Die Davoser Disputation zwischen Martin Heidegger und Ernst Cassirer (1929) gehört zu den Schlüsselereignissen der Philosophie des 20. Jahrhunderts. Hinter ihrem offiziellen Thema — Kant und die Kant-Interpretation des Neukantianismus — stand ein grundsätzlicher Konflikt über Paradigmen philosophischer Theoriebildung — Existenz versus Kultur, Geschick versus Geschichte, die ›Bereitschaft‹ zu Angst und Tod gegen die »befreiende Kraft der symbolischen Formgebung«. Die Entscheidung der Deutschen für Hitler und den politischen Totalitarismus war ausdrücklich eine Entscheidung gegen Programme und Orientierungen, die in der Cassirerschen Philosophie mit positiven Werten besetzt sind: Autonomie des Menschen und Humanität der Kultur. Aus diesem Grunde bleibt Davos gerade für das Verständnis auch der deutschen Kulturgeschichte und ihrer politischen Bedeutung im 20. Jahrhundert signifikant.
Dominic Kaegi Livres


Philosophie der Lust
- 227pages
- 8 heures de lecture
Lust und Philosophie – Ist die Philosophie als rationales, diszipliniertes Nachdenken nicht weit entfernt von aller Sinnlichkeit? Oder gerade umgekehrt: Ermöglicht das Nachdenken über die Lust erst wirkliches – lustvolles – Philosophieren? Die Lust gehört zu den ältesten und am kontroversesten diskutierten Themen der Philosophie. Der – oft missverstandene – epikureische Lustbegriff stellte die Weichen für eine Diskussion mit oft polarisierenden Positionen, welche im Kontext des aufkommenden Christentums eine Verschärfung erfahren hat und bis heute andauert. Die Brisanz der Lust liegt aber auch an der breiten Einbettung der Lust in vielfältige Themen des Lebens: Eng verbunden mit der Frage nach der richtigen Lebensführung wirft die Beschäftigung mit der Lust ethische, theologische und ästhetische Fragen auf.