Ethnografisches Wissen ist ein bedeutsamer Bestandteil von Alltagskultur. ExpertInnen wie Laien benutzen es und bauen damit flexible Brücken zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Es findet sich in alltäglichen Begriffen und gängigen Stereotypen, es definiert die verschwommenen Bilder von »Heimat« oder »Volk« genauer und beeinflusst politisches Handeln oder mediale Inszenierungen. Ethnografisches Wissen geht in unsere Vorstellungswelten ein, beschreibt Ordnungsrahmen wie »Ethnizität« und »Authentizität« und ist dabei immer wieder wandelbar. Wie sich seine Produktion historisch im Spannungsfeld von Wissenschaft und Gesellschaft entwickelt hat und wie sie heute funktioniert, erkunden die Beiträge dieses Bandes aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen. Ethnografisches Wissen wird damit als bedeutsames »strategisches« Wissen in gesellschaftlichen Veränderungs- und Verständigungsprozessen sichtbar gemacht.
Ina Dietzsch Livres



Wettbüros prägen zunehmend das Bild unserer Innenstädte. Aber was geschieht an einem traditionellen Vergnügungsort wie der Trabrennbahn selbst? Die Autorinnen und Autoren zeichnen die Entwicklung dieses modernen Vergnügens nach, das längst seine Hochphase überschritten hat und sich auf dem spätmodernen Erlebnismarkt zu behaupten versucht.
Die Zeit der deutschen Teilung war auch eine Zeit des Briefeschreibens. Für viele Menschen bestand darin oft über lange Zeit die einzige Möglichkeit, mit Freunden und Familienangehörigen im anderen Teil Deutschlands in Verbindung zu bleiben. Wie aber ist es den ost-westdeutschen Briefeschreibern gelungen, über viele Jahre, oft Jahrzehnte, einen Briefwechsel aufrechtzuerhalten? Wie entwickelten sich die einzelnen Briefbeziehungen und welche Bedingungen mussten erfüllt sein, damit sie nicht zerbrachen? Wie gingen die Briefpartner mit persönlichen Konflikten und Meinungsverschiedenheiten um? Und schließlich: Wie wurden gesellschaftliche Prozesse und Ereignisse, die deutsch-deutsche Grenze und die Einbindung von DDR und Bundesrepublik in zwei unterschiedliche politische bzw. ökonomische Systeme diskutiert? Die Autorin zeigt, wie die Briefe dabei halfen, dass sich sowohl Ost- als auch Westdeutsche immer wieder aufs Neue als Angehörige einer gemeinsamen kulturellen Gemeinschaft verstanden, obwohl diese angesichts der Teilung bereits grundsätzlich in Frage stand.