Claudia Bogedan Livres

Die international vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung kritisiert seit langem, dass die Sozialversicherung ungeeignet sei, die Arbeitsmarktpartizipation und den sozialen Ausgleich im Zuge des Übergangs zur Dienstleistungsgesellschaft zu gewährleisten. Insofern überhaupt Reformen stattgefunden haben, hätten diese eine Spaltung der Gesellschaft in Insider und Outsider vorangetrieben. Die Beiträge im vorliegenden Band unterwerfen diese Thesen einer kritischen Untersuchung. Auf der Basis von Länderberichten, Fallstudien und quantitativen Analysen werden schließlich Reformoptionen für die Sozialversicherung entwickelt. Im letzten Kapitel werden neue quantitative Indikatoren zur institutionellen Entwicklung sozialer Sicherungssysteme in 18 europäischen Ländern von 1990 bis heute präsentiert.

Der demografische Wandel wird oft negativ betrachtet, mit Fokus auf schrumpfende Bevölkerungszahlen und steigende Altenquotienten, was zu düsteren Prognosen für Wirtschaft und Gesellschaft führt. Diese Sichtweise stellt die Grundpfeiler eines solidarischen Sozialmodells in Frage und suggeriert, dass Lebensrisiken unvermeidlich ins Private zurückverlagert werden müssen. Die AutorInnen des vorliegenden Bandes hingegen nehmen eine positive Perspektive ein, insbesondere in den Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Soziales. Sie erkennen die realen Herausforderungen an, zielen jedoch darauf ab, die häufig mit diesen Veränderungen verbundenen Negativszenarien zu hinterfragen. Ihr Ansatz ist es, eine optimistischere Haltung zu fördern und zu untersuchen, welche Verbesserungen für individuelle Lebens- und Arbeitsbedingungen möglich sind. Sie fragen, wo der Staat Vorteile gewinnen und Gestaltungsspielräume schaffen kann, und wo gesellschaftliche Solidaritätsbeziehungen erneuert werden können. Durch diese positive Betrachtungsweise wird der demografische Wandel nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance gesehen, die es zu nutzen gilt, um eine solidarische und zukunftsfähige Gesellschaft zu gestalten.