Rembrandt van Rijn (1606-1669) zählt zu den Großen seiner Zunft. Seine Werke haben sich in das kulturelle Gedächtnis eingeschrieben. Sie sind bekannt, ohne eigentlich gekannt zu werden. Kein Maler seiner Zeit beschäftigte sich so intensiv mit dem Porträt wie er. Der Band wirft einen frischen Blick auf die für Rembrandts Schaffen zentrale Gattung. Er präsentiert die frühen Selbstporträts ebenso wie die intensiven Selbstbildnisse des Spätwerks und die Gruppenporträts von der »Anatomie des Dr. Tulp« bis zur »Nachtwache«. Informationen zu Biografie, Auftraggebern und kulturellem Umfeld sind Teil der kunsthistorischen Deutung. Die lebenslange Porträttätigkeit erweist sich nicht einfach als Ausdruck übermäßiger Eitelkeit oder ökonomischer Zwänge. Sie bezeugt vielmehr Rembrandts neue Sicht auf den Menschen als eines sich mit den Lebensaltern ständig verändernden Individuums.
Claus Volkenandt Livres



Rembrandt
Anatomie eines Bildes
Die Kunstgeschichte hat eine eigentümliche Opposition entwickelt und lange festgeschrieben: die Alternative von historischem oder ästhetischem Bildumgang. Diese Opposition von Kunst oder Geschichte verstellt jedoch die Janusköpfigkeit kunsthistorischen Arbeitens: Die Geschichte ist kunsthistorisch genauso unhintergehbar wie die Sinnlichkeit. Wenn sich das Fach aus dieser Spannung konstituiert, wie kann es mit diesen Prämissen angemessen umgehen? Die vorliegende Arbeit diskutiert dies ausführlich an Rembrandts Anatomie des Dr. Tulp. Gerade in der Deutungsgeschichte dieses Bildes zeigt sich die Alternative von Kunst oder Geschichte besonders deutlich. Gegen diese Opposition wird hier gefragt, ob nicht aus den ästhetisch gewonnenen Erkennntisleistungen der Kunst, wie sie beispielsweise die Ikonik Imdahls entwickelt hat, ein Brückenschlag zu einer historischen Erfahrung möglich ist. In dieser Perspektive ist die Rembrandtsche Anatomie kein Spiegel ihrer Zeit, sondern eröffnet Erfahrungen von Geschichte, wie sie allein vom Bild aus zugänglich werden.
Kunstgeschichte und Weltgegenwartskunst
Konzepte - Methoden - Perspektiven
Die letzte Documenta unter der Leitung Okwui Enwezors eröffnete eine Perspektive auf die Kunstproduktion jenseits der Grenzen Europas und entfachte damit eine grundlegende Diskussion. Enwezors Projekt lagen die Konzepte der Transkulturalität und Exterritorialität zu Grunde. Die Brisanz dieser Leitideen steckt darin, dass sie im Widerspruch zum Selbstverständnis einer westlichen Kunstgeschichte stehen. Sie treffen das Fach in zentralen Punkten seiner Legitimation: dem Kunstbegriff, der sich an der Idee des Originals orientiert, der geografischen Beschränkung auf die so genannte westliche Welt und dem Paradigma einer historischen Kontinuität. Wie reagiert die Kunstgeschichte als eine Disziplin europäischer Prägung auf diese Herausforderung? Kann sie überhaupt im Rahmen ihrer bisherigen Methodik darauf reagieren? Dieser Sammelband verknüpft Beiträge aus Kunstgeschichte, Ethnologie und Philosophie zu einem dichten Netz aus exemplarischer Gegenstandsdiskussion und theoretischer Reflexion.