Tugenden: Was sie wert sind - warum wir sie brauchen
- 136pages
- 5 heures de lecture
Freiheit der Gesellschaft und Anspruch des Unbedingten
Das Buch thematisiert die fundamentale Rolle der Wahrheit in verschiedenen Lebensbereichen und deren unverzichtbare Bedeutung für das Funktionieren der Gesellschaft. Es wird aufgezeigt, dass Konzepte wie Gewissen, Entscheidungsfreiheit, Menschenrechte und sogar der Glaube an Gott auf der Annahme von Wahrheit basieren. Der Autor argumentiert, dass ohne Wahrheit keine sinnvollen zwischenmenschlichen Beziehungen, Verständigung über Lebensziele oder das Streben nach Glück möglich sind.
Die Untersuchung zeigt, dass Vernunft und Glaube, Wissenschaft und Religion nicht im Widerspruch zueinander stehen. Viele Grundüberzeugungen des säkularen Denkens sind theologischer Natur und tragen eine christliche Prägung. Begriffe wie Verantwortung, Toleranz und Menschenwürde sind tief in religiösen Traditionen verwurzelt. Durch die Erforschung dieser Begriffe wird deutlich, dass die aufgeklärte Vernunft auf einem theologischen Fundament basiert. Solche Erkenntnisse sind entscheidend für die innere Freiheit des Menschen in der modernen Welt.
Nachdenken über Fragen wie zum Beispiel, ob Christus der Anfang der christlichen Theologie sei, ob der Glaube aus einer freien Entscheidung bestehe, ob Theologie als Glaubenswissenschaft definiert werde solle und ob Zufriedenheit ein christliches Ideal repräsentiere, kennzeichnet dieses Buch. Daß es Gotteserfahrung und Gottesbegriffe gebe, daß Christen an die Kirche glauben, daß das Konkrete mehr Realität als das Abstrakte besitze sowie daß der Praxis der Vorrang vor der Theorie zukomme, sind Annahmen, die eine Infragestellung verdienen. Es handelt sich beispielsweise um eine unscharfe Fokussierung, wenn Glaubenswahrheit von Glaubenswahrheiten nicht unterschieden oder wenn Gott als eine Wirklichkeit statt als die Wirklichkeit angesehen oder wenn zwischen Wahrheit und Wahrheiten nicht differenziert wird. Die in der Umgangssprache versteckte Theologie hat manchmal den besseren Durchblick. Ein neuer Gedanke in der Theologie ist häufig ein Mißverständnis. Ihre Hauptarbeit besteht in der Bereinigung solcher Sichtbehinderungen. In diesem Buch richtet der Fensterputzer sein Augenmerk auf kaum bemerkte theologische Denkfehler, die zur Zeit im Ansehen stehen.
Als Nikolaus von Kues von den Benediktinermönchen am Tegernsee gebeten wurde, in einer aktuellen Kontroverse zur Rolle der Vernunft in der mystischen Theologie Stellung zu nehmen, arbeitete er seine eigene mystische Theologie sorgfältig heraus und eröffnete damit einen Zugang zu seinem faszinierenden Denken insgesamt. Dieses Denken vereint Mystik und Philosophie, Glaubensoffenbarung und Vernunft, Bibel und Platon. Hoyes Darstellung präsentiert den Denkweg des Cusaners historisch nachvollziehbar und in seiner gegenwärtigen Aktualität. Zugleich setzt sich Hoye mit neueren Cusanus-Deutungen auseinander, z. B. mit der antitheologischen Cusanus-Interpretation von Kurt Flasch.