Von Anbeginn an suchten die Mönche in Ost und West Orte als Wirkstätten aus, die auf unterschiedliche Art und Weise Grenzen zwischen Natur und Kultur markieren: die Wüste, Berge, Inseln. An die Stelle der Wüste, in die sich die ersten Mönche zurückzogen, trat alsbald das Meer, es wurde zur neuen Wüste des abendländischen Mönchtums. Und so zählen Klosterinseln neben Bergklöstern zum klösterlichen Grundbestand, auf den spätere Mönchsgenerationen aufbauten. Dieser besonderen Verbindung von Mönchtum und Natur im europäischen Vergleich geht der vorliegende Sammelband nach. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem religiösen Imaginarium und mithin der Toponymie und der Symbolik der Insellage, soweit sie in Gründungslegende, Geschichtsschreibung und Kartularen reflektiert werden. Der zweite Fragekomplex kreist um das monastische Ensemble, in welches das einzelne Inselkloster eingebettet ist. Sichtbar gemacht werden auf diese Weise teilweise weitgestreckte Verbindungslinien zwischen den Inseln und ihren Gründern und Stiftern.
Gabriela Signori Livres






Prekäre Ökonomien
- 270pages
- 10 heures de lecture
Schulden waren in der vormodernen durch Münzknappheit geprägten Lebenswelt genauso allgegenwärtig wie in der modernen Welt der Banken und Kreditkarten. Viele lebten auf Pump, nicht nur die Kaufleute und Bankiers, sondern auch einfache Handwerker, ja zuweilen selbst an sich wenig kreditwürdige Knechte und Tagelöhner. Darauf hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Nachdruck schon der Kölner Wirtschaftshistoriker Bruno Kuske hingewiesen. Kuskes Appell, sich intensiver mit dem vormodernen »Verbraucherkredit« zu befassen, sind bis heute allerdings nur sehr wenige gefolgt. Dass das Wirtschaften mit Schulden zu weiten Teilen ein prekäres Wirtschaften war, dafür steht die Vielzahl der Schuldner, die wegen Zahlungsverzug »gefrönt«, verbannt oder in den Schuldturm gesetzt wurden. Die kulturellen Praktiken mit bald integrativen, bald desintegrativen Tendenzen, die sich in Face-to-Face-Gesellschaften um die Kreditvergabe ausbildeten, sind auf jeden Fall vielfältiger als auf Anhieb zu vermuten. Ihnen gilt die Aufmerksamkeit des vorliegenden Sammelbandes, dessen Beiträge sich auf das späte Mittelalter und die Frühe Neuzeit konzentrieren.
Lesen, Schreiben, Sticken und Erinnern
Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte mittelalterlicher Frauenklöster
Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus den Niederlanden, der Schweiz und Deutschland präsentieren ihre Forschungen zur Schrift-, Lese- und Bildkultur mittelalterlicher Frauenklöster. Zugrunde lag ein außerordentlich breitgefasstes Verständnis von Schriftlichkeit, das Tage-, Rent- und Jahrzeitenbücher, Chroniken, „Schwesternbücher“, Heiligenlegenden und Testamente einschloß. Berücksichtigt werden auch Dedikationsbilder, Altartafeln, Buchillustrationen und liturgische Teppiche. Der Band stellt auf vorbildliche Weise sozial- und kulturgeschichtliche Aspekte der Monialforschung vor. Wolfgang Maaz (Cistercienser-Chronik 108, 2001)
Die lesende Frau
- 475pages
- 17 heures de lecture
Aus dem Inhalt (15 Beiträge): Antike J. Fabricius, Kleobulines Schwestern. Bilder lesender und schreibender Frauen im Hellenismus C. Kunst, Lesende Frauen. Zur kulturellen Semantik des Lesens im antiken Rom Mittelalter K. Bodarwé, Lesende Frauen im frühen Mittelalter C. J. Mews, Women Readers in the Age of Heloise K. Schreiner, Die lesende und schreibende Maria als Symbolgestalt religiöser Frauenbildung A. Bollmann, Lesekult und Leseskepsis in den Frauengemeinschaften der Devotio moderna Frühe Neuzeit A. Flüchter, Gelehrte Empfindsamkeit. Sophie LaRoche schreibt sich einen Weg zwischen den Geschlechtern A. Messerli, Gebildet, nicht gelehrt. Weibliche Schreib- und Lesepraktiken in den Diskursen vom 18. zum 19. Jahrhundert Neuzeit G. Müller-Oberhäuser, Lesende Mädchen und Frauen im Viktorianischen England: Lesebiographische (Re-)Konstruktionen U. Renner-Henke, Bildlektüre – Lektürebild. Zu Pablo Picassos “Deux personnages” E. Schutt-Kehm, Buchgenuss mit Herz und Kopf. Die lesende Frau als Exlibris-Motiv um 1900 bis 1945
Das 13. Jahrhundert
- 202pages
- 8 heures de lecture
Das 13. Jahrhundert gehört zu den faszinierendsten Jahrhunderten des Mittelalters. Das liegt an den Widersprüchen, die diese Zeit prägen. In Frankreich und England festigt sich das Königtum. Deutschland wird vom Interregnum bestimmt und vom Ausbau regionaler Machtzentren. Grenzen werden überschritten; Wilhelm von Rubruk reist zu den Mongolen. Andre Grenzen verhärten sich. Der Kreuzzug beherrscht die Epoche - gegen die Sarazenen in Palästina und in Spanien, gegen die Albigenser, gegen die „Heiden“ in Nordosteuropa. An den Universitäten streiten sich Theologie und Philosophie um die Deutungshoheit. Um diese Vielschichtigkeit des Jahrhunderts zu erfassen, schreibt Signori keine politische Ereignisgeschichte. Sie zeigt in ihrem übersichtlichen Studienbuch quellennah vielmehr die tiefergreifenden Strukturen auf, die die Bereiche Politik, Gesellschaft und Kultur bestimmen. Und sie versteht es, die mannigfachen Verbindungen zwischen den verschiedenen Bereichen sichtbar zu machen. Zudem macht sie mit der Überlieferungslage vertraut, indem sie die Quellen in den Vordergrund stellt.
Im Spätmittelalter war das Lesen und Schreiben für Mädchen ein vielschichtiges Thema, das über den reinen Hausgebrauch hinausging. Die Quellenanthologie beleuchtet, wo und bei wem Mädchen diese Fähigkeiten erlernten und welche Erziehungskonzepte dabei eine Rolle spielten. Sie untersucht die Kulturtechniken des Lesens, Redens und Briefeschreibens und präsentiert ausgewählte Büchersammlungen und Bibliotheken aus verschiedenen sozialen Kontexten. Diese Sammlung richtet sich an Studierende der Geschichts- und Literaturwissenschaft sowie an geschichtsinteressierte Leser.
Wunder. Eine historische Einführung
- 200pages
- 7 heures de lecture
Die Einführung von Gabriela Signori beleuchtet die Rolle von Wundern von der Antike bis zur Gegenwart in abendländischen Frömmigkeitspraktiken. Sie erklärt, welche Ereignisse als Wunder gelten, deren Wahrnehmung, Zertifizierung und Einfluss auf die Heiligsprechung sowie die Veränderungen durch die Reformation.
Das Nekrolog des Zisterzienserinnenklosters Feldbach, im heutigen Kanton Thurgau am Untersee gelegen, entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Es enthält Namen verstorbener Nonnen und ihrer Angehörigen, beginnend mit Einträgen aus dem 13. Jahrhundert, die aus einer älteren Vorlage stammen. Das Totenbuch wurde laufend geführt und endet mit Einträgen aus dem Jahr 1706. Die verzeichneten Personen stammten überwiegend aus der Stadt Konstanz, dem Bodenseeraum und Oberschwaben. Die ältesten Einträge zeigen eine Nähe des Klosters zu den Habsburger Königen Rudolf I. und Albrecht I., sowie zu den Habsburgern nahestehenden Gefolgsleuten aus der Gegend.
Das Wunderbuch Unserer Lieben Frau im thüringischen Elende (1419-1517)
hrsg. und kommentiert von Gabriela Signori. Unter Mitarb. von Jan Hrdina, Thomas Müller und Marc Münz
Mit dieser Edition wird das älteste deutschsprachige Marienwunderbuch, das über die Wirren der Reformation erhalten geblieben ist, in seinem originalen Textbestand vorgelegt und kommentiert. Über einen Zeitraum von fast hundert Jahren erstrecken sich die Wundereinträge. Die überwiegende Mehrzahl datiert jedoch aus der Zeit der Hussitenkriege, als Heerscharen aus dem ganzen Reich durch Sachsen und Thüringen zogen, um die böhmischen »Ketzer« zu bezwingen. Dadurch erhält das Wunderbuch aus dem thüringischen Marienwallfahrtsort zwischen Heiligenstadt und Nordhausen einen ganz eigenen Charakter. Es sticht vor allem der Wundertypus der so genannten Gefangenenbefreiung hervor. Doch auch Wunder bei alltäglichen Nöten und Sorgen lassen sich unter den Einträgen finden.
Thomas von Aquin - oder wie aus einem Intellektuellen ein Mystiker (gemacht) wird
- 218pages
- 8 heures de lecture
1957 hat der franzosische Benediktiner Jean Leclerq (1911-1993) in seiner kleinen, aber feinen Studie mit dem sprechenden Titel L'amour des lettres et le desir de Dieu auf das schwierige Verhaltnis aufmerksam gemacht, das 'Wissenschaft' und 'Gottverlangen' im abendlandischen Monchtum bald vereint, bald auseinandertreibt. Mit dieser Herausforderung hatten die suditalienischen Dominikaner im Jahr 1317 zu kampfen, als sie sich entschlossen, die Heiligsprechung ihres beruhmten Landsmannes, Lehrers und Ordensbruders Thomas von Aquin (gest. 1274) in die Wege zu leiten. Dieser Mann namlich hatte zeitlebens kaum etwas anderes getan als gelesen und geschrieben, zum Teil an mehreren Buchern zugleich, wie seine Bewunderer gerne bemerkten. Heute wurden wir ihn als einen waschechten Intellektuellen, als einen reinen Verstandesmenschen begreifen. Aus diesem in vielerlei Hinsicht ungewohnlichen Gelehrten, dessen Ideen bis heute nachwirken, wollten seine suditalienischen Ordensbruder zu Beginn des 14. Jahrhunderts einen Heiligen machen. So etwas hatte es in dieser Extremform noch nicht gegeben; das machte das Projekt fur alle Beteiligten zu einer unerhorten Herausforderung!