Joerg Th. Burger Livres

Wohnzimmer, Badezimmer, ein langer Flur mit einem grauen Läufer, ein Herrgottswinkel über einer Sitzgruppe, eine massive Ledercouch: Es sind Elemente normaler, völlig unspektakulärer Interieurs und Wohnungen, die in den versammelten Fotografien identifiziert werden können. Die Andersartigkeit der Räume fällt auf: Historische Bauten, zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert errichtet, in denen heute noch gelebt und gearbeitet wird. Doch es ist nicht allein der Gegensatz zwischen dem Alter dieser gebauten Räume und ihrer Einrichtung. Zwischen den Gegenstand - die Architektur im weitesten Sinne - und die BetrachterInnen schiebt sich der Blick der FotografInnen. Ihre Bilder befriedigen keinerlei Art von Voyeurismus und legen nichts frei außer den musealen Charakter dieser Räume, dem sich Gegenstände, Möbel und nicht zuletzt die BewohnerInnen untergeordnet haben.

Die VOEST in Linz ist nicht nur das größte Stahlwerk Österreichs mit einer Geschichte, die 1938 beginnt, sondern auch Arbeitgeber für 10.000 Menschen, die bis aus einer Entfernung von 200 Kilometern täglich anreisen. Auf dem Betriebsgelände der VOEST haben der Fotograf Joerg Burger und der Dokumentarfilmer Johannes Holzhausen fotografiert und mit den Arbeitern gesprochen. Entstanden ist dabei ein Bildband voller überraschender Blicke auf einen Ort, an dem sich alte und neue Industrie durchmischen. Im Zentrum des Buches stehen aber die Arbeiter, die darin selber zu Wort kommen. Deren Geschichten und Gedanken zur Arbeit, zu ihrem Werk, zu ihrer Vergangenheit und Zukunft zeigen eine sich rasch verändernde Arbeitswelt, in der der Einzelne sich immer schwerer zurechtfindet.