Die Frage nach der Wahrnehmungs- und Vorstellungswelt blinder Menschen beschäftigt die einschlägige Forschung in Psychologie und Pädagogik seit deren Bestehen. Das Problem der Bewegungsvorstellungen jedoch, das im Rahmen psychomotorischer und sportpädagogischer Zusammenhänge von besonderer Bedeutung ist und das sich in der Praxis der Bewegungsvermittlung als besonders gravierend erweist, fand bisher keine Beachtung. Hier blieb ein „blinder Fleck“ in der wissenschaftlichen Bearbeitung. In dem vorliegenden Buch geht es daher um eine grundlegende theoretische Einordnung der Problematik der Bildung von Bewegungsvorstellungen bei Blindheit und um die Darstellung einer Pilotstudie, die im Rahmen einer problemorientierten Forschungsstrategie eine empirische Annäherung ermöglichte. Dabei stand die Frage im Vordergrund, ob die Probleme blinder Menschen eher mit Besonderheiten auf der semantischen Ebene oder mit perzeptiv-modalen Verarbeitungsspezifika in Zusammenhang stehen. Es zeigt sich, dass der Vorstellungsbildung Blinder zwar teilweise eigenartige semantische Interpretationen zugrunde liegen, dass diese aber nicht genuin behinderungs-, sondern offenbar eher erfahrungsbedingt sind. Sie haben in erster Linie biographische Hintergründe. In der theoretischen Grundlegung der Vorstellungsproblematik lassen sich diese Erfahrungen und Befunde plausibel in einem repräsentations-theoretischen Rahmenkonstrukt konzeptualisieren, das im Rahmen eines symboltheoretischen philosophischen Grundparadigmas spezifiziert ist. Durch diese Einbettung gelingt es, das Rahmenkonstrukt erkenntnistheoretisch zu fundieren. Gerade mit der symboltheoretischen Grundlegung wird hier eine theoretische Verankerung des Vorstellungsproblems vorgenommen, die für die Theoriebildung in der Bewegungswissenschaft von größtem Interesse sein dürfte.
Jörg Bietz Livres




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Dieses Buch ist im Anschluss an eine im Jahre 2002 in Marburg durchgeführte Expertentagung zur Beziehung von Bildung und Bewegung mit dem Ziel entstanden, den wissenschaftlichen Ertrag der Gespräche zu dokumentieren und Grundlagen einer bildungstheoretisch, in Teilen auch erziehungstheoretischfundierten Bewegungspädagogik zusammenzutragen und vorzustellen. Durch die Sammlung unterschiedlicher Beiträge mit je eigenen Zugängen zu Kernfragen der Sportpädagogik soll insgesamt eine Neubestimmung und wissenschaftliche Verortung von Bildung und Erziehung im Kontext einer kultur- und leibanthropologisch geleiteten Bewegungspädagogik verfolgt werden. Die Deutung des Sich-Bewegens als anthropologische Grundtatsache und die Bedeutung der leiblich-sinnlichen Dimension in den individuellen Weltverhältnissen für die Selbstbildung des Menschen verweisen auf ein grundlegendes, die pragmatische Orientierung am Sport übersteigendes, Gegenstandsverständnis und eröffnen Begründungsperspektiven, für die bewegungspädagogische und bewegungstheoretische Ansätze gleichermaßen konstitutiv sind. Das Buch soll die wissenschaftliche Diskussion einer bildungs- und erziehungstheoretischen Bewegungs- und Sportpädagogik anregen und in seinen theoretischen Bezügen auch an die Ästhetikdebatte der allgemeinen Pädagogikanschließen.