"Argues that what makes AI socially relevant and useful is not intelligence at all but something even more human: communication. If machines are going to improve their ability to address ever more important human issues, it will not be because they have learned to think like people, but because we have learned to communicate with them"-- Provided by publisher
Unsere Gesellschaft hat den traditionellen Sinn von Gedächtnis der antiken und vormodernen Gesellschaften verloren: die Vorstellung, daß das Gedächtnis – noch grundsätzlicher als zur Aufbewahrung der individuellen Erinnerungen – dazu dient, dem Kosmos eine Ordnung zu geben und Richtlinien für Denken und Handeln zu liefern. Formen und Stärke dieses Gedächtnisses hängen mit den verfügbaren Kommunikationsmedien zusammen: von der Schrift bis zu den Massenmedien und den jüngsten elektronischen Technologien. Diese Medien, die viel mehr zu erinnern und zu vergessen erlauben, verlangen immer komplexere soziale Strukturen. Wie zeichnet sich dann aber das Gedächtnis unserer informatisierten technischen Gesellschaft aus? Wieviel muß es vergessen können, um noch eine Orientierung in einer chaotischen und selbstreferentiellen Welt behalten, also um noch erinnern zu können?
In ihrem neuen Buch geht die italienische Soziologin Elena Esposito von der Parallelität zwischen der modernen fiction und der Wahrscheinlichkeitstheorie aus, die sich beide Ende des 17. Jahrhunderts entwickelt haben. Grundthese des Buches ist, daß es sich in beiden Fällen um moderne Formen der Realitätsverdopplung handelt, die auf Veränderungen der Gesellschaft reagieren. Die fiction entwickelt sich als explizit erfundene, alternative Realität, die dennoch zum Verstehen und zur Erfahrung aller Mitglieder der Gesellschaft beiträgt. Wahrscheinlichkeit und Statistik hingegen sind auf die gegenwärtige Zukunft bezogene Fiktionen, die es erlauben, in der Gegenwart Entscheidungen zu treffen, aus denen künftige Gegenwarten entstehen – die dann andere sein werden, als man vorher dachte.
Elena Esposito lehrt Soziologie an der Universität Modena e Reggio Emilia.
Sind ChatGPT und generative KI eine Bedrohung oder eine Chance für unsere Zivilisation? Die neuesten Algorithmen, die immer intelligenter zu werden scheinen, greifen in jeden Aspekt unseres Lebens ein – und sind für Menschen immer schwerer zu begreifen. Müssen wir uns Sorgen machen – und machen wir uns die richtigen Sorgen? Wie können wir Maschinen kontrollieren, die wir nicht verstehen? Wenn der Schwerpunkt der KI sich von Intelligenz auf Kommunikation verlagert, stellen sich ganz andere Fragen: Seitdem Algorithmen nicht mehr versuchen, die menschliche Intelligenz zu reproduzieren, haben sie gelernt, immer kompetentere und effizientere Kommunikationspartner zu werden. Nun liegt es an uns, zu lernen, wie wir mit ihnen kommunizieren können.
Die Zeit des Geldes in Finanzwelt und Gesellschaft
Die internationale Wirtschaftskrise hat gezeigt, dass einige der Instrumente und Produkte, mit denen auf den Finanzmärkten jongliert wird, erheblichen gesellschaftlichen Schaden anrichten können. Besonders gilt dies für sogenannte Futures, Termingeschäfte, die in der Gegenwart mit etwas handeln, das erst in einer ungewissen Zukunft stattfinden wird. Elena Esposito richtet die Aufmerksamkeit auf den Faktor Zeit in der Ökonomie. Welche Rolle spielt Zeit für die Wirtschaft? Wie gehen Ökonomen mit Zeit um? Wie wird Zeit „in Rechnung gestellt“? Dieser Blick auf die Wirtschaft führt vor allem dort weiter, wo bisherige Erklärungsmodelle versagt haben. Neben den Voraussetzungen für die Krise und ihrer „Evolution“ analysiert die Autorin auch die Regulierungsversuche der Politik. Sie zeigt daran auf, dass eine Orientierung gebende Steuerung der Finanzmärkte deutlich besser geeignet ist, Risiken zu begegnen, als reine Kontrollmaßnahmen – für die Finanzmärkte selbst, für die Gesellschaft als Ganzes wie für das Individuum.