Die Beiträge des Sammelbandes ziehen eine kritische Bilanz der Rezeption des Capability Approachs in der Sozialpädagogik. Eröffnet dieser einen aktuellen ethischen Referenzrahmen für Gerechtigkeitsdiskurse oder wird er gar als Desiderat für eine vermeintliche Theorielücke angepriesen? Der Capability Approach hat besonders in der Ausformulierung von Martha Nussbaum wie auch von Amartya Sen eine breite (sozial-)pädagogische Rezeption erfahren. Als ethischer Legitimationshorizont für Gerechtigkeitsdiskurse konnte dabei unter dem Paradigma einer Ermöglichung eines guten Lebens für Menschen (auch) in prekären Lebenslagen ein Gegengewicht zu eher rein ökonomisch orientierten Diskursen in der Sozialpädagogik eröffnet werden. In einer kritischen Bilanz der Rezeption des Capability Approach ist jedoch zu fragen, ob die Thematik des guten Lebens überhaupt einen angemessenen ethischen und gesellschaftspolitischen Horizont für die Sozialpädagogik, auch ihrer Geschichte nach, darzustellen vermag. Auf diese und andere Fragen suchen die insgesamt zwölf Beiträge dieses Buches Antworten zu geben.
Eric Mührel Livres






Perspektiven sozialpädagogischer Forschung
- 403pages
- 15 heures de lecture
Welche Fragestellungen sind vor dem Hintergrund des aktuellen sozialen und gesellschaftlichen Wandels für sozialpädagogische Forschung besonders relevant? Gibt es eine Aussicht auf eine systematisch fundierte sozialpädagogische Forschung? Welche erkenntnistheoretischen und wissenschaftsmethodischen Vorgehensweisen sind dabei von besonderer Bedeutung? Gibt es eine genuin sozialpädagogische Forschung oder schließt sozialpädagogische Forschung immer auch Forschung der Sozialarbeitswissenschaften mit ein? Welchen Beitrag kann sozialpädagogische Forschung für das disziplinäre und professionelle Selbstverständnis der Sozialpädagogik respektive Soziale Arbeit leisten?
Menschenrechte und Demokratie
Perspektiven für die Entwicklung der Sozialen Arbeit als Profession und wissenschaftliche Disziplin
- 331pages
- 12 heures de lecture
Inwieweit kann und muss eine auch weltweit zu denkende und zu konzipierende Soziale Arbeit sich im Referenzrahmen von Menschenrechten und Demokratie bewegen? Wie wird sie unter Einbindung neuer sozialer und ökologischer Bewegungen Antworten auf gesellschaftliche Problemlagen, soziale Notlagen und Missachtungen finden? Entscheidend für eine Annäherung zu Antworten auf diese Fragen wird sein, auf welche Theorien und Verständnisse von Menschenrechten und Demokratie sich Soziale Arbeit bezieht und welche wissenschaftlich fundierten Positionen sie dazu einnimmt bzw. präferiert.
Theoriebildung in der sozialen Arbeit
- 214pages
- 8 heures de lecture
Die Etablierung der Sozialarbeitswissenschaft neben der Sozialpädagogik hat zu einer eigenständigen Theoriebildung geführt, die sich als emanzipatorische Bewegung aus der Erziehungswissenschaft entwickelt. Ist diese Heterogenität und Diversität vor dem Hintergrund eines postmodernen Verständnisses nicht nur erklärbar, sondern begrüßenswert? Gibt es in dieser Heterogenität verbindende Paradigmen und Entwicklungstendenzen? Könnte der Entwicklung sich vereinigender Praxisbereiche im Feld der Profession Soziale Arbeit eine ähnliche im disziplinären Bereich folgen? Die Beiträge des Bandes erörtern die (Un-)Möglichkeiten auf dem Wege zu „einer“ Theorie der Sozialen Arbeit.
Das Verhältnis von Staat und Sozialer Arbeit ist seit jeher ein fragwürdiges und ambivalentes. Die Gestaltungsperspektive der Sozialen Arbeit bewegt sich immer im herrschenden sozialpolitischen Spannungsfeld der Gesellschaft. Auch heute ist Soziale Arbeit wieder neu zu verorten im Kontext sozialstaatlicher Rahmensetzungen und sozialpolitischer Konzeptionen. Auf dem Hintergrund der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise, die eine weltweite soziale Krise ausgelöst hat, thematisieren die Beiträge dieses Bandes das fragwürdige Verhältnis von Staat und Sozialer Arbeit. In dem ersten Teil wird aus einem rechtswissenschaftlichen Blickwinkel heraus das Verhältnis von Staat und Sozialer Arbeit thematisiert, wobei Diskurse der Grundrechte, des Sozialrechts und des Sozialstaatsgebotes aufgenommen werden. Im zweiten Teil erfolgt eine Betrachtung im Fokus des professionellen Selbstverständnisses der Sozialen Arbeit.
Im fortdauernden Prozess des gesellschaftlichen Wandels, beispielsweise seien an dieser Stelle die Entwicklung der Lebenswissenschaften sowie der Informationstechnologien genannt, sieht sich die Soziale Arbeit als Profession wie wissenschaftliche Disziplin immer wieder mit neuen Anfragen und Herausforderungen konfrontiert. Dabei handelt es sich v. a. um pädagogische, gesellschaftspolitische, philosophische wie theologische Anfragen, die das professionelle und disziplinäre Selbstverständnis hinterfragen. Welche Antworten kann die Soziale Arbeit hierauf geben?
Was bedeutet es, wenn heute in unterschiedlichen kulturellen, wissenschaftlichen und politischen Kontexten jeweils von der Person, dem Menschen, der Rechtsperson, dem Bürger oder auch dem Individuum gesprochen wird. Bezogen auf den Begriff Person irritiert einerseits der reichhaltige historische Fundus von Verstehensweisen und andererseits die Neuinterpretation des Verständnisses durch die Lebenswissenschaften. In welcher Art und Weise sind Soziale Arbeit und Pädagogik davon betroffen? Und von wem oder was sprechen wir in den professionellen wie disziplinären Diskursen in welchem Verständnis? Mit Beiträgen von Renate Bieritz-Harder, Bernd Birgmeier, Susanne Dungs, Uwe Gerber, Markus Hundeck, Eric Mührel, Carsten Müller und Fritz Rüdiger Volz
Theorien der Sozialpädagogik - ein Theorie-Dilemma?
- 336pages
- 12 heures de lecture
Im Hinblick auf die diffuse Diskussion um die wissenschaftlichen und theoretischen Kerngedanken der Sozialpädagogik hat Hans-Ludwig Schmidt in seiner Dissertation versucht, verschiedene sozialpädagogische Entwürfe und Konzepte systematisch zu ordnen. Dies führte 1981 zur Monographie, in der er die vorliegenden theoretischen Ansätze kritisch analysierte und die Konturen eines handlungstheoretischen Neuansatzes skizzierte, der sich auf den einzelnen Menschen und dessen existenzielle Fragen konzentriert. Sein Ziel war es, das „Theorie-Dilemma“ der damaligen Sozialpädagogik zu lösen und innovative Wege für eine theoriegestützte Sozialpädagogik zu entwickeln. Ob dieses Dilemma heute als gelöst gelten kann, bleibt angesichts der jüngsten Debatten und Publikationen zur Wissenschaftlichkeit der Sozialpädagogik unklar. Die habilitierten Schüler von Hans-Ludwig Schmidt, die 2006 und 2007 ihre Abschlüsse erlangten, haben die Fragen nach den Theorien der Sozialpädagogik neu aufgerollt und nach aktuellen Antworten auf das sozialpädagogische „Theorie-Dilemma“ gesucht. Schmidt hat seit 1994 den Lehrstuhl für Sozialpädagogik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt inne und hat damit einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung des Fachs.
Die Soziale Arbeit lebt von den sozialen Bewegungen einer Gesellschaft, die sie in ihrem Selbstverständnis und ihrem Handeln bewegend herausfordern. Über diesen Austausch mit und die Relation zu diesen sozialen Bewegungen setzt sich Soziale Arbeit als Profession und wissenschaftliche Disziplin mit den gesellschaftlichen und damit auch ökonomischen Strömungen einer jeweiligen Zeit auseinander. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sieht sich die Soziale Arbeit dabei mit sehr unterschiedlichen, ja antagonistischen Strömungen wie beispielsweise der Globalisierung, dem Neoliberalismus, der Postmoderne oder auch der bürgergesellschaftlichen Bewegung konfrontiert. Wie kann sie dabei Wege zu grundlegenden Orientierungen hinsichtlich eines professionellen und wissenschaftlichen Selbstverständnisses finden, um nicht einer blinden Professionalisierung bei gleichzeitiger intellektueller Orientierungslosigkeit anheim zu fallen?
Wie lässt sich die professionelle Haltung in der Sozialen Arbeit beschreiben? Zur Beantwortung dieser Frage gehört eine Klarheit über das Verständnis von Profession und Haltung. Darauf aufbauend kann dann das Besondere der professionellen Haltung in der Sozialen Arbeit befragt werden. Der Vorschlag lautet, dieses Besondere in dem Spannungsverhältnis von Verstehen und Achten des/der Adressaten zu verorten. Eine Grundlegung des Verstehens wird anhand der Hermeneutik Hans-Georg Gadamers erarbeitet, eine des Achtens anhand der Dekonstruktion von Gastfreundschaft bei Jacques Derrida und der Fundamentalethik Emmanuel Lévinas’.
