Simone Schultz Livres




Treue gilt ungebrochen als wichtigster ethischer Faktor und grundlegendes gesellschaftkonstituierendes Element des Mittelalters. Die vorliegende textsortenubergreifende Studie geht erstmals der Konzeptualisierung von Treue in deutschsprachigen Texten des Mittelalters auf breiter Materialbasis nach. Knapp 800 Belegstellen aus Prosa- und Verstexten aller Themenbereiche (Poesie, Religion, Geschichte, Recht u.a.m.) von den Anfangen volkssprachiger Schriftlichkeit bis um 1350 bilden die Grundlage. Die Auswertung und Analyse erfolgt konsequent lexembezogen und ausgehend von den Verwendungsweisen von mhd. 'triuwe', ahd. 'triuwa' und as. 'treuwa' nebst der mit 'un'- prafigierten Formen. Hierfur werden die diskurslinguistische Mehr-Ebenen-Analyse und die Frame-Semantik auf die historische Textsituation angepasst und hinsichtlich der Handhabung und Visualisierung grosserer Belegmengen erprobt. Die Studie versteht sich als Pladoyer fur das Zusammengehen von sprachlichen und literaturwissenschaftlichen Ansatzen, wenn es darum geht, historische Wissensbereiche zu erfassen und zu analysieren.
Dispositio picta - dispositio imaginum
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Der um 1300 entstandene Roman «Apollonius von Tyrland» Heinrichs von Neustadt ist in vier Handschriften und einem Fragment des 15. Jahrhunderts überliefert. Jeder der Überlieferungsträger weist unterschiedliche, jeweils ganz eigene Ausstattungsmerkmale auf: Illustrationen und Freiräume (Hs. b/Gotha und Hs. c/Wien, wohl auch Fragment e) sowie Kapiteleinteilungen bzw. Kapitelüberschriften (in Hs. a/Straßburg und Hs. d/Wien) gliedern den Text. Diese strukturellen Eingriffe und die individuelle Gestaltung beeinflussen die Rezeption nachhaltig. Inwiefern jeder der Überlieferungsträger mit seinen spezifischen Gliederungsmitteln den Text Heinrichs von Neustadt nicht nur an der Oberfläche strukturiert, sondern auch ganz entscheidend interpretiert, wird mittels einer vergleichenden Analyse verdeutlicht. Diese Untersuchung analysiert das strukturelle Verhältnis aller Überlieferungsträger sowie den Bezug der beiden erhaltenen Illustrationszyklen zueinander. Ferner erfolgt erstmals die Publikation der lange Zeit für unleserlich gehaltenen Überschriften der Handschrift d (Wien).