The book offers a blend of personal experiences and contemporary research, serving as a compassionate guide for those involved in the care of sick and dying children and adolescents. It is an essential resource for a wide audience, including healthcare professionals, educators, and parents, providing insights and support for navigating the challenges of pediatric illness and end-of-life care.
Noch heute ist man der Ansicht, schwerkranke Kinder und Jugendliche vor dem Wissen um ihre Krankheit oder ihren bevorstehenden Tod schützen zu mssen. Die Folgen dieser »Rücksichtnahme«, dieser oft hilflosen Täuschungsversuche von Ärzten und Eltern, sind allerdings erschütternd: Der Kontakt zu den jungen Patienten bricht ab, sie ziehen sich in sich selbst zurück und sterben einsam. Obwohl sie ohnehin wissen, wie es um sie steht, weil sie die Zeichen zu deuten verstehen, werden sie allzu oft mit diesem Wissen allein gelassen.
„Die Furcht vor dem Tod ist dem Kind fremd“ – diese Überzeugung prägte bis in die 80er Jahre das Verhältnis zwischen schwer kranken Kindern und Erwachsenen. Ärzte und Psychologen verwehrten Kindern den offenen Umgang mit ihrer Krankheit, da man annahm, sie könnten Sterben und Tod nicht verstehen und müssten davor bewahrt werden. Infolgedessen fühlten sich vor allem sterbende Kinder durch die Sprachlosigkeit der Erwachsenen isoliert. Dieses Bild des sprachlosen, isolierten Kindes hat Dietrich Niethammer, Direktor der Kinderklinik Tübingen, seit seiner ersten Begegnung mit einem krebskranken Mädchen als Medizinstudent nicht losgelassen. In seinem Buch untersucht er die Gründe für die Entwicklung, die zur Isolation todkranker Kinder und Jugendlicher im letzten Jahrhundert führte. Er analysiert, warum erst spät erkannt wurde, dass offene Kommunikation eine angemessene Begleitung in der letzten Lebensphase ermöglicht. Niethammer bietet einen Ausweg aus der Sprachlosigkeit zwischen schwer kranken Kindern, Ärzten und Angehörigen, der sich in seiner langjährigen Erfahrung als Pädiater bewahrheitet hat: Nur der ehrliche Umgang garantiert diesen Kindern „eine Stimme“.