Seine Situation als Kommunist, Jude und Exilant hat den unruhigen Kurs des Rasenden Reporters Egon Erwin Kisch durch das 20. Jahrhundert bestimmt. Als Jude und Kommunist wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet, vertrieben und auf den Scheiterhaufen der Autodafés verbrannt. Nach 1945 vereinnahmte ihn der Osten als Kommunist; der Westen rehabilitierte ihn mittels fragwürdiger Spekulationen über Lücken in seiner Linientreue nur zum Teil. Als Exilant wurde er totgeschwiegen und nahezu vergessen. Erstmals beschäftigt sich eine Arbeit detailliert mit den literarischen Reportagen Egon Erwin Kischs, die zu Beginn der vierziger Jahre im mexikanischen Exil entstanden sind, und untersucht die besondere Position einer sowohl publizistisch als auch literarisch verankerten Gattung innerhalb der Exilliteratur.
Karin Ceballos Betancur Livres



Viele, die ihn damals sahen, können sich heute nicht an ihn erinnern, und die meisten, die sein Andenken bewahren, sind ihm nie begegnet: Ernesto Guevara de la Serna war 23 Jahre alt, als er 1951 mit seinem Freund Alberto Granado zu einer legendären Reise durch Südamerika aufbrach. Diese Reise konfrontierte den aus wohlhabenden Verhältnissen stammenden Medizinstudenten mit prekären sozialen Bedingungen und veränderte sein Denken nachhaltig. So wurde das Abenteuer zur Initiation des Revolutionärs Ernesto Che Guevara. Fünfzig Jahre später begibt sich Karin Ceballos Betancur auf Spurensuche entlang der Reiseroute und vergleicht Guevaras Notizen mit ihren heutigen Eindrücken. Sie spricht mit seinen Jugendfreunden, Angehörigen und seiner Grundschullehrerin, die im Comandante der kubanischen Revolution ihren ehemaligen Schützling erkannte. Jenseits der Ikonografie sind die Spuren von Che Guevaras Erbe heute vor allem im Protest spürbar, dem Ceballos Betancur auf ihrer Reise begegnet. Ihre Beobachtungen bilden Miniaturen, die ein Mosaik der politischen Realität eines Kontinents ergeben, der seit dem Rückzug brutaler Diktaturen an den Rand westlicher Wahrnehmungswelten gedrängt wurde, während subtilere Unterdrückungsmechanismen an ihre Stelle traten.