Flecken
Walter Höllerer und die Epiphanien der Moderne






Walter Höllerer und die Epiphanien der Moderne
Walter Höllerer (1922–2003) gestaltete als Mitglied der Gruppe 47 und langjähriger Mitherausgeber der Zeitschrift Akzente maßgeblich die Modernisierung der deutschen Literatur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er gründete das Institut und die Zeitschrift Sprache im technischen Zeitalter sowie das Literarische Colloquium Berlin, gab wegweisende Anthologien wie Transit oder Junge amerikanische Lyrik heraus und organisierte Veranstaltungen, die den modernen Literaturbetrieb prägten. Seinen Schriften lassen sich zentrale Veränderungen des Literaturbegriffs im Übergang von der Nachkriegs- zur Gegenwartsliteratur ablesen. Anlässlich seines 100. Geburtstages und 20. Todestages präsentiert die Edition eine Auswahl der poetologischen und literaturgeschichtlichen Texte Walter Höllerers.
Die Lebensdaten von J. M. R. Lenz begrenzen eine entscheidende Phase der deutschen Literaturgeschichte, die mit Begriffen wie ?Empfindsamkeit?, ?Sturm und Drang? oder ?Spätaufklärung? nur teilweise beschrieben ist. Ziel des Lenz-Jahrbuchs ist die Erforschung der Kultur- und Mediengeschichte der Literatur im 18. Jahrhundert. Der Band 25 (2018) ist erstmals ein Themenband: 'Lenz in Russland'. Er enthält folgende Beiträge:0Heribert Tommek: Anti-Ödipus Lenz. Versuch einer Schizo-Analyse seiner 'russischen' Produktion0Heinrich Bosse: '.meine unmanierliche Art von den Sachen zu reden.' Selbststeigerung und Selbstentkräftung im Werk von Jakob Lenz0Daniel Cerepanov: Hofmeister in Russland. Theologie und Erziehung im Novikov-Kreis und bei J. M. R. Lenz0Walter Koschmal: Zur ratio des Scheiterns. J. M. R. Lenz in Moskau0Jürgen Link: Ambivalente Kollektivsymbolik und ambivalenter Rousseauismus in Lenz? später Hymne Le jour d?Helene (1789)0Judith Schäfer: Schrift/Skizze/Szene. Lenz? Theater der Fragmente zwischen Text und Bild0Alexej Volskij: Lenz-Meridian der russischen Avantgarde0Zeittafel: J. M. R. Lenz in Russland (1780?1792)
Narrative des Ich und des Selbst sind für die bürgerliche Kultur konstitutiv. Dieser Band beleuchtet, wie das Ich seit Rimbauds Fanal «Je est un autre» destruiert wurde. Nietzsches «Tod Gottes» entthronte das Ich. Ernst Mach erklärte es für «unrettbar», da er es auf seine einzelnen Elemente zurückführte, während Freud das Ich schließlich nach seinen Funktionen im psychischen Apparat zerlegte. Mit der Ich-Auflösung vollzog sich eine fundamentale metaphysische Krise. Die Beiträge zeigen, wie sich diese Auflösung als Katalysator für eine dynamisierte Modernisierung der Künste erwies. Denn paradoxerweise steht die Destruktion des Ich für eine neue, autonome Subjektkonstitution in der Literatur des 20. Jahrhunderts.
Studien zur Geschichte des literarischen Feldes in Deutschland von 1960 bis 2000
Wo ist der literaturgeschichtliche Ort der Gegenwartsliteratur? Die Studie zielt, anders als ereignisgeschichtlich ausgerichtete Versuche, auf eine Strukturgeschichte, die sich auf Pierre Bourdieus Konzept des literarischen Feldes stützt. So wird der Blick frei für die lange Genese der Gegenwartsliteratur seit den 1960er Jahren. Der erste Teil rekonstruiert die Formation des deutsch-deutschen literarischen Feldes. Der zweite Teil widmet sich der Gegenwartsliteratur seit den 1990er Jahren. Autorpositionen werden insbesondere über symptomatische Konflikte und Konkurrenzstellungen situiert (Hans Magnus Enzensberger und Peter Weiss). Weitere Studien betreffen die Autorposition u. a. von W. G. Sebald, die Popliteraten, das literarische „Fräuleinwunder“, Daniel Kehlmann und Elfriede Jelinek. Die Arbeit stellt den ersten systematischen Versuch einer feldanalytischen Literaturgeschichte der Gegenwartsliteratur dar. Sie versteht sich als eine Weiterentwicklung der Feldanalyse Bourdieus und ist damit ein Beitrag zur Diskussion einer Literaturgeschichte „nach der Sozialgeschichte“.
Sozialstruktur - Medien-Ökonomien - Autorpositionen
Sozioanalyse einer literarischen Laufbahn