Der Band versammelt Beiträge aus fünf Sektionen des Warschauer IVG-Kongresses. Die Sektion Deutsche Morphologie im Kontrast (betreut von Horst J. Simon et al.) zielt darauf ab, die Besonderheiten der deutschen Morphologie im Vergleich zu anderen Sprachen darzustellen. Die methodischen Ansätze zeigen ein tiefes Verständnis theoretischer Zusammenhänge und deren praktische Anwendbarkeit im Kontext Deutsch als Fremdsprache. Die Sektion Beschreibende deutsche Grammatik (betreut von Józef Paweł Darski et al.) widmet sich der Grammatikographie und theoretischen Fragestellungen, wie der Definition von «Regel» und «Widerspruch» sowie Konsistenzfragen. In der Sektion Synthetische Grammatik des Deutschen (betreut von Kennosuke Ezawa) wird das Konzept der synthetischen Grammatik als «Grammatik des Sprechens» untersucht, basierend auf den Arbeiten von Tsugio Sekiguchi. Die Sektion Corpusdaten und grammatische Regeln (betreut von Stefan J. Schierholz et al.) analysiert die Verwendung von Sprachdaten aus großen Textcorpora für die Grammatikforschung und prüft Methoden und Praktiken. Die Beiträge befassen sich mit Adjektivvalenz, Corpusdesign und kontrastiven Vergleichen zwischen Deutsch und Englisch. Schließlich behandelt die Sektion Sprachkonzepte und Grammatikmodelle im DaFiA-Unterricht (betreut von Peter Colliander et al.) zentrale Themen des Grammatikunterrichts im DaFiA, dokumentiert Lehr- und Lernerfahrungen und evaluiert Sprachkonzept
Horst J. Simon Livres



Every linguistic theory has to come to grips with a fundamental property of human language: the existence of exceptions, i. e. phenomena that do not follow the standard patterns one observes otherwise. The contributions to this volume discuss and exemplify a variety of approaches to exceptionality within different formal and non-formal frameworks. Topics include criteria for exceptionality, the diachronic rise of exceptions, the relevance of different grammatical subsystems and their interaction in the explanation of exceptions, and the crucial characteristics of grammatical models that can accommodate exceptions. A special feature of the book is that the articles are accompanied by peer-commentaries and responses thereupon, thus opening up the papers to further discussion.
Für eine grammatische Kategorie 'Respekt' im Deutschen
Synchronie, Diachronie und Typologie der deutschen Anredepronomina
Diese Studie untersucht die bislang vernachlässigten grammatischen Eigenschaften der deutschen Anredepronomina und vertritt die These, dass das Deutsche neben Person und Numerus auch die Kategorie 'Respekt' als Ausdruck grammatikalisierter Höflichkeit besitzt. Zunächst werden die charakteristischen Eigenschaften grammatischer Kategorien erläutert und anhand von Pronominalsystemen veranschaulicht. Anschließend wird aufgezeigt, wie 'Respekt' in verschiedenen nicht-indogermanischen Sprachen verankert ist. Diese Perspektive ermöglicht es, die strukturellen Entwicklungsstufen der deutschen Anredepronomina von den Anfängen bis zur Gegenwart zu identifizieren und den Übergang von älteren, pragmatisch organisierten Systemen zur heutigen grammatischen Strukturiertheit nachzuvollziehen. Syntaktische Analysen zum Aufbau pronominaler Phrasen sowie zur Verbmorphologie im Standarddeutschen und im Bairischen verdeutlichen die systematischen Unterschiede zwischen Sie (2. Person Honorativ) und sie (3. Person Plural). Ein Ausblick bietet Perspektiven für die theoretische Morphologie und die Sprachwandeltheorie. Durch die Kombination von typologischem Wissen und detaillierter germanistisch-philologischer Kenntnis entwickelt der Autor neue Ansätze zur grammatischen Behandlung der deutschen Höflichkeitsanrede in syn- und diachroner sowie dialektologischer Hinsicht.