Vérité, Widerstand, Development
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Jede Forschung basiert auf – expliziten oder impliziten – Menschenbildern. Diese werden immer wieder von neuem durch die Wissenschaft selbst und im Austausch mit anderen gesellschaftlichen Bereichen hervorgebracht. Besonders gilt der Umgang mit Modellierungen des Menschlichen natürlich für jene Wissenschaften, die sich dem Menschen als Forschungsobjekt selbst widmen. Dazu zählen sozial- und geisteswissenschaftliche Fächer ebenso wie Medizin, Biologie, Neurowissenschaften oder Pharmazie.
Vorhersagen - das wussten schon Mark Twain und Nils Bohr - sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Ein schön gestalteter Band des Collegium Helveticum versammelt unterschiedliche Perspektiven auf Zukunftsvisionen der Vergangenheit und Gegenwart. Im Zentrum stehen dabei Wissenschaft und Technik und ihre Wechselwirkungen mit unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Zeitkontexten. Die Zukunft ist eine flüchtige Angelegenheit. Je mehr wir uns ihr nähern, desto weiter rückt sie von uns weg, und stets ist ihr die Gegenwart auf den Fersen, wie Achilles der Schildkröte. Die vorauseilende Repräsentation des (noch) nicht Verwirklichten stellt dabei auf die Erfahrung der Vergangenheit ab, die sich ihrerseits jedoch nie einfach extrapolieren lässt. Bilder, sentimentale Assoziationen, empirische Fakten, Wahrscheinlichkeitsberechnungen und logische Schlüsse bestimmen die Konstruktion plausibler Zukünfte, die ihrerseits unsere Befindlichkeiten in der Gegenwart repräsentieren. Seinerzeit hochgehandelte wissenschaftlich-technische Prognosen und Visionen von gestern mögen uns heute so lächerlich vorkommen wie ein alter Sciencefiction-Film. Doch die Utopien und Szenarien von gestern haben sich in unsere Gegenwart eingeschrieben und wirken bei der Gestaltung der Zukunft mit. Nach solchen Wirkungen, Feedbacks und Projektionen gräbt die 'Archäologie der Zukunft'.