Die etwa 60 Bilder aus dem Nachlass von Andreas Züst behandeln das Phänomen von Nebeldecken, die durch unsere Zivilisation von unten beleuchtet werden und so eine fluoreszierende Wirkung erhalten. Das Buch Die fluoreszierenden Nebelmeere wird den wichtigsten Aspekt aus Andreas Züsts «Himmel»-Zyklus umfassen. Es handelt sich um das vom zürcherischen Bachtel aus fotografisch festgehaltene Phänomen winterlicher Nebeldecken über dem schweizerischen Mittelland, die durch die Zivilisation, Strassenlaternen und Hausbeleuchtungen, von unten beleuchtet werden. Der Schweizer Schriftsteller Peter Weber gab ihnen den Titel Die fluoreszierenden Nebelmeere, fotografiert hat Andreas Züst die meisten davon nur wenige Monate vor seinem Tod, Ende 1999, Anfang 2000. Ergänzt werden die etwa 60 Bilder durch einen Text von Peter Weber, der seit Mitte der 1990er Jahre mit Andreas Züst zusammengearbeitet hat und gemeinsam mit ihm der Erfassung von ästhetisch beeindruckenden, wissenschaftlich interessanten Naturphänomenen nachspürte. Die fluoreszierenden Nebelmeere reiht sich durch seinen monothematischen Charakter nahtlos in die bis anhin veröffentlichten Bücher Bekannte Bekannte 1, Bekannte Bekannte 2 und Roundabouts ein und ergänzt diese durch einen weiteren, wichtigen Aspekt von Andreas Züsts Schaffen.
Andreas Züst Livres




Bereits ab den späten 1970er Jahren fotografierte Andreas Züst die optischen und meteorologischen Phänomene der Atmosphäre, darunter Blitze, Dämmerungserscheinungen, Halos und Nordlichter. Mitte der 1990er Jahre begann er eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Peter Weber, die in der Tonbildschau 'Himmel' mündete und die wichtigsten dieser Bilder umfasste. Die Auswahl von 80 Bildern wurde immer wieder überarbeitet und stellt die Essenz von Züsts Beschäftigung mit dem Thema Himmel dar. Fünf Jahre nach Fluoreszierende Nebelmeere wird dieser bedeutende Werkzyklus nun als Ganzes veröffentlicht. Der über 150 Bilder umfassende Bildband wird durch Texte verschiedener Autoren ergänzt, die spezifische Fragestellungen zum Himmelsthema in Züsts Universum beleuchten. Michel Mettler untersucht die inneren Wetterlagen und interpretiert die Himmelsphänomene als Angebote zur Selbstbespiegelung. Peter Weber berichtet Anekdotisches über Züsts Vermittlungs- und Bekehrungstrieb, während Bernd Stiegler über Visualisierung in den Naturwissenschaften schreibt. David Weiss liefert das Nachwort. Den inspirierenden Abschluss bildet ein Streifzug durch Züsts umfangreiche Sammlung von Büchern über den Himmel, verfasst von Mara Züst und Stefanie Sourlier.
Der Roundabout, eine kreiselförmige Lösung für Kreuzungsprobleme, wurde in England erfunden und verbreitete sich im Britischen Weltreich. In der Schweiz begann die systematische Verkreiselung suburbaner Kreuzungen erst in den 80er-Jahren, jedoch mit umfassenden und aufwendigen Umsetzungen. Im Zentrum eines Verkehrskreisels befindet sich ein nutzungsfreier Raum, der oft kreativ gestaltet wird. Hier wird der Kreativität ein zentraler Platz eingeräumt, und Kreisel fungieren als Marketing-Plattformen für lokale Gewerbe, historische Allegorien, Kunst und Denkmäler. Dieser Raum kann vielfältig genutzt werden, um dem Nicht-Ort einen Sinn zu verleihen, der beim Vorbeifahren nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen wird. Andreas Züst begann um 1990 mit der fotografischen Dokumentation von Verkehrskreiseln in seiner Umgebung. Er fotografierte die Anlagen aus Augenhöhe, ohne eine Wertung vorzunehmen. Zwischen 1997 und 1999 reiste er nach Indien, England und Frankreich, um das Projekt abzuschließen. Anfang 1999 wurden erste Fotografien für ein Buchprojekt ausgewählt. Die überarbeitete Bildauswahl entstand in Zusammenarbeit mit Heinz Keller, der den fotografischen Nachlass von Züst sichtet und ordnet.
Die Kamera war Andreas Züsts treue Begleiterin bei seinen Spaziergängen durch Landschaften und die nächtliche Stadt. Mit seiner Pentax und s/w-Film hielt er sein Leben fest, ähnlich einem Tagebuch. Fragmentarische Notizen zu den abgelichteten Geschehnissen trug er in seine Almanache ein. Der erste Almanach, von 1978 bis 1983, bildet den Rahmen für die Publikation und zeigt seine Beobachtungen visueller Phänomene, sozialer Verbindungen und Zeitgeschichte. Diese chronologische Sichtweise eröffnet einen Zugang zu Züsts leicht melancholischem Wesen und seinem Blick auf verschiedene Phänomene, von der Zürcher Bahnhofstrasse über Eisstrukturen bis hin zu nächtlichen Straßenszenen und seiner Familie. Auch sein Interesse am Medium Fotografie wird deutlich, etwa im Festhalten des Fotografierens, in Doppelbelichtungen und seinem Blick für Fotografie im Alltag. Züst nutzte teils einen Agfa Ortho 25, einen Repro-Film mit eigener Ästhetik. Diese aufwendig recherchierte Publikation bietet einen umfassenden Blick auf sein Werk, da in den s/w Bildern alle Motive seiner Farbbildserien vertreten sind. In dieser Verbindung wird die Publikation zu Züsts persönlichstem und künstlerisch aufschlussreichstem Werk.