Kierkegaard hat sich selbst als „religiösen Schriftsteller“ verstanden. Mit dieser Bezeichnung wird die Zwiespältigkeit und das Wagnis eines literarischen Unternehmens angedeutet, das eine ästhetische Existenz religiös begründen und eine religiöse Existenz ästhetisch absichern will, sich dabei aber auf keine religiöse Vollmacht stützt und sich auch nicht dem etablierten Wissenschaftssystem zuordnen lässt. Die Beiträge des Bandes untersuchen Kierkegaards Idee des religiösen Schriftstellers, deren antike Vorbilder und moderne Wirkungsgeschichte (insbesondere in der deutschen Literatur) sowie die Aktualität dieser Idee im Hinblick auf die Artikulation von christlichem Glauben und Religiosität unter den Bedingungen einer säkularen Moderne. Mit Beiträgen von Charles Cahill, Niels Jørgen Cappelørn, Joachim Grage, Heinz Hiebler, Angelika Jacobs, Mathias Mayer, George Pattison, Magnus Schlette, Heiko Schulz, Rasmus Sevelsted, Wolfgang Spickermann, Peter Tschuggnall und Christian Wiebe.
Hermann Deuser Livres






Existenzdenken und Pragmatismus bezeichnen zwei Orientierungszentren der Philosophie seit dem 19. Jahrhundert, deren Differenz und Zusammenhang erst heute wirklich bewusst werden. Die Vorrangigkeit der Aufgabe des Existierens eines einzelnen Menschen und das naturwissenschaftlich-pragmatische Methodenbewusstsein haben ihre Gemeinsamkeit in der Entdeckung und Verteidigung der kreativen Lebens-, Entscheidungs- und Handlungssituation allen Verstehens. Hinzu kommt die parallel entwickelte Kritik idealistischer wie materialistischer Metaphysik der europäischen Denktradition, allerdings in der unübersehbaren Tendenz einer Philosophie des Geistes, die zu einer allgemeinen – und insofern in neuem Sinn durchaus metaphysischen – Begründung von Religionstheorie und Theologie in der Lage ist. Charles S. Peirce’ kategoriale Semiotik liefert die zeitgemäßen Denkbedingungen, um sowohl der Eigenständigkeit der Religiosität wie ihrer wissenschaftlichen Darstellungsfähigkeit entsprechen zu können. Die hier vorgelegten Aufsätze aus dreißig Jahren sind einerseits auf bestimmte Phasen der Kierkegaard-Rezeption bezogen, andererseits auf Detailstudien zu systematisch-theologischen und religionsphilosophischen Texten, Werken, Methodenfragen, und auf Konfliktfelder in der gegenwärtigen Diskussion (darunter William James’ Religionsauffassung, Paul Tillichs Symbolbegriff, Kierkegaards Christologie, Vergleichspunkte zu Schleiermacher, Thomas Manns Mythosbegriff, Semiotik, Trinität, Kontingenz und Evolution). Im Ganzen entsteht das Bild eines kreativen Einflussraumes existentieller und wissenschaftlicher Wahrheit, in der sich wirkliches Leben und religiöse Idealität des Geistes verbinden.
Søren Kierkegaard: Entweder - Oder
- 291pages
- 11 heures de lecture
Søren Kierkegaards frühes Hauptwerk Entweder – Oder (1843) bezeichnet in genialer Weise die Wendung der Philosophie des 19. Jahrhunderts zur Konkretion des humanen Existierens in Handlungssituationen. Damit steht dieses „Monstrum von einem Buch“ in der Tradition von Idealismus und Romantik, um sie zu verabschieden: In der Art eines modernen Romans, der die Sprachformen virtuos wechselt, zugleich in der Analyse der Lebensformen des Ästhetischen, Ethischen und Religiösen. „Papiere von A“ heißen die gesammelten Aphorismen, Mozart-Interpretationen, schwermütigen Texte samt „Tagebuch des Verführers“ - „Papiere von B“ die beiden großen Lehrbriefe zur Verteidigung der Ehe und des ethisch Allgemeinen überhaupt. So erscheint die ästhetische Unmittelbarkeit als Krise, die Ethik der Selbst-Wahl als Lösung, die wiederum im religiösen Selbst-Verhältnis ihre ultimative Grenze ahnen lässt. Die Beiträge dieses Bandes – ein Ergebnis internationaler Zusammenarbeit – erschließen Kierkegaards Existenzwissenschaft, die Denken und Lebensgefühl des 20./21. Jahrhunderts vorweg hat zur Sprache bringen können. Die Exegese dieses Klassikers geschieht auf der Basis der neuen Edition von Søren Kierkegaards Skrifter, an die sich die begonnene Deutsche Søren Kierkegaard Edition anschließt.
Die zehn Gebote. Kleine Einführung in die theologische Ethik
- 170pages
- 6 heures de lecture
Hermann Deuser erläutert die zehn Gebote im alttestamentlichen Kontext, deren Überlieferung und Übersetzungstraditionen. Er beleuchtet die Bedeutung dieser alten Regeln für die heutige Ethik-Diskussion.
Kleine Einführung in die Systematische Theologie
- 203pages
- 8 heures de lecture
Die Disziplin der Dogmatik trägt als ein Hauptpfeiler das Gebäude der wissenschaftlichen Theologie. Während sich traditionellerweise die Darstellungen des dogmatischen Systems als imposante Großwerke präsentieren, unternimmt dieser Band gewissermaßen als »Summula« den Versuch einer knappen, verständlichen und überschaubaren Zusammenfassung systematisch-theologischen Basiswissens, das sich in die Diskussion mit Philosophie, Naturwissenschaften und religionskritischem Denken begibt.
Religionsphilosophie
- 573pages
- 21 heures de lecture
Die Religionsphilosophie untersucht die Verknüpfungen von Theologie, Philosophie und Religionswissenschaft, insbesondere im Kontext der christlichen Traditionen und der Aufklärung. Sie integriert amerikanische Ansätze und betont die Bedeutung von Natur, Religion und Wissenschaft, während sie neue Methoden und Perspektiven im 21. Jahrhundert erforscht.
Der zweite Band der DSKE präsentiert Kierkegaards Journale und Aufzeichnungen von 1836-1846, einschließlich Examensvorbereitungen und Materialien zum Frühwerk. Besonders hervorzuheben ist Journal JJ (1842-1846), das als Diskussionsforum fungiert. Dies ist die erste kritische deutsche Edition der Journale mit detaillierten Kommentaren.
Religion realistisch
Sechs religionsphilosophische Essays
"Dass die modernen Wissenschaften und die Religion (bzw. Theologie und Religionsphilosophie) über dieselbe Wirklichkeit sprechen, muss wieder neu gelernt werden. Mit dem Pragmatismus der American Philosophy, vor allem C. S. Peircegesagt: Real ist das, was auf unmittelbarer Wahrnehmung beruht und allen Bestimmungen vorausliegt. In der Fluchtlinie dieser Überzeugung erörtert Hermann Deuser die Religion als den ursprünglichsten Realitätszugang, der in symbolischen Formen (religiös, ästhetisch, philosophisch) lebendig und bestimmbar wird. Er zeigt, dass in der Realität selbst schon wohnen muss, was sie uns zu erkennen gibt. Seine Argumentation gewinnt ihre Kontur in Auseinandersetzung mit einer phänomenologischen Begründung des Wissenschaftsbegriffs (Eilert Herms); der Verhältnisbestimmung von Magie und Heiligem (Hans Joas); von Säkularität und Sakralität in gegenseitiger Erschließung (Jürgen Habermas); von Gleichzeitigkeit als zeichentheoretischer Transformation der sakramentalen Realität und Gotteserfahrung (Søren Kierkegaard; Charles Sanders Peirce). Die Überlegungen münden in eine Bestimmung des Theodizee-Begriffs in Auslegung der Kosmologie des Hiobbuches." --
