Der Autor ist ein guter Kenner der arktischen Vogelwelt. Er hat bei seinen Arbeiten besonders die Anpassung von Tieren an die hochnordischen Gebiete untersucht und zeigt, welche Besonderheiten diesen Vögeln das Leben in der unwirtlichen Umgebung ihrer Brutgebiete ermöglichen. In Mitteleuropa kommen die Seetaucher nur als Wintergäste an den Meeresküsten und, viel seltener, auf Gewässern im Binnenland vor. Sie sind dann in ihren schlichten Ruhekleidern nicht leicht zu unterscheiden. Im Brutkleid hingegen ist jede Art so individuell gezeichnet, daß man sie fast auf den ersten Blick bestimmen kann. Die Brutkleider sind eindrucksvoll, beim Prachttaucher sogar von eleganter Schönheit, es sind Muster von weißen Flecken und Streifen auf schwarzem Grund. Seetaucher brüten am Ufer oder auf Inseln von - je nach Art - kleinen bis großen Seen im Norden der gemäßigten Zone und fast in der ganzen Arktis. Sie verfügen über auffallende Ausdrucksformen, die früher als zur Balz gehörend betrachtet wurden. Intensive Beobachtungen im letzten Jahrzehnt haben diese aber als zur Revierverteidigung gehörend erkennen lassen. Die Balz der Seetaucher ist sehr einfach.
Emil Otto Höhn Livres



Die drei Schneehuhnarten, von denen das Alpenschneehuhn in unseren Hochgebirgen vorkommt, sind über große Gebiete der nördlichen Halbkugel verbreitet und zeigen bemerkenswerte Anpassungen an Kälte und Schnee. Sie wechseln ihr Gefieder von einem weißen Winterkleid zu einem gefleckten bräunlichen Sommerkleid und einem ähnlichen Herbstkleid, um sich besser zu tarnen. Erste Forschungen zur hormonalen Steuerung der Gefiederfarbe sind im Gange, insbesondere zur Entwicklung der auffälligen "Rosen" über den Augen während der Brutzeit. Eine unerklärte Erscheinung ist die leichte Rosaverfärbung des Winterkleides, die bei allen drei Arten beobachtet wurde. Während das Alpenschneehuhn Standvogel ist, wandern die im hohen Norden brütenden Alpen- und Moorschneehühner im Herbst mehrere Hundert Kilometer nach Süden. Der schwarze Schwanz, der im Flug sichtbar ist, könnte ihnen helfen, während dieser Migration in Verbindung zu bleiben. Die einzige Art mit weißem Schwanz ist ein Standvogel und fliegt nie weit. Schneehühner haben viele natürliche Feinde, darunter Hermelin, Falken und Steinadler, doch der Mensch stellt wahrscheinlich die größte Bedrohung dar. Da sie in wenig besiedelten Gebieten leben, konnte sich ihr Bestand gut halten.
Die Wassertreter, von denen zwei Arten im hohen Norden leben und eine in den Sumpfgebieten Kanadas brütet, sind in Mitteleuropa seltene Durchzügler. Sie sind nicht nur Watvögel, sondern auch Schwimmvögel, die außerhalb der Brutzeit im Meer leben und im Winter die Küsten der südlichen Erdhalbkugel aufsuchen. Unter den Schnepfenvögeln zeichnen sich die Wassertreter durch interessante Eigenheiten aus, wie das Kreiselschwimmen, bei dem sie Nahrungsteile aus dem Schlamm aufwühlen. In der Fortpflanzungsbiologie unterscheiden sie sich erheblich von den meisten anderen Vögeln: Die farbenprächtigen Weibchen verlassen das Brutgebiet bald nach der Eiablage, während die schlicht gefärbten Männchen das Brüten und die Aufzucht der Jungen übernehmen. Da Brutflecken und andere Merkmale während der Brutzeit hormonell gesteuert werden, führte das aggressive Verhalten der Weibchen, die auch bei Balzspielen die führende Rolle spielen, zu eingehenden Untersuchungen der Geschlechtshormondrüsen. Es wurde festgestellt, dass Weibchen mehr männliche als weibliche Geschlechtshormone besitzen. Diese Merkmale haben sich wahrscheinlich durch Mutation und Selektion in früheren Entwicklungsperioden herausgebildet und beeinflussen das von anderen Vogelarten abweichende Brutverhalten.