Ordensschwestern prägten von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis nach dem Zweiten Weltkrieg das Bild bayerischer Kleinstädte und Dörfer. Sie übernahmen wichtige Aufgaben in der Kinderbetreuung, Ausbildung und Krankenpflege und trugen zur kulturellen Modernisierung ländlicher Gebiete bei. Der Band untersucht diesen Modernisierungsprozess.
Johann Kirchinger Livres






Die Kleinen Kunstführer bieten einen reich illustrierten Überblick über Kirchen, Klöster, Schlösser und Kunststätten in Europa. Sie sind verständlich geschrieben und liefern Informationen zu Geschichte, Architektur und Künstlern. Ergänzt werden sie durch über 270 Große Kunstführer sowie Audioguides von Artguide.
"Frauenkongregationen gehören zu den prägenden Phänomenen des Katholizismus in der Moderne. Es handelt sich bei ihnen um eine Form gemeinsamen Lebens, das den Mitgliedern im Unterschied zu den kontemplativen Orden caritative und pädagogische Tätigkeiten ermöglicht. Frauenkongregationen wirkten emanzipativ, indem sie die Professionalisierung ihrer Tätigkeiten forcierten. Zugleich führte diese jedoch zur Feminisierung dieser Tätigkeiten, deren eine Folge eine niedrige Entlohnung war. Johann Kirchinger führt diese Entwicklungen einleuchtend auf eine quantitative Expansion zurück, die nur vor dem Hintergrund einer vor allem zwischen 1850 und 1950 herrschenden starken kulturellen, ökonomischen und religiösen Kluft zwischen Stadt (als Einsatzort) und Land (als Rekrutierungsbasis) verständlich wird." -- Page 4 of cover
Der Bauernrebell
- 288pages
- 11 heures de lecture
Er war radikal und kompromisslos. Mit Charisma und Demagogie schwang sich der reiche Großbauer Franz Wieland (1850–1901) aus dem Gäubodendorf Hierlbach am Ende des 19. Jahrhunderts an die Spitze der jungen Bauernbundsbewegung, um die Landwirtschaft aus der politischen Bevormundung durch die traditionellen Autoritäten zu befreien. Darum fürchteten ihn die Beamten, predigten die Geistlichen gegen ihn und verachteten ihn die Adeligen. Die Bauern aber verehrten ihn. Der überraschende Fund seines schriftlichen Nachlasses erlaubt erstmals tiefe Einblicke in die Motive und die Denkweise dieses umstrittenen Politikers. Den Leser erwartet das Panorama einer politischen Agrargeschichte, bevölkert von rebellischen Bauern, geifernden Pfarrern und rechtbeugenden Bürokraten – eine spannende Zeitreise in diejenigen Winkel der Prinzregentenzeit, in der sie nicht kunstsinnig und glänzend war, sondern voll grober und derber Kraft.
Georg Ratzinger
- 400pages
- 14 heures de lecture
Dr. Georg Ratzinger (1844-1899) war eine der eigenwilligsten und schillerndsten Persönlichkeiten, die Bayern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hervorbrachte. Der ultramontane Priester befasste sich sowohl in der frühen katholischen Publizistik als auch in Land- und Reichstag ausführlich mit den kirchenpolitischen Konflikten des Kulturkampfes und den Herausforderungen der Sozialen Frage. Mit seinem vielbeachteten Hauptwerk „Die Volkswirtschaft in ihren sittlichen Grundlagen“ gilt er als einer der wichtigsten deutschsprachigen Autoren der sich entfaltenden katholischen Sozialethik. Als Schüler Ignaz von Döllingers legte er zahlreiche kirchenhistorische Studien vor. Ob er politisch, wissenschaftlich oder journalistisch tätig war - stets verstand sich Georg Ratzinger als Priester und Seelsorger. Mit den in diesem Band versammelten zwölf Beiträgen aus der Geschichtswissenschaft, der katholischen Theologie und der Volkswirtschaft wird Ratzingers Lebenswerk erstmals umfassend und kritisch gewürdigt.
Bauernverbände zählen zu den vermeintlich einflussreichsten Interessenverbänden in der deutschen Geschichte. Tatsächlich aber sind sie Teil eines korporatistischen Arrangements, das ihre Bewegungsfreiheit stark einschränkt und in dem die staatliche Ministerialverwaltung der stärkste Akteur ist. In Bayern ist diese Konstellation besonders ausgeprägt aufgrund der Unabhängigkeit einer zentralistischen Staatsverwaltung nach französischem Vorbild. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich im bayerischen Agrarverbandswesen seit dem 19. Jahrhundert ein scharfer Gegensatz zwischen ehrenamtlichen Honoratiorenlandwirten und hauptamtlichen Verbandsfunktionären, die sich sozial an der staatlichen Bürokratie orientieren. Dies führte dazu, dass der 1945 gegründete Bayerische Bauernverband in wesentlichen Teilen unter Staatsaufsicht steht. Um dies zu verstehen, ist es nötig, die Geschichte des Agrarverbandswesens bis in das frühe 19. Jahrhundert zurückzuverfolgen.
Auf einem niederbayerischen Dachboden stieß man auf einen einzigartigen Fund: Fotoplatten aus dem Nachlass des Fotografen Ferdinand Pöschl. Die hier entdeckten Aufnahmen lassen faszinierende Rückschlüsse auf das dörfliche Leben vor dem Ersten Weltkrieg zu und gewähren seltene Einblicke in das Aufeinandertreffen von bürgerlicher und bäuerlicher Lebensweise. Die niederbayerischen Orte Hofkirchen und Haimelkofen waren für die Jahre von 1908 bis 1914 Wirkstätte des Fotografen Pöschl. Hier entstanden seltene Fotografien, die Menschen und Arbeitsgerät, alltägliche und außergewöhnliche Ereignisse festhielten – vom Faschingstreiben bis zur politischen Versammlung, von der Arbeit auf dem Feld bis zum Sonntagsspaziergang, von der Hochzeit bis zum Tod. Auftragsarbeiten, Postkartenidyllen, aber auch Momentaufnahmen spiegeln die unterschiedlichen Vorstellungen des bürgerlichen Fotografen und der bäuerlichen Bevölkerung wider. Die 39 von Richard Stadler sorgfältig bearbeiteten und von Dr. Johann Kirchinger mit vertiefenden Texten ergänzten Abbildungen zeigen eine längst vergangene Welt.
Michael Horlacher (1888–1957) war von 1920 bis 1933 Direktor der Bayerischen Landesbauernkammer und seit 1924 Landwirtschaftsexperte der Bayerischen Volkspartei im Deutschen Reichstag. Er repräsentiert den Typus des bürgerlich sozialisierten, akademisch gebildeten Landwirtschaftsfunktionärs, der sich am deutschen Berufsbeamten orientierte. Für Horlacher war Agrarpolitik eine intellektuelle Beschäftigung, nicht eine existenzielle Frage. Sein elitäres soziales Bewusstsein, geprägt durch seine Biographie, führte zu einer Selbstsicht, die ihn über die Mehrheit der Landwirte stellte. Dies beeinflusste seine bürokratisch-autoritären agrarpolitischen Vorschläge, die eine Stärkung der Exekutive gegenüber der Legislative forderten. Diese Haltung schuf einen Nährboden für radikalisierende Konflikte im landwirtschaftlichen Organisationswesen und führte zu parlamentarischen Funktionsstörungen. Horlachers Umgang mit seiner Doppelrolle als hauptamtlicher Bürokrat und parteipolitischer Vertreter trug zur politischen Instabilität der Weimarer Republik bei. Diese Biographie bietet somit wertvolle Einblicke in eine protektionistische Agrarpolitik und deren volkswirtschaftliche Folgen, die sowohl von der politik- als auch sozialgeschichtlich orientierten Forschung als maßgeblich für das Scheitern der Weimarer Republik angesehen werden.