Susanne Voigt (1927-2016) gehört zu den eigenwilligsten Vertretern der Dresdner Nachkriegskunst. Als Angehörige der ersten in der DDR ausgebildeten Bildhauergeneration bricht sie um 1960 mit dem heroischen Realismus ihres Lehrers Walter Arnold, um sich einer expressiven Formensprache zuzuwenden. Ihr Thema wird das Verletzte und Verletzliche. Ohne die figurale Grundform ganz aufzugeben, übersetzt sie existentielle Situationen in rhythmische und farbige Kompositionen, die sie später als Psychogramme bezeichnet. Selten ausgestellt, leistet ihr plastisches und zeichnerisches Werk über fünf Jahrzehnte unbeirrt eine eigenständige Auseinandersetzung mit der klassischen Moderne. Die späte, um 1980 einsetzende Anerkennung wird durch den Ausbruch einer psychischen Krankheit konterkariert. 0Mit über 100 Abbildungen bietet der Band erstmals einen breiten Überblick über Voigts Arbeiten. Sechs Beiträge eröffnen Zugänge zum Leben und zum Werk der Künstlerin. Darüber hinaus enthält der Band zahlreiche Dokumente und Fotografien aus Archiven und aus dem Nachlass der Künstlerin sowie einen biographischen Abriss.
Andreas Degen Livres






Zeit aus Schweigen
- 451pages
- 16 heures de lecture
Der Band präsentiert Dokumentationen und Studien, die aus Anlass des 90. Geburtstages von Johannes Bobrowski im Jahre 2007 entstanden sind. Neben der aus dem Nachlass publizierten Bücher-Aufstellung Bobrowskis von 1936-38 und einer aus Landkarten und Fotografien zusammengestellten Übersicht über die literarisch bedeutenden Orte seiner Kindheit und Jugend enthält dieser Sammelband 26 literatur- und kunstwissenschaftliche Aufsätze zum dichterischen Werk. Eine Reihe dieser Studien beschäftigt sich mit Korrespondenzen zum Werk von Dietrich Buxtehude, Johann Georg Hamann, Heinrich Heine, Martin Buber, Alfred Brust, Nelly Sachs, Paul Celan oder Ingeborg Bachmann. Andere behandeln das Wechselverhältnis von Landschaft und Erinnerung oder widmen sich Fragen der Poetologie, des Verhältnisses von Ästhetik und Ethik oder Übersetzungsproblemen. Ebenfall dargestellt werden Reaktionen, die das Werk Bobrowskis bei so unterschiedlichen Autoren wie Franz Fühmann, Siegfried Lenz und Ingo Schulze oder bei dem Grafiker Gerhard Altenbourg ausgelöst hat.
Johannes Bobrowski war eine der markantesten Stimmen der deutschen Literatur der Nachkriegsjahrzehnte: nicht laut, aber durchdringend und faszinierend bis heute. Seine Gedichte und experimentellen Prosaarbeiten zeugen von höchster sprachlicher Präzision und einem ungebrochenen Vertrauen in die Sinnlichkeit des Wortes. Bobrowski wurde in beiden deutschen Staaten anerkannt und geehrt – ein singulärer Fall während des Kalten Krieges. 1962 erhielt er, im Osten Berlins lebend, im Westen der geteilten Stadt den renommierten Preis der Gruppe 47. In den wenigen Jahren seines öffentlichen Wirkens wurde sein Haus in Berlin-Friedrichshagen zu einem heimlichen Treffpunkt zahlreicher Autoren: Er war, so Hans Werner Richter 1965 in seiner Trauerrede, ein „Genie der Freundschaft“. Für jüngere Autoren wurde Bobrowskis Art des Schreibens bald zu einer Offenbarung. Der antike Name Sarmatien steht für die weite Landschaft zwischen Ostsee und Schwarzem Meer, zwischen Weichsel und Wolga: ein Vielstrom- und Vielvölkerland. Bobrowski, 1917 in Tilsit geboren, in Königsberg aufgewachsen und ab 1939 als Soldat in Polen und Russland, machte die Geschichte dieser Landschaft zu seinem Thema – eine „Art Kriegsverletzung“, wie er einmal bekannte. Es geht ihm um Erinnerung und Verständnis, Heimatverlust und Kriegsschuld – ausgedrückt in einer Sprache, die sich von Friedrich Hölderlin und Georg Trakl her versteht. Aus Anlass des Bobrowksi-Gedenkjahres versammelt dieser Band Gedichte und Prosastücke von bekannten Autoren aus fünfzig Jahren – Widmungen an und Reaktionen auf einen außergewöhnlichen Dichter und ein Werk, das es wiederzuentdecken gilt.
Ästhetische Faszination
Die Geschichte einer Denkfigur vor ihrem Begriff
Faszination ist eine zentrale Form ästhetischen Erlebens in der Gegenwart, deren Merkmale und historisches Profil bislang nur ansatzweise beschrieben sind. Ausgehend vom modernen Verständnis von Faszination entwickelt die begriffsgeschichtlich breit fundierte Untersuchung einen formalen Begriff dieser ästhetischen Emotion, der für zwei bedeutende Epochen der ästhetischen, poetologischen und semiotischen Theoriebildung – die griechische Antike und das 18. Jahrhundert – diskutiert wird. In der Auseinandersetzung mit antiken Konzepten der Metapher und des Erhabenen sowie mit ästhetischen Positionen bei Addison, Mendelssohn, Klopstock, Hamann, Kant, Stewart und Goethe werden grundlegende Erklärungskomponenten für die Entstehung und Wirkung sprachlich induzierter Faszination aufgezeigt. Ästhetische Faszination ist kein Pathos-, sondern ein Tiefenkonzept. Sie resultiert aus einer Divergenzerfahrung in der Prozessierbarkeit von Sinnlichkeit und Bedeutung. Faszination bewirkt keine Verabschiedung, sondern eine Stimulierung des Intelligiblen.
Sterben, Tod und Weiterleben
- 248pages
- 9 heures de lecture
K. Kiesant: ‚Unglückselige‘ Diesseits- und Jenseitsorientierung im Trauergedicht Johann von Bessers nach dem Duell-Tod Jacob Friedrich von Maydels (1677) – E. Lösel: Funeralschriften. Sterbe- und Erinnerungskultur – U. Wels: Der „Tempel des Todes“ (1690) des Christian Gryphius und seine europäischen Vorbilder und Nachfolger – S. Borchers: „Die beste Vorbereitung des Menschen zu seinem Ende.“ Lebensbilanz und Todesbereitung in der Leichenpredigt – A. Bähr: „Aus Furcht zu sterben ist er gar gestorben.“ Zur Furcht vor dem Tod im 18. Jahrhundert – J. Müller-Tamm: Statistik der Seelen. Demographie und Seelenwanderung im langen 18. Jahrhundert – C. Schulte: Die Freiheit zum Tode. Zur Entmoralisierung des Suizid seit dem 18. Jahrhundert – I.-M. D’Aprile: Der Tod und die Erfindung einer preußischen Nation – J. Ev. Hafner: Barocke Himmel. Kosmologische, pastorale und theologische Hintergründe – E. van Voolen: Tod und Trauer im jüdischen Leben – M.-L. Raters: Darf man als Pragmatistin an ein Leben nach dem Tod glauben? Nahtod-Erfahrungen und andere Argumente – H. Peitsch: „Im Angesicht des Todes. Geschrieben zwischen Verhaftung und Hinrichtung.“ Die Veröffentlichung letzter Briefe in der Nachkriegszeit – U. Schneider: Krankheit und Tod in Werken von DDR-AutorInnen – A. Degen: Selbstberichte todkranker Menschen
Szenen Berliner Literatur
- 286pages
- 11 heures de lecture
Um 1960 erlebte die deutsche Literatur eine Sattelzeit, geprägt von kulturellen, literarischen und ästhetischen Veränderungen. Das geteilte Berlin, als Frontstadt des Kalten Krieges und Hauptstadt der DDR, bot ein außergewöhnlich vielfältiges literarisches Leben. Autoren wurden von der Dualität der Stadt und den attraktiven Arbeitsbedingungen angezogen, bildeten Netzwerke und fanden Gehör. Der Band beleuchtet durch unveröffentlichtes Archivmaterial verschiedene Facetten und Akteure des literarischen Lebens in Ost- und Westberlin. Der erste Teil widmet sich Erinnerungen und Dokumenten, während der zweite Teil fünf Fallbeispiele präsentiert, darunter Bertolt Brecht und Uwe Johnson, die die Beziehung der Autoren zu den politischen und literarischen Verhältnissen der Stadt verdeutlichen. Im dritten Teil werden sowohl informelle als auch institutionalisierte Formen des literarischen Austauschs in beiden Stadtteilen und über die Systemgrenze hinweg vorgestellt. Mit Beiträgen von verschiedenen Autoren wird das literarische Geschehen dieser Zeit umfassend dokumentiert. Diese Publikation entstand in Zusammenarbeit mit dem Literaturforum im Brecht-Haus.
Gesetzliche Mitwirkungspflichten der Kreditwirtschaft bei der Geldwäsche- und Terrorismusbekämpfung
Eine verfassungsrechtliche Betrachtung aus Sicht der Bankkunden am Beispiel des Konten-Screenings und des Kontendatenabrufverfahrens
- 343pages
- 13 heures de lecture
Die Terrorismusfinanzierungs- und Geldwäschebekämpfung im Finanzsektor mit den zentralen gesetzlichen Neuerungen seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ist Thema dieser Arbeit. Der Autor richtet sein Augenmerk dabei auf die teils auf internationalen Vereinbarungen basierenden Mitwirkungspflichten der Finanzwirtschaft. Untersucht werden insbesondere die Verpflichtung der Kreditinstitute zur geldwäschebezogenen internen Konten-Rasterung im Zusammenhang mit der entsprechenden Verdachtsanzeigepflicht und die Mitwirkungspflicht der Banken beim staatlichen Kontenabrufverfahren. Der Autor prüft die hiermit verbundenen Eingriffe in die Freiheitsrechte der Kreditinstitute und ihrer Kunden auf ihre Rechtmäßigkeit und diskutiert alternative Lösungen.
Bildgedächtnis
Zur poetischen Funktion der Sinneswahrnehmung im Prosawerk Johannes Bobrowskis
- 411pages
- 15 heures de lecture
Auffälligstes Charakteristikum von Johannes Bobrowskis Erinnerungspoetik sind Beschreibungen von Sinneswahrnehmung. Sie überschreiten die Schwelle zur Imagination und ermöglichen es, im Sinne eines „noch verfärbts uns die Blicke“ die eingedenkende Vergewisserung biographischer und historischer Erfahrung anschaulich darzustellen. Mit ihrer Hilfe gelingt es dem Erinnernden, Vergessenes präsent zu machen und als Akutes dem kollektiven Gedächtnis aufzugeben. In umfassenden Detailanalysen von neun zentralen Prosatexten Bobrowskis und von seinen beiden Romanen wird die bislang wenig beachtete Wahrnehmungsdarstellung als leitendes Erzählverfahren und als Schlüssel zu einer neuen Deutung der Texte behandelt. Dem geht eine Beschreibung von Perspektive und Erscheinung als Grundformen der Natur- und Landschaftsdarstellung in der Epik wie in der Lyrik Bobrowskis voran. Mit Ausblicken auf die zeitgenössischen Debatten um Vergangenheitsbewältigung einerseits und auf die wirkungsästhetischen Reflexionen der Texte andererseits wird erkennbar, inwiefern eine Ästhetik der Versinnlichung Strategie engagierten Schreibens sein kann.