KlappentextAmerikanische Sozial- und Verhaltenswissenschaftler stellten in den dreißiger und vierziger Jahren einen Zusammenhang zwischen autoritären Charaktereigenschaften der Deutschen und dem Nationalsozialismus her. Martina Parge untersucht, inwieweit diese Studien heute noch einen Beitrag zur Beantwortung der Frage leisten, wie und warum der Holocaust möglich wurde. In Auseinandersetzung mit der Debatte um Goldhagens Buch „Hitler’s Willing Executioners“ formuliert die Autorin vier Kriterien, die Studien über den Nationalsozialismus aus soziologischer Sicht erfüllen müssen. Durch diese angeleitet werden die theoretischen Argumente der amerikanischen Studien der vierziger Jahre rekonstruiert, überprüft und mit Ergebnissen der damaligen empirischen Sozialforschung über „die“ Deutschen konfrontiert. Die Autorin zeigt, daß die Theorie des autoritären Charakters auch heute noch einen wichtigen Beitrag für das Verständnis des Holocaust liefern kann.
Martina Parge Livres


Durch Selbstorganisation und Enthierarchisierung gekennzeichnete neue Arbeitsformen verändern das Verhältnis von Individuum und Organisation radikal. Damit stellen sie eine noch kaum bewältigte theoretische Herausforderung für die soziologische Analyse dar. Der Rückgriff auf allgemeine soziologische Theorien scheint unabdingbar. Immer wieder ist vermutet worden, dass insbesondere Jürgen Habermas’ „Theorie des kommunikativen Handelns“ zu einem vertieften Verständnis der Veränderungen in der Arbeitswelt beitragen könne. In dieser Arbeit wird nun erstmals auf der Grundlage einer – auch für Nichtspezialisten nachvollziehbaren – kritischen Auseinandersetzung mit Habermas grundsätzlich geprüft, in welcher Weise seine Theorie sinnvoll für arbeitssoziologische Untersuchungen genutzt werden kann. Parge entwickelt ein Analyseschema, wendet es auf den Bereich betrieblicher Selbstorganisation an und demonstriert: Der Rückgriff auf Habermas’ Konzept des „kommunikativen Handelns“ führt zu einem neuartigen Verständnis der Funktionsweise selbstorganisierter Arbeitsformen. Erfolgreiche Selbstorganisation setzt voraus, daß die Akteure bestimmte Bereiche ihrer Arbeit über „kommunikatives Handeln“ koordinieren können.