Hat die liberale Demokratie im Verbund mit der kapitalistischen Wirtschaftsordnung nach dem Zerfall der realsozialistischen Staaten einen unwiderruflichen, weltweiten Siegeszug angetreten? Und kann Politik innerhalb dieses Paradigmas heute nur noch die Verwaltung von Sachzwängen sein? Dies scheint der Stand der Dinge, und er wird von einem Großteil der politischen Philosophie der Gegenwart getragen. In diese Zwänge des Gegebenen interveniert eine Minderheit heterogener Philosophien, die die Frage des Politischen neu stellen. Diese Einführung von Uwe Hebekus und Jan Völker stellt fünf Protagonisten dieses Denkens vor: Ernesto Laclau, Claude Lefort, Jean-Luc Nancy, Jacques Rancière, Alain Badiou.
Uwe Hebekus Livres





Ästhetische Ermächtigung
Zum politischen Ort der Literatur im Zeitraum der Klassischen Moderne
- 458pages
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Das Anliegen dieses Buches ist ein doppeltes. Zum einen spürt es dem politischen Möglichkeitenhorizont nach, wie ihn die Ästhetik der Klassischen Moderne in sich birgt. Zum anderen wird gezeigt, dass dieser Horizont die Möglichkeit des politischen Totalitarismus – des Nationalsozialismus zumal – nicht aus-, sondern einschließt. Wichtige, ja kanonische Texte der deutschsprachigen Literatur der Klassischen Moderne weisen einen Richtungssinn genuin moderner ästhetischer Autonomie auf, der sich gerade auch in der Dimension des Politischen zur Wirkung bringen soll: Aufgrund ihrer ästhetischen Struktur – und eben nicht wegen ihrer manifesten Aussagegehalte – haben diese Texte jenen Denkraum (mit-) eröffnet, innerhalb dessen sich auch der Nationalsozialismus als politisches Projekt situiert hat, und zwar seinerseits als ein solches, das sich nirgendwo anders als in der Dimension des Ästhetischen fundiert sehen wollte. Das politische Imaginäre dieses nationalsozialistischen Projekts – unter Einschluss seiner verhängnisvollen rassistischen Auswirkungen – gehört so einer bestimmten, bis heute jedoch nur zu gern marginalisierten Richtung der Moderne irreduzibel zu.
Die Souveränität der Literatur
- 477pages
- 17 heures de lecture
Das Politische
Figurenlehren des sozialen Körpers nach der Romantik
Seitdem die Französische Revolution den politischen Körper von seinem königlichen Haupt getrennt hat, ist das Bild moderner Macht von einem Riß durchzogen. Was Recht ist, bestimmen Volksvertreter, doch geht die politische Realität in dieser Repräsentation nicht auf. Namen wie ”Volk” und ”Nation” sind exklusive Titel; sie verschweigen den Unterschied, den sie zwischen den Bewohnern eines Landes machen. Das Recht trennt die, die es schützt, von denen, die den Staat nur als Gewalt zu spüren bekommen. Von dem Begehren, die Sache des Politischen zu verhandeln und im Schatten der Politik aufzusuchen, zeugt eine weitläufige Debatte, die bis heute andauert. Ihre theoretischen Impulse hat sie von so unterschiedlichen Denkern wie Carl Schmitt, Michel Foucault, Claude Lefort, Jacques Rancière und Giorgio Agamben erhalten. Genauso führen ihre Spuren aber durch das Feld der Rechtsakten, der Geschichtsschreibung und der Literatur. Die Beiträge des Bandes gehen den einschlägigen und apokryphen Geschichten nach, in denen das Politische auf dem Spiel steht. Sie verfolgen dabei auch eine Arbeit am politischen Imaginären, die seit der Romantik nicht aufhört, in den Figuren des sozialen Körpers eine andere Wirklichkeit der res publica festzuhalten: eine öffentliche Sache, deren heimliche Wahrheit die Dichtung aussagt und deren unheimliche Möglichkeiten sich historisch als Biopolitik und Totalitarismus ausbuchstabieren.
Klios Medien
Die Geschichtskultur des 19. Jahrhunderts in der historistischen Historie und bei Theodor Fontane
Die Arbeit untersucht Praktiken der Vergegenwärtigung von Geschichte in der historistischen Geschichtswissenschaft und in literarischen Texten Fontanes im Bezug auf die Geschichtskultur des 19. Jahrhunderts. An Werken Rankes und Droysens wird gezeigt, daß in der historistischen Historie jene auf Geschichte bezogenen öffentlichen Wahrnehmungsgewohnheiten als Maßstab wirken, wie sie vor allem durch medientechnische Innovationen, etwa das Panorama, etabliert worden waren. Die Praktiken der Repräsentation erweisen sich dabei aber auch als Aktualisierung geschichtstheologischer Denkfiguren und einer rhetorischen Tradition von „Topik als Kulturmodell“. Eng bezogen auf die historistische aisthesis der Geschichte sind die autobiographischen Texte Fontanes, die den Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) ins „Buch der Geschichte“ eintragen wollen. An ihnen wird aber auch deutlich, daß die kulturelle Modernität dieses Krieges unter den Vorgaben der historistischen aisthesis nicht mehr darstellbar ist. Von dem Befund solcher Darstellungsresistenz aus werden späte Erzähltexte Fontanes gelesen, vor allem »Die Poggenpuhls« und »Der Stechlin«. Unter Rückgriff auf ästhetische Elemente der frühen Photographie, auf die zeitgenössische Psychopathologie des Traumas und auf die romantische Poetik der Arabeske decken sie die Wahrnehmungsgrenzen der historistischen Geschichtskultur auf und entwerfen alternative Formen einer Textur der Historie.