in der Nachkriegszeit