Die Soziologie gilt es linke Domäne, und so verwundert es wenig, daß ihr Klassiker Max Weber seit 1945 nur von links rezipiert wird. Dabei war Max Weber alles andere als ein Linker, er trat bei den 'Alldeutschen' aus, weil diese ihm nicht konsequent genug völkisch waren. Allerdings hat er sich im hohen Alter nach dem ersten Weltkrieg vorbehaltlos mit den neuen Verhältnissen argangiert und geht deshalb heute als 'Demokrat' durch. Sein Hauptwerk 'Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus', das er klarer 'calvinistische Ethik' genannt hätte, also der Zusammenhang von Religion und Wirtschaftssystem, aber auch seine scharfe Kritik aller 'Gesinnungsethik' bergen profundes Material für konservatives Denken. Der vorläufig letzte Rechte, der diesen Brunnen ausgeschöpft hat, war Christoph Steding, der mit der hier wieder aufgelegten Schrift 1931 in Marburg bei Wilhelm Mommsen promoviert wurde.
Christoph Steding Livres


Das 1939 von Carl Schmitt rezensierte Lebenswerk, wiewohl in Auszügen sogar als Feldpostausgabe erschienen, wird heute wenig beachtet. In längeren Aufenthalten in der Schweiz, den Niederlanden, Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland sammelte der Autor ein einmaliger Weise Materialen zur Rolle der neutralen Staaten im Zeitalter Bismarcks. Im Dritten Reich war er umstritten, Rosenberg verbot in seinem Einflußbereich jegliche Nennung des Autors in der Presse. Theodor W. Adorno zählt ihn mit Spengler, Klages, Moeller van den Bruck und Ernst Jünger, 'zu denjenigen Theoretikern der extremen Reaktion, deren Liberalismuskritik sich derjenigen der Linken in vielerlei Hinsicht überlegen zeigte.'